Edwin van der Sars Gespür für das richtige Timing ist in all seinen 21 Profijahren immer makellos gewesen. Deswegen muss es nicht verwundern, dass der niederländische Weltklasse-Keeper von Manchester United nun auch die schwerste aller Übungen für einen Spitzensportler hinbekommt: Der 40-Jährige hört exakt auf dem Höhepunkt auf und beendet seine außergewöhnliche Laufbahn am Samstagabend in London nach dem Champions-League-Endspiel gegen den FC Barcelona. Es ist sein fünftes Finale in der Königsklasse.
Von einer besonderen Anspannung will der stets leicht unterkühlte Van der Sar aber nichts wissen. „Ob erstes oder letztes Spiel ist egal. Man will es nur gewinnen“, sagte er im Trainingszentrum des englischen Rekordmeisters achselzuckend.
Wehmut
Vor seinem Abschied parierte er viele gewichtige Fragen fast schon aufreizend lässig, als handele es sich um Kullerbälle aus 30 Metern. Natürlich müsse man gegen Barcelona „alles abrufen“, sagte er. Aber das sei ja auch „nicht anders als gegen Wigan Athletic in der Liga – da habe ich in dieser Saison mein bestes Spiel gemacht.“
In den vielen Lobeshymnen der Mitspieler und des Trainers, Sir Alex Ferguson, schwang in den vergangenen Wochen sehr viel Wehmut mit.
„Vielleicht hätte ich weitermachen können, aber ’vielleicht‘ reicht mir nicht“, sagte der Niederländer. „Es kommt der Zeitpunkt, wo man sich nicht mehr verbessern oder sogar nicht mehr das Niveau halten kann.“
Keine Beschwerden
Er wolle nun das Leben genießen, „alle Dinge, die man immer geplant hat“ und sich noch stärker um seine Frau Annemarie kümmern, die im Dezember 2009 einen Schlaganfall erlitten hatte. „Mit fast 41 Jahren auf diesem Level zu spielen, Meister zu werden und wieder das Champions-League-Finale zu erreichen, ist etwas ganz Besonderes, Edwin ist ein besonderer Mann“, sagte United-Kapitän Nemanja Vidic. „Es ist ein Traum für jeden Spieler, ganz oben und mit dem Respekt von allen Fans und Spielern aufzuhören“. Van der Sars Nachfolger soll der Spanier David de Gea von Atlético Madrid werden (siehe „T“ von Donnerstag); der 20-Jährige tritt ein schweres Erbe an.
Van der Sar selbst spricht von Glück, dass im Sommer 2005 das Telefon klingelte. Alex Ferguson war am Apparat und wollte den damals beim FC Fulham tätigen Schlussmann verpflichten. Der Anruf markierte den Beginn von sechs äußerst erfolgreichen Jahren im „Old Trafford“ und Van der Sars Rückkehr in die absolute Weltspitze. Der 35-jährige Van der Sar kam zum Schnäppchenpreis: Ferguson zahlte nur drei Millionen Euro für den niederländischen Rekordnationalspieler. „Der Boss hat gesagt, dass er mich schon früher hätte holen sollen, das sehe ich auch so“, sagte Van der Sar, der immerhin vier Meistertitel mit ManU gewann, „aber ich will mich nicht beschweren. Ich hatte eine wundervolle Zeit hier und konnte mein Torhüterleben verlängern. Alles, was jetzt noch für den perfekten Abschied fehlt, ist ein Sieg“.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können