Für Vettel begann die neue F1-Saison demnach so wie die alte aufgehört hat: auf Platz eins. Nach der Präsentation spulte er wie ein Uhrwerk insgesamt 93 Runden ab und fuhr mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit gleich wieder die Bestzeit.
Regel-Ecke: Das ist neu
Bis zum Saisonauftakt am 13. März in Bahrain können sich die Piloten nun auf die Neuerungen an ihren Autos einstellen. Insgesamt stehen Fahrern und Teams vier Testperioden zur Verfügung. Den Anfang machen die drei Tage in Valencia.
• Vor allem drei Dinge haben sich für die neue Saison grundlegend geändert. Nachdem der japanische Hersteller Bridgestone aus der Königsklasse des Motorsports ausgestiegen ist, bekommen die Rennställe die Reifen von Rückkehrer Pirelli. Die Pneus aus Italien sollen schneller abbauen, heißt es. Es wird darauf ankommen, die Autos darauf bestmöglich einzustellen.
• Ausgerüstet sind die Wagen nach einem Jahr Pause wieder mit dem Energierückgewinnungssystem KERS, nachdem man 2010 darauf verzichtet hatte. Mit dem sogenannten „Boost-Button“ können zusätzlich 82 PS für 6,7 Sekunden pro Runde abgerufen werden. Vor allem am Start kann der Hybrid-Schub enorme Vorteile bringen.
• Neu ist der verstellbare Heckflügel, bedient wird er ebenso wie KERS per Knopfdruck auf dem Lenkrad. Auch der Heckflügel darf einmal pro Runde im Rennen verstellt werden.
• Nach Experteneinschätzung bringen KERS und der verstellbare Flügel in Kombination einen Gewinn von 20 Stundenkilometern.
Startschwierigkeiten gab es dagegen bei Mercedes. Nico Rosberg stoppte – gleichfalls nach der Präsentation am selben Morgen – schon nach neun Runden ein Hydraulikproblem, Rekordweltmeister Michael Schumacher blieb danach gerade einmal eine knappe Dreiviertelstunde im neuen Silberpfeil draußen.
„Es war ein sehr guter erster Tag für uns. 93 Runden zum Auftakt sind uns noch nie gelungen. Und was den Speed angeht, ist es besser, ganz oben zu stehen als ganz unten“, sagte Vettel, für den seine neue Startnummer 1 gleich Programm war. „Die Nummer sieht gut aus, aber ich weiß ja, welche ich drauf habe“, meinte der 23-Jährige: „Sie ist besser als jede andere Nummer, vor allem weil man weiß, warum man sie trägt. Sie macht mich aber nicht schneller.“
Vettel ging schon um 10.05 Uhr, fünf Minuten nach Beginn der Testfahrten, mit der Nachfolgerin seiner „Luscious Liz“ („leckere Liz“) erstmals auf die Strecke und war von Beginn an schnell unterwegs. Am Ende war er mehr als sieben Zehntelsekunden schneller als Vize-Weltmeister Fernando Alonso im ebenfalls neuen Ferrari (98 Runden).
Rosberg ließ sich bei der Jungfernfahrt des neuen Mercedes, den er um 9.22 Uhr gemeinsam mit Schumacher enthüllt hatte, 20 Minuten mehr Zeit. Nach der langwierigen Reparatur ging Schumacher erst spät auf die Strecke, kam nur noch auf 15 Runden und Platz neun. Als „interessant, aber kurz“ beschrieb Schumacher seine erste Ausfahrt. Zweifel daran, dass der neue Silberpfeil deutlich besser ist als der Vorgänger, hat er auch nach den technischen Problemen nicht. „Ich denke, mit diesem Auto sollten wir in der Lage sein, um Podiumsplätze und – wenn es gut läuft – auch um Siege kämpfen zu können.“ Ein spanischer Fanclub stärkte dem siebenmaligen Weltmeister Schumacher mit einem Transparent den Rücken: „Schumi, wir glauben an Dich. Es ist Zeit für die 8.“
Lotus Renault: verhalten
Gegen Schumachers achten Titel hätte allerdings Vettel sicher etwas einzuwenden, nicht nur, weil er den Wanderpokal für den Weltmeister gerne noch etwas länger zu Hause stehen haben würde. „Natürlich wollen wir den Titel verteidigen“, sagte der 23-Jährige. Dass er als jüngster Weltmeister der Formel-1-Geschichte noch genügend Zeit hätte, auch Schumachers Bestmarke zu übertreffen, damit will er sich aber noch nicht beschäftigen. „Dafür würde ich viel Zeit brauchen“, meinte Vettel: „Man setzt sich nicht das Ziel, acht Titel zu holen, um einen mehr zu haben als der bisher beste. Das ist ein langer Weg. Man muss immer im richtigen Moment am richtigen Platz sein. Michael hatte diese Konstellation siebenmal. Was er geleistet hat, ist außergewöhnlich.“
Belgiens Comeback
Der erste Test-Tag von Lotus Renault GP verlief eher verhalten. Der Russe Witali Petrow absolvierte 28 Runden und fuhr die achtschnellste Zeit. Teamchef Eric Boullier nahms gelassen, „wir testeten vor allem die Zuverlässigkeit des Materials.“ An Bord waren alle Neuerungen wie KERS und beweglicher Heckflügel (siehe Kader). Heute wird der Nr.-1-Pilot Robert Kubica (Polen) den R31-Boliden des Lopez-Rennstalls testen.
Einen Platz vor Petrow landete am Dienstag übrigens der Belgier Jérôme D’Ambrosio, der in seinem Virgin 71 Runden absolvierte. Es war das Comeback unseres Nachbarlands in der Formel 1. Letztmals war 1994 ein Belgier in der automobilen Königsklasse unterwegs: Philippe Adams für zwei Rennen in einem Lotus. Bekannteste Belgier in der F1 waren Jacky Ickx (u.a. Vize-Weltmeister 1969 und 1970) und Thierry Boutsen.
Möglich machten DAmbrosios F1-Einstieg übrigens u.a. … Gerard Lopez, Eric Lux und Flavio Becca. Der Belgier wird nämlich unterstützt von Gravity Sports Management, einer in Luxemburg ansässigen Sport-Management-Firma, in deren Verwaltungsrat die drei bekannten Luxemburger Unternehmer sitzen.
De Maart
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