Gestresste Briefträger, nervöse Kunden – keine gute Mischung für ein Unternehmen, das traditionell auf Qualität setzte und dafür bisher auch großes Ansehen genoss. In wenigen Tagen hat das Image des Postunternehmens arg gelitten.
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Zehn Stunden am Tag müssen sie jetzt arbeiten, Aufgaben übernehmen, von denen sie eigentlich laut Versprechen der Direktion entbunden wurden, heißt es von Briefträgern. Sie müssen wieder Werbung austragen, die Depots ausfahren, das heißt Bündel mit Postsendungen an vordefinierten Stellen ablegen, damit der Briefträger-Assistent sie bei seinem Rundgang aufnehmen kann. Warum das so ist? Weil die eingestellten Assistenten die Arbeit einfach nicht schaffen. Nicht sie tragen jedoch die Schuld, sondern die Organisatoren der Rundgänge.
Überlastet
Bisher musste ein erfahrener Briefträger auf seinem Rundgang in knapp fünf Stunden rund 800 Haushalte beliefern. Ein Assistent muss deren 1.200 Haushalte schaffen – ebenfalls in fünf Stunden. Die Folge davon sind verspätete Briefzustellungen, obwohl viele Briefträger ihren jungen Kollegen derzeit noch helfend zur Seite stehen. Gestresst sind die Briefträger, weil sie morgens in großer Eile die Rundgänge vorbereiten müssen, damit der Assistent spätestens um 9 Uhr die Post für seinen Rundgang übernehmen muss. Schafft er das nicht, kommt der Assistent zu spät zu seinem Rundgang.
Viele Helfer selbst sind am Rande ihrer Leistungsvermögens. Acht von ihnen sollen am Mittwoch gekündigt haben. Nicht schlimm für das Postunternehmen, hatten sich doch 1.200 Personen für den Posten des Briefträger-Assistenten gemeldet. Für die „klassischen“ Briefträger bedeutet das jedoch, dass der Neue erneut angelernt werden muss, und für die Kunden erneut Verspätungen oder fehlgeleitete Korrespondenz. Besonders aufgebracht sind Unternehmen, aber auch Ärzte beispielsweise, die auf dringende Analyse-Ergebnisse ihrer Patienten warten.
Peinliche Pannen
Besonders groß sind die Probleme im Landessüden im Raum Esch/Düdelingen/Kayl, wo besonders viele Assistenten im Einsatz sind. Das erklärt auch die peinlichen Pannen von Dienstag, wo in Kayl und Düdelingen gleich zwei Postsäcke verschwanden. Chaotisch war es auch im Briefzentrum Ingeldorf. In anderen Regionen hingegen, etwa in Remich, lief alles weiter wie bisher.
„Alles wovor wir gewarnt haben, ist eingetreten“, sagt der Präsident der Bréifdréiesch-Gewerkschaft, Eugène Kirsch. Dass es zu Schwierigkeiten komme werde, war spätestens seit dem gescheiterten Pilotprojekt in Düdelingen bekannt. „Aber man wollte nicht auf uns hören“, so Kirsch. Und taub stellt sich die Direktion auch weiterhin, beklagt er sich. Eine Sitzung des seit längerem eingesetzten Begleitkomitees sei noch nicht einberufen worden. Dabei sollte dieser Ausschuss die Umsetzung der Reform beobachten und auf Probleme hinweisen.
Dass die Probleme bei der Zustellung von Briefen, Zeitungen und Werbung in den kommenden Tagen behoben werden, wie von der Postdirektion behauptet, glaubt Kirsch nicht. Im Gegenteil. In wenigen Tagen geht die vor einem Monat verhängte Urlaubssperre zu Ende.
De Maart

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