In Spanien ist die Schuldenkrise endgültig beim Fußball angekommen. Spieler der ersten und zweiten Liga drohen mit einem Streik – konkret würden diesem die ersten beiden Spieltage zum Opfer fallen. Unter Führung der Spielergewerkschaft AFE haben sich die Fussballer zusammengeschlossen.
Einhaltung der Verträge wird gefordert
Die Profis wollen aber nicht etwa höhere Löhne – sie wollen einfach, dass sie am Ende des Monats bezahlt werden. „Uns Fussballern geht es nicht darum, mehr Geld zu bekommen“, sagte der Gewerkschaftspräsident Luis Rubiales. „Wir verlangen nur, dass die Verträge eingehalten werden.“ Verschiedene spanische Fußballvereine stehen zurzeit finanziell so schlecht da, dass sie ihren Spielern die Löhne schuldig sind. Die Klubs sollen 200 Spielern noch 50 Millionen Euro an ausstehenden Gehältern schulden. Deshalb fordern die Streikwilligen einen Tarifvertrag für die Fussballer, wie es in Deutschland und England üblich ist.
Bereits im Juni titelte die spanische Sportzeitung „Marca“ mit „Spanischer Fußball bankrott“ und zeigte die erschreckenden Zahlen des spanischen Fussballbetriebs auf. Gesamtschulden von vier Milliarden Euro – und die Tendenz ist steigen. 21 Vereine hätten Konkurs angemeldet, darunter auch die Erstligaklubs Real Mallorca und Real Saragossa und die Aufsteiger Betis Sevilla und Rayo Vallecano. Schon im Juni war die Rede von einem Streik und jetzt scheint es tatsächlich soweit zu kommen.
Nur Real und Barça überlebensfähig
Überlebensfähig sind eigentlich nur Real Madrid und der FC Barcelona – trotz systematischer Verschuldung. Sie können aufgrund ihres sportlichen Erfolges ausreichend Einnahmen generieren – unter anderem mit ihren Welttourneen vor der Saison. Trotzdem erhält die AFE auch bei den Spielern dieser Vereine breite Unterstützung. Fußball-Prominente wie Iker Casillas oder Carlos Puyol stehen hinter der Gewerkschaft und ihrem Aufruf zum Streik. „So wie die Dinge jetzt stehen, werden wir wohl nicht antreten“, sagte der Nationalmannschaftskapitän Casillas über den ersten Spieltag am kommenden Wochenende.
Bei der Pressekonferenz in einem Madrider Hotel Ende letzter Woche waren neben Casillas und Puyol rund hundert weitere Profis anwesend. Unter anderem auch die Nationalspieler Juan Mata, Xabi Alonso, Sergio García, Santi Cazorla und Fernando Llorente. Damit wollten die Spieler ihre Einigkeit demonstrieren. Auch die spanische Trainervereinigung erklärte ihre „bedingungslose“ Unterstützung für die „mehr als gerechte und angemessene Forderung“.
Bereits im März wurde im spanischen Fussball mit einem Boykott gedroht – damals ausgehend von mehreren Vereinen der ersten und zweiten Liga. Der damalige Streik war dagegen gerichtet, dass in Spanien an jedem Samstag ein Spiel live im frei zugänglichen Fernsehen übertragen wird. Von einer Abschaffung dieser „Gratis-Partie“ erhofften sich die Klubs, dass mehr TV-Gelder in die Vereinskassen fliessen würden. Der damalige Boykott musste jedoch abgesagt werden. Ein Gericht ordnete an, dass die Vereine zu den Partien antreten mussten.
De Maart

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