Dienstag11. November 2025

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Doppeltes Spiel

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Pakistanis und Afghanen mögen es verständlicherweise nicht sehr, wenn vor allem US-Amerikaner beide Länder zu einem einzigen Gebilde namens „Afpak“ verwursten.

Diese grobe Vereinfachung ist umso unsinniger, als die politischen Verhältnisse hüben wie drüben äußerst komplexer Natur sind. In der Tat kämpfen hier ja meist nicht Moslems gegen Ungläubige, sondern z.B. Schiiten gegen Sunniten, Paschtunen gegen Tadschiken (Afghanistan), Sindhis gegen Mujahir (in der pakistanischen Megalopolis Karachi) usw., usf.

Logo" class="infobox_img" />Francis Wagner [email protected]

Meist sind es gläubige Moslems, die sich gegenseitig auf bestialische Art ausmerzen: In Karatschi gibt es geheime Folterkammern, in denen die Terroristen der einen Bevölkerungsgruppe unbescholtene Bürger der anderen zu Tode quälen und die dabei produzierten Videoaufnahmen ins Internet stellen: Derartiger Terror soll dann die jeweils anderen zum Abhauen motivieren.

Auch wenn es so etwas wie „Afpak“ nicht gibt, ist beiden Ländern die Barbarei gemeinsam, mit der politische Differenzen beigelegt zu werden pflegen.

Ein besonderes Problem ist natürlich das doppelte Spiel der pakistanischen Regierung, die sich offiziell als Alliierte der USA im Kampf gegen den Terror geriert, deren Militärgeheimdienst ISI aber seit Jahrzehnten islamistische „Freiheitskämpfer“ oder „Terroristen“ (biffer ce qui ne convient pas) klammheimlich, aber wirksam unterstützt.

Anlehnung an den Erzerbfeind

So werden pakistanische Dunkelmänner ebenfalls dringend verdächtigt, die Strippenzieher in Sachen Rabbani-Mord zu sein, was Islamabad aber empört zurückweist.

Ohnehin droht das Land nach dem Abzug der westlichen Truppen in einem erneuten Bürgerkrieg zu versinken: Mit großer Zufriedenheit bemerkten Verantwortliche der Schutztruppe ISAF, dass sich afghanische Soldaten beim rezenten Taliban-Überfall auf das Kabuler Diplomatenviertel gut gegen die Eindringlinge geschlagen hätten: Es fiel aber auf, dass in diesen Einheiten viele Tadschiken vertreten sind, die keine Armeeuniform brauchen, um den Paschtunen (aus denen sich die meisten Taliban rekrutieren) Saures zu geben.

In einem Sinne könnte sich Pakistans Unterstützung für die Taliban aber als durchaus kontraproduktiv erweisen: Sie führt dazu, dass sich Kabul enger an Pakistans Erzerbfeind Indien anzulehnen versucht. Am Dienstag (04.10.) schlossen beide Länder einen strategischen Pakt, der Indien einen verstärkten Einfluss sichert auf ein Land, das Pakistan als seinen eigenen privaten Hinterhof betrachtet.

Sicherlich kann das Kabuler Regime jede Hilfe, die es im Kampf gegen die Taliban nur kriegen kann, gut gebrauchen. Wenn sich aber Pakistanis und Inder einen Stellungskrieg um die Vorherrschaft im Lande liefern, kann dies das ohnehin saure Los des Durchschnittsafghanen nur weiter verschlechtern.

Immerhin könnte Indien für Afghanistan auch wirtschaftlich von Nutzen sein, was man von Pakistan wohl nur schwerlich behaupten kann.