Skepsis überwiegt

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LUXEMBURG - Der Deal Qatar Airways/Cargolux ist noch längst nicht in trockenen Tüchern. Die Belegschaftsvertreter wollen Zusagen der Qatar Airways in schriftlicher Form.

Auch nach der Sitzung des Gemischten Betriebrats der Cargolux am Freitagnachmittag überwiegt zumindest bei einer der beteiligten Gewerkschaften, dem OGBL, die Skepsis bezüglich des Geschäfts Qatar Airways und Cargolux. Die Gewerkschaft hat am Freitag erneut Zusicherungen bezüglich der sozialen Spielregeln im Betrieb gefordert.

Cargolux-Generaldirektor Frank Reimen zufolge habe sein Amtskollege von Qatar Airways, Akbar Al Baker, ihm zugesichert, dass man den Sozialdialog auch weiterhin pflegen und den Gewerkschaften das Mitspracherecht einräumen werde. Finanziell ausbluten wolle man Cargolux keinesfalls, wie von den Gewerkschaftern befürchtet. Auch werde man die beiden Standorte (Hubs) auf Findel und Doha ausbauen. Schriftliche Zusagen wollte der katarische Manager jedoch keine geben. In Katar würde man derlei Absprachen per Handschlag besiegeln. Das reicht aber dem OGBL nicht, so Verhandlungssekretär Hubert Hollerich Tageblatt.lu gegenüber. In Luxemburg hätte Worte nicht immer viel Wert.

Spät informiert

Qatar Aiways will 35 Prozent der Cargolux-Anteil übernehmen. Seit Wochen laufen die Verhandlungen zwischen beiden Unternehmen. Die Belegschaft und deren Vertreter waren erst vor knapp einer Woche offiziell ins Bild gesetzt worden. Ihre Informationen hatten sie den Medien entnommen. Vor einer abschließenden Meinungsbildung wollten die Gewerkschafter alle Einzelheiten kennen, insbesondere bezüglich der zukünftigen Arbeitsbedingungen, der Absicherung der Arbeitsstellen im Cargocenter Luxemburg und der weiteren Entwicklung der Frachtfluggesellschaft Cargolux. Laut Gesetz muss der Betriebsrat nicht nur über wichtige Entscheidungen in einem Unternehmen informiert werden. Er muss auch um sein Meinung gefragt werden.

Eine definitive Meinung werde man in den nächsten Tagen erarbeiten, so Hollerich am Freitag. Ganz abgeneigt scheint der Gewerkschaftssprecher dem Deal nicht mehr zu sein. Ja, aber unter gewissen Bedingungen, könnte die Antwort lauten.

Verwaltungsratssitzung annulliert

Wie bei Cargolux muss auch der Gemischte Betriebsrat der Luxair zusammenkommen. Luxair ist mit 52 Prozent der größte Aktionär von Cargolux. Wann dieses Treffen, in der Regel kurz vor einer Verwaltungsratsitzung, stattfinden wird, ist indes ungewiss. Die für den 24. Mai anberaumte Sitzung des Luxair-Verwaltungsrats wurde annulliert. Der Cargolux-Führung zufolge soll das Geschäft bis Ende Juni abgeschlossen sein.

Die Gewerkschaft stand dem Gedanken einer 35-Prozent-Beteiligung der Emirat-Gesellschaft ins Cargolux-Kapital seit Bekanntwerden der Gespräche skeptisch gegenüber. Statt einer Beteiligung hätte sie in einer ersten Phase eine Allianz beider Firmen bevorzugt. Auf jeden Fall müsste die Beteiligung von Qatar Airways unter 33 Prozent liegen.

Staatliche Beteiligung möglich

Unverständnis löste auch die Entscheidung der Luxemburger Regierung aus, die staatliche Beteiligung bei Cargolux von derzeit acht Prozent auf Null zu reduzieren. Dabei würde eine staatliche Teilnahme am Kapital keineswegs gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Die Angst geht um, dass mit Cargolux ein weiteres Luxemburger Vorzeigeunternehmen verloren geht. Cargolux laufe dieselbe Gefahr wie zuvor Arbed, Arcelor, RTL, BIL und Brasserie de Luxembourg – so der OGBL. In diesen Betrieben habe der Verkauf vieler Anteile an einen ausländischen Aktionär negative soziale Folgen gehabt. Wobei die Gewerkschaft auch an die wenig demokratischen Gepflogenheiten im Emirat Katar erinnert, dessen Gesetzgebung durch die islamische Scharia geprägt sei.