Seine Powerpoint-Dias sehen veraltet aus. Lange Auflistungen, schlechte Grafiken. Kein Hauch von neuen Ideen. Bo Harald hält einen Vortrag über Innovation im Finanzwesen. Er redet darüber, wie wir in Zukunft unsere Rechnungen bezahlen werden. Harald arbeitet im IT-Beratungsunternehmen Tieto. Er ist eingeladen, zum hundertsten Geburtstag des „Postchèque“ – der Finanzsparte der Luxemburger Post – einen Vortrag zu halten.
Begeisterung
Harald ist begeistert von der Zukunft und von Technologie. Er redet davon, wie sie sich immer schneller entwickelt, wie Computer immer schneller, immer besser und kleiner werden. Technologie, die auch in der Wirtschaft, vor allem bei Bezahlvorgängen, immer wichtiger wird. Heute schon werden, so der Finne, 75 Prozent aller Handel von Maschinen ausgeführt – „machine to machine“ nennt sich das. „Maschinen sind schneller, besser und billiger“, so Harald.
Er sieht dieser Entwicklung positiv entgegen. Dass Unternehmen innovieren müssen, nimmt er als gegeben. „Beginnt früh und liebt die Technologie“, rät er. Das Bezahlen, so Harald, muss als eine Plattform für Innovation gesehen werden. E-Banking mache viele Innovationen überhaupt erst möglich.
Ein Beispiel: In seiner Heimat, so Harald, gibt es einen Dienst, der eine SMS schickt, wenn eine Rechnung eintrifft. Der Kunde wird dann von seinem Handy aufgefordert, eine Entscheidung zu treffen: Jetzt bezahlen „Drücke a“, später bezahlen „Drücke n“. Das Handy soll in Zukunft überhaupt zu Geldbörse werden, mittels „near field payment“. Dabei bezahlt man einen Verkäufer nicht mehr, indem man ihm altmodische Geldmünzen und Scheine in die Hand drückt, sondern indem man sein Handy an ein entsprechendes Lesegerät hält. Das Geld wird dann automatisch vom Konto abgebucht. Eine Technologie, die übrigens vereinzelt schon zum Einsatz kommt.
Andere Ideen
Das sind jedoch noch harmlose Neuerungen, verglichen mit anderen Ideen, die im Raum stehen. In Zukunft, so Harald, würden Rechnungen automatisch bezahlt werden. Sowohl für den Kunden als auch für die Bank bedeute dies weniger Kosten. Unter Innovation versteht Harald zwei Dinge: besseren Service, weniger Kosten.
Aber auch die Umwelt dankt. Eine Rechnung, die auf Papier ausgedruckt und versendet wird, verursache einen Kohlendioxidausstoß von 450 Gramm. Eine elektronisch versendete und bezahlte Rechnung belaste die Umwelt hingegen nur mit 150 Gramm Kohlendioxid.
Und doch: Innovation darf man nicht über das Knie brechen. Er habe erlebt, dass Unternehmen auf den erstbesten Zug aufgesprungen und dann gescheitert seien. Auch die Strategie, zu lange abzuwarten und dann von Panik getrieben zu innovieren, führe zu Verlusten.
„Machen Sie viele kleine Fehler“
Lieber solle man langsam, aber sicher an die Sache herangehen. „Machen Sie lieber viele kleine Fehler. Dann sind Sie zu beschäftigt, um die großen Fehler zu machen, wegen denen Sie Ihren Job verlieren“, rät er.
Der Vortrag habe ihn ein bisschen erschreckt, gesteht Jos Glod, der stellvertretende Generaldirektor der P&T. Dennoch findet er sein Unternehmen darin wieder. Die Vorstellung, sein Unternehmen sei eine Plattform für Innovation, gefalle ihm, sagt Glod.
De Maart
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