Mittwoch22. Oktober 2025

Demaart De Maart

Berufswelt hautnah erleben

Berufswelt hautnah erleben
(LTB)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Was tun nach der Schule? Eine Antwort auf diese Frage konnten die Schüler des technischen Lyzeum in Bonneweg (LTB) am Donnerstag auf einer Infoveranstaltung bekommen.

Die Schüler hatten die Qual der Wahl: Mehr als zehn Ateliers standen zur Auswahl. Angefangen beim Banken- und Versicherungssektor, über die Stellenanforderungen und –angebote im öffentlichen Dienst bis hin zu einer Laufbahn bei Armee und Polizei. Für diejenigen, die den Weg in die Selbständigkeit gab es auch ein entsprechendes Angebot.

Selbsttest

Chris Till (13e technicien commerce) und Andy Lindemann (13e générale) standen Tageblatt.lu nach der Veranstaltung Rede und Antwort. Auf die Frage, warum sie sich genau für diesen Atelier (öffentlicher Dienst, Banken und Dienstleistungen) entschieden haben, antwortete Chris, dass sie studieren wolle, sie wolle aber auch für sich prüfen, ob ein Job im Bankensektor etwas für sie wäre. „Ich fand die Informationen der Experten hilfreich, ich arbeite auch gerne mit Menschen, so dass ich mir vorstellen könnte, diesen Weg einzuschlagen.“ Allerdings will Chris zunächst in Luxemburg studieren, um später im Bereich Marketing zu arbeiten. Für Andy Lindemann ist eher eine Lehrerlaufbahn vorstellbar, „aber ich wollte mich informieren, wie die Anforderungen in der Bankenwelt aussehen“, erklärt er im Tageblatt.lu-Gespräch.

„Wir wollen für alle unsere Schüler aus den drei Sparten des „Cycle inferieur“, „Régime Technique“, „Formation du Technicien“ und „Régime Professionnel“ – Informationsprojekte nach ihren Interessen und nach ihrer Ausbildungssparte anbieten“, erklärt Jean-Marie Wirtgen, Direktor des LTB im Gespräch mit Tageblatt.lu. Die Idee: Die berufliche Realität und die Jugendlichen kurz vor Schluss ihrer Ausbildung zusammen zu bringen. Deshalb kommen an diesem Tag externe Experten aus Wirtschaft und Verwaltung in die Schule kommen.

Individuelle Lösungen

Speziell für die Sparte „Technicien“ gab es am Donnerstagmorgen eine Veranstaltung, mit dem Ziel „den Schülern, die sich für den Einstieg in das Berufsleben entscheiden, einen Überblick zu geben, wie ihre Chancen liegen, um eine Stelle zu finden“, erklärt Christian Richartz, Direktionsbeauftragter. Auf die Nachfrage der Schüler habe man reagiert und das Atelier „ADEM“ ins Leben gerufen. Als Referentin konnte man Carin Meyer gewinnen. Sie war Leiterin eines Berufsinformationszentrums.

„Polizei und Armee“ seien zwei weitere Berufsmöglichkeiten, für die man „gemacht“ sein sollte, erklärt der Schuldirektor. Jedoch sei die Zahl der Interessenten für diese beiden Veranstaltungen seit Anbeginn der Informationstage vor vier Jahren konstant. Etwa 10-15 Schüler würden sich jährlich dafür bewerben, so Wirtgen.

Begehrte Arbeitgeber

Etwa 33 Schüler insgesamt waren auf den Listen für die Info-Veranstaltung des Öffentlichen Dienstes eingeschrieben. Auch bei den Personalchefs aus dem Bankensektor war der Saal gut gefüllt. Die Schüler lauschten den beiden Referenten gespannt, als sie ihnen Hintergrundinformationen zur Anstellungskriterien, Personaltests und Zusatzqualifikationen während und nach der Schule gaben. In einer Art Frage-Antwort-Debatte konnten die Jugendlichen, Infos aus erster Hand über Modalitäten des Bewerbungsgesprächs bis hin zur Personalpolitik und Betätigungsfelder in den Strukturen einer Bank bekommen.

Betrieb gründen

Das Wagnis, einen eigenen Betrieb zu gründen, wären nur fünf von 21 Schülern im Atelier „Création d’entreprise“. Die meisten von ihnen, weil sie in den bereits bestehenden Familienbetrieb einsteigen oder später übernehmen wollten. Die anderen wollten sich informieren: „Man weiß nie, wie es später im Leben ist“, fasste eine Schülerin zusammen.

Laurent Köhner von der Chambre de Commerce hatte sich selbst zwei Ziele für die Info-Veranstaltung gesetzt, erklärte er gegenüber Tageblatt.lu im Vorfeld: Einerseits wolle er den jungen Menschen, die motiviert sind und eine gute Idee haben, Mut zusprechen, sich selbstständig zu machen. Andererseits gehe es aber auch darum, klar zu stellen, dass Selbstständigkeit keine Acht-Stunden-Tag und kein Abonnement auf das große Geld sei. „Ohne Fleiß, kein Preis“ laute auch hier die Devise, so Köhner.

Er muss es wissen, schließlich hatte Köhner selbst ein Unternehmen, das er erfolgreich verkauft habe. Als er das den Schülern erklärt, sind die meisten verblüfft. Von nun an nehmen sie ihn ernst und strengen sich an, seine Fragen zu beantworten. Die unter ihnen, die bereits im Familienbetrieb aushelfen, sind ihren Mitschülern einen Schritt voraus, wenn es um Begriffsklärung von Business-Plan oder Marktstudie geht.

Neue Ganztagsschule

Konkurrenz gibt es auch bei den Lyzeen in Luxemburg, erklärt zum Schluss Jean-Marie Wirtgen. Deshalb müsse man sich stets neue Ideen einfallen lassen, um den jetzigen und zukünftigen Schülern, eine gute Ausbildung zu bieten. Die enge Zusammenarbeit mit den Eltern gehöre dazu, so der LTB-Direktor. Außerdem lege man in Bonneweg Wert auf Kontinuität, so dass ab der siebten bis zum Ende der neunten Klasse die Schüler einen und denselben Klassenlehrer hätten, so Wirtgen.

„In drei bis vier Jahren wird außerdem auf dem Gelände des LTB ein neues Gebäude entstehen. Damit wollen wir die Richtung der Ganztagsschule für den ‚Cycle inférieur‘ einschlagen, so dass wir auch Schüler, die eine solche Einrichtung im ‚Régime Classique‘ suchen, bei uns aufnehmen können“, expliziert Jean-Marie Wirtgen die Zukunftspläne im LTB. Denn nach dem Umzug der „Neien Lycée“ nach Mersch, wäre der „Lycée technique de Bonnevoie“ die einzige Ganztagsschule auf dem Territorium der Hauptstadt.