Mittwoch29. Oktober 2025

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„Canci“, Boonen – oder vielleicht wieder Devolder?

„Canci“, Boonen – oder vielleicht wieder Devolder?

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Zwischen Brügge und Meerbeke wird am Sonntag (3. April 2011) die 95. Auflage der „Ronde van Vlaanderen“ ausgetragen.

Topfavorit ist Vorjahressieger Fabian Cancellara (CH/Leopard-Trek). Sein schärfster Widersacher dürfte der Gewinner von 2005 und 2006, Tom Boonen (B), sein. Mit Jempy Drucker (Verandas Willems-Accent) ist auch ein Luxemburger im Feld.

„De Ronde“ FAKTEN

o Erstauflage: 1913: Sieger war der Belgier P. Deman

o Rekordsieger: Mit je drei Erfolgen: A. Buysse (B/1940, 1941, 1943), Fiorenzo Magni (I/1949, 1950, 1951), Eric Leman (B/1970, 1972, 1973), Johan Museeuw (B/1993, 1995, 1998)

o Palmarès der letzten Jahre: Andrej Tchmil (2000), Giuseppe Bortolami (2001), Andrea Tafi (2002), Peter van Petegem (2003), Steffen Wesemann (2004), Tom Boonen (2005, 2006), Alessandro Ballan (2007), Stijn Devolder (2008, 2009), Fabian Cancellara (2010)

o Start: 9.45 Uhr in Brügge (Groote Markt)

o Ankunft: Zwischen 16.00 und 16.40 Uhr in Meerbeke/Ninove

o Strecke: 256,3 km mit 18 Anstiegen: 1. Tiegemberg (188 km vor dem Ziel, 11.41 Uhr); 2. Nokereberg (177, 11.56); 3. Rekelberg (131, 13.02); 4. Kaperij (119, 13.15); 5. Kruisberg (104, 13.41); 6. Knokteberg (94, 13.55); 7. Oude Kwaremont (87, 14.05); 8. Paterberg (83, 14.10); 9. Koppenberg (77, 14.20); 10. Steenbeekdries (71, 14.27); 11. Taaienberg (69, 14.31); 12. Eikenberg (64, 14.38); 13. Molenberg (48, 15.00); 14. Leberg (41, 15.10); 15. Valkenberg (33, 15.22); 16. Tenbosse (26, 15.32); 17. Muur – Kapelmuur „Mur de Grammont“ (16, 15.47); 18. Bosberg (12, 15:52)

o Am Start: 25 Teams (200 Fahrer) u.a. Leopard-Trek und Verandas Willems-Accent

o Wichtigste Abwesenden: Contador, A. Schleck, F. Schleck (anderes Programm)

o Luxemburger: Jempy Drucker (Dossard 203)

o LEO: Fabian Cancellara (1), Dominic Klemme (2), Stuart O’Grady (3), Joost Posthuma (4), Tom Stamsnijder (5), Martin Mortensen (6), Giacomo Nizzolo (7), Wouter Weylandt (8),

o Wettquoten: Cancellara 1,83; Boonen 6,00; Gilbert 7,75; Hushovd 15,00; Haussler 15,00; Sagan 18,00; Devolder 23,00; Pozzato 23,00

o Wetter: Heiter bis wolkig, 10 Grad morgens in Brügge und 13 Grad am Nachmittag in Meerbeke/Ninove. Regen nicht ausgeschlossen

o Direkte Fernsehübertragung: Ab 12.30 Uhr bei La Deux und Eurosport, ab 14.00 Uhr bei RTL Télé Lëtzebuerg und ab 15.20 Uhr bei France 3

Für die Flamen ist der erste Sonntag im April mehr als nur ein freier Tag. Das Datum, an dem die „Ronde“ durch Flandern fährt, bedeutet für die Leute in diesem Teil Belgiens etwa so viel, wie wenn Ostern, Weihnachten und der Nationalfeiertag auf ein und denselben Tag fallen würden.

Die Flaggen werden gehisst, überall sind die Häuser geschmückt, und das Volk zieht zu Hunderttausenden hinaus in die Straßen, wo die „Ronde van Vlaanderen“ passiert. So wird es auch morgen sein, wenn die Fahrer den „Groote Markt“, den schönsten Startplatz eines Rennens überhaupt, erst einmal verlassen haben.

