Freitag7. November 2025

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Klaffende Lücke

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Von der Raupe zum Schmetterling: Vor weniger als zwanzig Jahren noch spielte unser Land auf kultureller Ebene international gesehen nicht einmal eine Statistenrolle.

Das Jahr 1995 sollte den definitiven Impuls geben, dies zu ändern, und zu einer regelrechten Kultur-Metamorphose führen. Heute geben sich Weltstars in Philharmonie und Rockhal die Klinke in die Hand, drehen bekannte Regisseure mit noch berühmteren Schauspielern im Großherzogtum ihre Filme.

Logo" class="infobox_img" />François Besch [email protected]

Und auch in Sachen bildende Kunst ist Luxemburg im Jahr 2011 längst kein Mückenschiss auf der Weltkarte mehr. Das Mudam („Musée d’art moderne Grand-Duc Jean“), das vor zwei Wochen „en toute beauté“ seinen fünften Geburtstag feierte, bringt hochkarätige Künstler ins Land und arbeitet hierzu mit weltbekannten Institutionen zusammen, wie zum Beispiel der Londoner Whitechapel-Gallery.

Das „Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain“ ist eine Spielwiese für zeitgenössische Künstler, wie es sein Name schon verrät. Und dass das, was in den beiden genannten Häusern gezeigt wird, in der Öffentlichkeit zu kontroversen Diskussionen führt (erst kürzlich machte ein landbekannter Anwalt in gewohnt salopper Manier seinem Unmut über „dee Schäiss“ Luft), ist wichtig. Denn schließlich ist es nicht der Zweck der zeitgenössischen Kunst, zu gefallen, sondern zu bewegen, zu verändern. Dies scheint Enrico Lunghi im Mudam und Jo Kox im Casino also bestens zu gelingen.

Beide Institutionen tun demnach einem Land gut, in dem noch vor nicht allzu langer Zeit Plastiken verhüllt wurden, um sie vor den Augen von Pilgern und kirchlichen Würdenträgern während der Schlussprozession der Muttergottes-Oktave zu verstecken, oder ein Luxemburger Botschafter in Brüssel Bilder zensierte, nur weil sie die großherzogliche Familie als Disney-Figuren zeigten oder den Marie-Adelheid-Komplex thematisierten.

Mudam und Casino auf der einen, die renovierte und ausgebaute Villa Vauban auf der anderen Seite. Dort werden hauptsächlich herausragende Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts in thematischen Wechselausstellungen gezeigt, teils in Kombination mit zeitgenössischen Arbeiten – wie im Fall von „Emotions“, einem, wenn auch nur teilweise gelungenen, Dialog zwischen Malerei und Fotografie.

Wenn man jetzt noch das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) in Betracht zieht, wo ebenfalls alternierende Kunstausstellungen organisiert werden, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass Luxemburg in diesem Bereich mehr als genug für jeden bietet. Oder?

Es mangelt an Respekt

Dem ist leider nicht so! Etwas ganz Entscheidendes fehlt immer noch in diesem kleinen Land. Es gibt – sieht man einmal von punktuellen Ausstellungen in den genannten Häusern ab – kein Forum für die Luxemburger Kunstschaffenden. Luxemburg dürfte damit eines der wenigen Länder auf dem Globus sein, die ihre eigenen Künstler ins Abseits stellen. Diese Kritik musste sich Kulturministerin Octavie Modert auch von ihrem Parteikollegen und ehemaligen Premier, Jacques Santer, in seiner Funktion als Präsident des Mudam-Verwaltungsrates im Rahmen der oben erwähnten Geburtstagsfeier gefallen lassen.

Es ist eine traurige Tatsache, dass die nationale Kulturpolitik offensichtlich keinen – oder nur einen ganz geringen – Respekt vor den Biwers und Bertemes, den Kerschens und Neys, den Schauls und Rodas (die Liste ließe sich beliebig fortsetzen) hat. Hier klafft eine riesige Lücke, die förmlich danach schreit, geschlossen zu werden.