Mittwoch5. November 2025

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Lehrer wollen mehr Zeit für ihre Schüler

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LUXEMBURG - Durch den bürokratischen Aufwand, den die Schulreform verursachte, hätten die Lehrer viel weniger Zeit, um die Arbeit zu machen, die sie als Lehrer eigentlich sollten.

Die beiden Lehrergewerkschaften SEW & SNE forderter gestern, ihnen sollten mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, um ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht zu werden.

Nachdem sie, jeder für sich, die Schulreform einer Analyse unterzogen hatten, kamen die beiden Lehrergewerkschaften zur gleichen Schlussfolgerung. Zu viel Energie gehe für administrative Aufgaben verloren; dies sei kostbare Zeit, die ihnen bei der Arbeit mit den Kindern fehle, sagten die Vertreter der beiden Gewerkschaften gestern Morgen vor der Presse. Dabei sei die Reform unter dem Motto „mir gi méi op déi eenzel Kanner an“ initiiert worden. In der Praxis sei dies aber nicht der Fall.

Zwei Jahre nach Reformbeginn zeigten sich die Lehrervertreter enttäuscht über die Entwicklung, welche die Reform mittlerweile genommen hat. Die Lehrer würden sich in den Reformen verlieren, kritisierten Patrick Arendt vom „Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft“ (SEW) und Patrick Remakel vom „Syndicat national des enseignants“ (SNE).

Forderungen

Die beiden Gewerkschaften präsentierten nun – in einer gemeinsamen Pressekonferenz – eine Reihe von Forderungen, wie mit diesen Missständen aufgeräumt werden könnte. Erstens müsse das Personal aufgestockt werden. Augenblicklich liegt die Basisreferenzzahl bei 1,625 pro Kind; diese soll auf zwei erhöht. Dieser Wert wird benutzt, um die Zahl der Lehrer zu berechnen.

Dies würde ermöglichen, dass viele Schulen wieder Begleitmaßnahmen wie z.B. Nachhilfestunden anbieten könnten. Grundsätzlich müssten die Schulen selber entscheiden können, wie sie die zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen wollen.

Zwei Jahre nach der Einführung der Reform sei die durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse gestiegen, was laut den Gewerkschaften automatisch ein Ansteigen der Misserfolgsrate nach sich ziehen werde. Eine Stärkung der Schulautonomie sei deswegen unbedingt nötig. Zurzeit gebe es zu viele Entscheidungsträger: das Ministerium, die Inspektoren, die Gemeinden und in gewissem Maß noch die Eltern.

Flut von Anweisungen

Die Handlungsfreiheit der Schulen werde zudem unter einer wahren Flut von Anweisungen aus dem Ministerium begraben. Die administrativen Aufgaben der Lehrer müssten auf das Notwendigste beschränkt werden, d.h. die Organisation der Schülerausbildung: Lehrer sollen vor allem lehren. Auch das Dokumentieren soll sich auf die Aktivitäten beschränken, die den Schülern auch nützen. Es dürfte nicht zum Kontrollieren dienen, sondern die Schüler motivieren, sich zu verbessern; die Eltern sollten sie über den Fortschritt ihrer Kinder aufklären. Die zeitraubende Aufgabe des PRS („Plan de réussite scolaire“), in dem sich jede Schule selber bewertet, sollte zugunsten von „journées der réflexion“ aufgegeben werden.

In den PRS soll die Schulsituation analysiert und die Ziele und Prioritäten festgelegt werden. Laut den Gewerkschaften ist es jedoch bloß ein unnützer administrativer Aufwand, welcher nur dazu beitrage, eine Konkurrenz unter den Schulen aufzubauen. Diese Vorgehensweise sei vielleicht ein Erfolg auf dem Papier, in der Realität jedoch ein Reinfall, da der Fortschritt der Schüler so nicht dokumentiert werde.

Einen Erfolg können die Gewerkschaften aber schon verbuchen. So wurde nach dem Protest der Gewerkschaften die Anzahl der Zwischenbilanzen von anfangs vier auf zwei pro Jahr reduziert, auch sei die Zahl der Kompetenzen, die zu bewerten sind, leicht gesunken. Es sei zwar ein Kompromiss, so die Gewerkschaften, aber es sei wenigstens ein Anfang.