Dienstag11. November 2025

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WM-Vergabe wird zur Farce

WM-Vergabe wird zur Farce

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FUSSBALL - Die umstrittene Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 gerät immer stärker ins Zwielicht und droht für den Fußball-Weltverband FIFA zu einem Fiasko zu werden.

Nachdem am 18. November bereits die Exekutiv-Mitglieder Reynald Temarii (Tahiti) und Amos Amadu (Nigeria) wegen Verletzung des Ethik-Codes suspendiert wurden, stehen nun drei weitere namhafte Funktionäre aus der Weltregierung des Fußballs unter Korruptionsverdacht. Zwei südamerikanische Spitzenfunktionäre und ein hochrangiger Offizieller aus Afrika, die am Mittwoch über die Gastgeber der WM-Turniere 2018 und 2022 mitabstimmen, sollen nach übereinstimmenden Medienberichten Bestechungsgelder angenommen haben

Der Züricher Tagesanzeiger berichtete am Montag, dass das FIFA-Trio in der Vergangenheit von der 2001 bankrottgegangenen Vermarktungsagentur ISL Bestechungsgelder von mehr als zehn Millionen Dollar kassiert haben soll.

Die FIFA wollte sich bis Montagnachmittag nicht zu den neuen Vorwürfen äußern. Eine Verschiebung der WM-Vergabe, die erstmals in der Geschichte gleich für zwei Turniere gilt, erscheint unwahrscheinlich.

Der Weltverband tut sich im Umgang mit der neuerlichen Affäre schwer, da es sich bei den drei Exekutiv-Mitgliedern um Schwergewichte im internationalen Sport handelt und die Fakten intern wohl lange bekannt sind.

Schon 2008 waren beim Strafprozess gegen die ISL Zahlungen an Funktionäre der FIFA, des IOC und weiterer Verbände in Höhe von insgesamt 138 Millionen Euro öffentlich geworden. Die FIFA war damals sehr darum bemüht, einen Korruptionsprozess abzuwenden.

„Eine alte Geschichte“

Die BBC-Sendung „Panorama“ konkretisierte gestern Abend die Vorwürfe gegen die drei Funktionäre. Das beschuldigte Trio wollte sich gegenüber „Panorama“ nicht zu den Anschuldigungen äußern. „Es gibt nichts Neues. Das ist eine alte Geschichte, die aufgewärmt wird, weil wir vor der Wahl von zwei WM-Endrunden sind“, teilte der Sprecher des brasilianischen Verbandes CBF für seinen Präsidenten Ricardo Teixeira mit.

Auf der Insel wurde die Ausstrahlung der Sendung mit Entsetzen zur Kenntnis genommen. Im Mutterland des Fußballs befürchtet man dadurch Nachteile bei der Kandidatur für die WM 2018, um deren Ausrichtung sich auch Spanien/Portugal, Niederlande/Belgien und Russland bewerben.

„Das ist natürlich frustrierend. Aber dies ist ein freies Land. Ich denke, die FIFA versteht das“, sagte Großbritanniens Premierminister David Cameron. Englands Bewerbungschef Andy Anson warf der BBC sogar ein „unpatriotisches“ Verhalten vor, die Sendung so kurz vor der WM-Vergabe morgen in Zürich auszustrahlen.

Unterdessen hofft Australien im Kampf um die WM 2022 auf eine „Lex Ozeanien“. Obwohl der Kontinental-Verband nach der Suspendierung von Temarii in der FIFA-Exekutive derzeit nicht vertreten ist, wollen die Australier ein Stimmrecht für Ozeanien bei der Abstimmung am Mittwoch. Auch dazu hat sich die FIFA bisher nicht geäußert.