Montag10. November 2025

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Die Zukunft heißt „Leben am Fluss“

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Bei einem Gespräch über Visionen zu Mertert-Wasserbillig kommen schnell Besonderheiten zur Sprache. Es ist die einzige der Moselgemeinden, in der es mit Hafen und zwei Bahnhöfen sowie ehemaliger Fliesenfabrik eine industrielle Tradition gibt.

Vom Weinbau allein leben hier die wenigsten. Außerdem ist Mertert-Wasserbillig umgeben von drei Flüssen: der Mosel, der Sauer und der Syr. Das Phänomen ist Programm für LSAP-Bürgermeister Gust Stefanetti, der sich wieder zur Wahl stellt.

Logo" class="infobox_img" />Bürgermeister Gust Stefanetti (LSAP)

Gust Stefanetti ist das Gegenteil des Talk-Show-Politikers. Er ist kein Mann der vielen Worte, dafür einer, der meint, was er sagt. Ruhig, besonnen und trotzdem voller Ideen sammelt er sich für die bevorstehende Wahl. Nach zwölf Jahren im Amt verfügt er über ein gehöriges Maß an Erfahrung und strahlt Integrität aus. Seine Ansichten, was die Zukunft der Gemeinde angeht, sind dezidiert. Die zu den Problemen sind es auch. Die Gemeinde wird von außen vor allem über die viel befahrene Hauptstraße mit den elf Tankstellen wahrgenommen.

Moselufer beleben

Das soll sich ändern – nach außen wie nach innen. Geht es nach ihm, sollen zuerst die Merterter und Wasserbilliger zukünftig mehr spüren, dass sie in einer einzigartigen Flusslandschaft wohnen. „Leben am Fluss“ ist das Stichwort. Die Syr soll ein naturnaher Fluss bleiben, die Ufer der Sauer und der Mosel sollen belebt werden. In der Vision gibt es Gastronomie direkt am Fluss, kulturelle Angebote, Events für die Jugend, eine neue Promenade, Bootsport und, wenn das Budget es erlaubt, einen Yachthafen zwischen den beiden Orten Mertert und Wasserbillig. „Die Promenade müssen wir wegen der Leitungen für die Kläranlage und den geplanten Hochwasserschutz sowieso aufreißen, dann machen wir sie auch gleich neu“, sagt Stefanetti.

Sport- wie Freizeitschiffer sollen sich zukünftig an der unteren Mosel genauso wiederfinden wie weiter flussaufwärts – ohne die vielen Angler zu stören. „Da müssen und werden wir einen Ausgleich finden“, sagt Stefanetti. Der Yachthafen soll ähnlich wie der in Schwebsingen funktionieren. Neben Einheimischen sollen sich auch Touristen wiederfinden. Die Gründe sind wirtschaftlicher Natur. Tourismus soll auch hier eine Einnahmequelle werden. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Der Bau der Kläranlage im Hafen steht an erster Stelle und belastet das Budget ordentlich. „Das muss alles auch finanzierbar sein“, sagt Stefanetti, „zurzeit beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 2.400 Euro, und dabei soll es bleiben“.

Ein zweites großes Projekt ist der „Funpark“ am Moselufer. Angebote für Skater, Spielwiesen für Kleinkinder, aber auch Ruhezonen mit Sportangeboten für Senioren sollen kombiniert werden. Ein Park für alle Altersklassen also? „Ja, das soll es werden“, sagt Stefanetti, „auch wenn ich zuerst die Jugendlichen und Kinder im Blick habe“.

Pläne für die Zeit ohne Tankstellen

Außerdem wird die nächsten Jahre in Schulen und „Maison relais“ investiert, um die bestehenden Angebote vom ersten bis zum vierten Zyklus in Mertert und Wasserbillig zu ergänzen. Weitere Wohngebiete sollen ebenfalls erschlossen werden.

Wo lässt der amtierende Bürgermeister wegen möglicher Spekulanten offen. Für die „Nach-Tankstellen-Ära“ der Hauptstraße gibt es ebenfalls konkrete Pläne. Für Stefanetti ist es keine Frage, dass der Tanktourismus irgendwann mal ein Ende hat, weswegen unter seiner Ägide ein Entwicklungsplan entstanden ist. Er sieht Wohn- und Gewerbeflächen vor. Kleinere und mittlere Betriebe sollen sich dort genauso wie Neubürger ansiedeln. „Die Gemeinde braucht gesunde Finanzen“, sagt Stefanetti, der für das laufende Haushaltsjahr ein „kleines“ Budget geschnürt hat. Einer Fusion mit Grevenmacher, wie sein Kollege Robert Stahl sie ins Auge fasst, steht er nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber.

Dennoch hat eine Option für die von der Regierung vorgeschlagene Version, die entweder Manternach oder Mompach als Partner vorsieht, bereits den Gemeinderat passiert. „Diskutieren kann und muss man aber immer,“ sagt Stefanetti. Eindeutig ablehnend ist seine Haltung allerdings den Plänen der Regierung gegenüber, den Hafen mit weiteren Tanklagern auszubauen. Das fragliche Gelände liegt auf dem Terrain der Gemeinde Grevenmacher. „Dafür muss ich die neue Futtermittelfabrik genehmigen, wenn sie denn kommt“, sagt Stefanetti, lässt aber offen, ob er das tun wird.