Am Freitag feiert der Mann mit dem inzwischen vollends ergrauten Vollbart, der einst so schwarz war wie der Hut, den er nahezu immer trägt, seinen 70. Geburtstag. Ein Porträt.
" class="infobox_img" />Der Künstler in seinem geräumigen Atelier. (Bild: Tageblatt/François Besch)
In die Wiege gelegt wurde dem gebürtigen Düdelinger seine künstlerische Karriere keineswegs. Das Gegenteil trifft da schon eher zu. Doch Jean-Pierre Adam, den seine Freunde „Menn“ nennen, war schon immer – und ist auch heute noch – ein Dickkopf. Und so erfüllte er sich seinen Kindertraum einer Künstlerkarriere, auch wenn er dabei fast schon unmenschliche Strapazen auf sich nehmen musste, ihm ganze Berge von Steinen in den Weg gelegt wurden.
Minderjährig und mittellos
Heute vor genau 70 Jahren, am 5. August 1941, wurde er als Sohn einer Arbeiterfamilie, der Vater war Luxemburger, die Mutter stammte aus den Abruzzen, geboren. Die Kindheit verlief eigentlich ganz glücklich bis zu dem Augenblick, an dem der Junior den Eltern seinen Wunsch offenbarte, Kunstmaler werden zu wollen.
Es kam zum Streit. Jean-Pierre Adam schmiss die Schule und verließ – minderjährig und mittellos – das Elternhaus. Er schlug sich mehr schlecht als recht durchs Leben, fand zunächst eine Stellung bei einem Metzger in der Hauptstadt und kam wenig später zur Arbed.
Bei einem Unfall verlor er, erst 16 Jahre alt, die linke Hand. Im Rehazentrum von Gondreville nahe Nancy machte Jean-Pierre Adam erste künstlerische Schritte im Bereich Keramik.
„Close-Up“ – Herausgeber
Später, 1968, besuchte er Zeichenkurse des Schweizer Malers Harry Busser an der Hochschule für Schöne Künste in Zürich. Sein weiteres Studium als Schüler der Bildhauerin und Radiererin Regina de Vries finanzierte er sich als Arbeiter im Keramikatelier Keller.
Nach einem Tapisserie-Praktikum an der „Ecole nationale d’art décoratif“ im französischen Aubusson kehrte Jean-Pierre Adam 1970 zurück nach Luxemburg, wo er zunächst eine Kulturzeitschrift namens „Close-Up“ herausgab.
Er schrieb für dieses Magazin, arbeitete gleichzeitig als Radierer, Maler und Bildhauer und feierte erste Erfolge mit Ausstellungen in Luxemburg und im nahen Ausland. 1974 gründete Jean-Pierre Adam die „Académie européenne des beaux-arts“.
Seit jeher war Adam – und ist es auch heute noch – auch politisch aktiv, wenn es um die Belange freischaffender Künstler geht. Müsste man all das aufzählen, was der Düdelinger im Laufe der letzten 40 Jahre auf künstlerischer Ebene geleistet hat, so würde dies mit Sicherheit einen sehr, sehr dicken Schmöker füllen.
Auswanderung und Rückkehr
Erinnern wir beispielsweise daran, dass er im hauptstädtischen Grund das erste Auktionshaus für Kunst in Luxemburg eröffnete und 1984 Co-Organisator der „Exposicio internacional Arts plastiques Barcelona“, mit 600 Künstlern aus 22 Ländern, war – die erste internationale Kunstausstellung in Spanien nach dem Tod des Diktators Franco.
1989 kehrte Jean-Pierre Adam, zusammen mit seiner Familie, Luxemburg den Rücken und zog nach Südfrankreich, wo er in einem kleinen Dorf nahe Marseille die nötige Ruhe fand, um sich voll und ganz auf seine Arbeit als Künstler zu konzentrieren.
Nach etwas mehr als einem Jahrzehnt erfolgte die Rückkehr nach Luxemburg. Am Eingang des Viertels Italien in Düdelingen verfügt Jean-Pierre Adam über ein geräumiges Atelier und eine eigene Galerie, „La Grande Bleue“, in welcher er einige Jahre lang regelmäßig Ausstellungen organisierte.
Arbeiten im öffentlichen Raum
Heute kann man in dem Ausstellungsraum seine großformatigen Fusing-Arbeiten bewundern. Um das Jahr 2000 machte Adam in Österreich im Stift Schlierbach Bekanntschaft mit dieser Kunstform mit geschmolzenem Glas. Inzwischen kann man u.a. in den Schulen von Colmar-Berg und Befort seine Fusing-Monumentalwerke bestaunen.
Weitere Arbeiten des Künstlers im öffentlichen Raum befinden sich u.a. im „Centre de documentation sur les migrations humaines“ in Düdelingen („Les ombres du passé“, neun Stahlskulpturen) und bei der „Ecole de la gare“ in der Hauptstadt (fünf Stahlplastiken von sechs Metern Höhe).
Keine Rede von Ruhestand
Der vielseitige Künstler arbeitet, trotz fortgeschrittenen Alters, auch heute noch viele Stunden täglich in seinem geräumigen Atelier. Stein- und Holzdrucke, Kaltnadelradierungen entstehen hier genauso wie kleinere Fusing-Arbeiten. Zum Geburtstag hat er sich nun sogar einen eigenen, großen Keramikofen geleistet, denn auch in diesem Bereich möchte Jean-Pierre Adam wieder aktiv werden.
Vor allem aber arbeitet er derzeit an einem Projekt, das ihn im Oktober nach Mailand führen wird, wo er an einer Hochschule für Mode und Design nicht nur seine derzeit in Düdelingen entstehenden Stoffdrucke ausstellen, sondern auch mit den Studenten zusammenarbeiten wird.
Von Ruhestand kann demnach keinesfalls die Rede sein!
De Maart

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