Jempy Drucker (203)

Jedes Jahr flicken die Organisatoren ein bisschen an der Strecke. Das Grundgerüst mit u.a. dem „Mur de Grammont“ und dem Bosberg, 16 bzw. 12 Kilometer vor dem Ziel, aber blieb bestehen. Zwischen dem Start in Brügge und der Ankunft in Meerbeke/Ninove wurden allerdings einige der so genannten „Hellingen“ (Anstiege) im Vergleich zum Vorjahr ausgetauscht, andere wurden hinzugefügt.

Auf dem Streckenplan der Flandern-Rundfahrt 2011 stehen insgesamt 18 Anstiege, also drei mehr als im Vorjahr. Die wichtigste Änderung gegenüber 2010: Vor den drei letzten „Bergen“ (Tenbosse, „Mur de Grammont“ und Bosberg) kehrt der Valkenberg zurück anstelle des Berendries.

Die Distanz von Valkenberg zu Tenbosse ist praktisch identisch. Allerdings liegen die Steigungen zuvor etwas weiter vom Valkenberg entfernt. Dafür ist der Valkenberg länger und steiler als der Berendries, kann also schon vor dem „Mur de Grammont“ zur Schlüsselstelle werden.

Die Veranstalter haben 25 Teams eingeladen. Das Feld besteht aus den 18 UCI-World-Tour-Mannschaften sowie sieben Zweitdivisionären, die eine Wildcard erhielten. Mit dabei ist auch die belgische Mannschaft Verandas Willems-Accent, die mit der Startnummer 203 den Luxemburger Jempy Drucker ins Rennen schickt. Drucker bestritt im Laufe der Woche die „3 jours de La Panne“, die er vor dem abschließenden Zeitfahren beendete. In Meerbeke will er jedoch im Schlussklassement figurieren (siehe Tageblatt Seite 38).

Topfavorit bei der „Ronde“ ist der Schweizer Fabian Cancellara, der den Klassiker im letzten Jahr nach Strich und Faden dominierte. Wie 2010 gewann „Canci“ am Samstag (26.3.) als so genannte Generalprobe den E3-Preis in Harelbeke, danach bereitete er sich in der Schweiz auf „Flandern“ vor. Am Freitag gab er eine Pressekonferenz im D-Hotel in Kortrijk, wo die Leopard-Trek-Mannschaft bis nach Paris-Roubaix logiert.

Alle gegen „Canci“

Bis zu seinem Sieg 2010 klebte Cancellara bei der „Ronde“ lange das Pech am Sattel. Vor zwei Jahren musste er im Koppenberg wegen einer gerissenen Kette passen. Als seinen schärfsten Rivalen sieht der Zeitfahrweltmeister den Belgier Tom Boonen an, der das Rennen in den Jahren 2005 und 2006 gewann.

Boonen, der danach vergeblich versuchte, auf „seinem“ Terrain ein drittes Mal erfolgreich zu sein und mit A. Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman und Johan Museeuw gleichzuziehen, musste in den letzten Jahren Cancellara (2010) und seinem früheren Mannschaftsgefährten Stijn Devolder (2008, 2009) den Vortritt lassen. Von diesem hörte man in der laufenden Saison bisher reichlich wenig. Es hat aber den Anschein, als ob er seinen Coup bestens präpariert hätte, um das „Triplé“ anzupeilen.

Neben den Flamen Boonen und Devolder sind „Cancis“ hartnäckigste Rivalen der wallonische Belgier Philippe Gilbert sowie Weltmeister Thor Hushovd (NOR), der beim ersten Saison-Klassiker, Mailand – San Remo, viel Pech hatte und durch einen Sturz schon frühzeitig um seine Siegchancen gebracht wurde.

Eine Million Zuschauer wollen die Fahrer an der Strecke anfeuern. „Da am Sonntag mit variablem Wetter und eventuell sogar mit Regen gerechnet werden muss, kommen mehr Fahrer als üblich für den Sieg in Frage“, warnt Cancellara. „So leicht, wie meine Anhänger das annehmen, werde ich es nicht haben.“

Allgemein wird erwartet, dass die Vorentscheidung im Muur-Kapelmuur, den wir besser als „Mur de Grammont“ kennen, fällt. Die giftige Steigung liegt nur 16 km vor dem Ziel in Meerbeke, so dass sich spätestens hier die Spreu vom Weizen trennen wird.