Freitag7. November 2025

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Donald Rumsfeld, der Interview-Schreck

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Eigentlich wollten der frühere US-Verteidigungsminister und Al Jazeera ihr altes Kriegsbeil begraben. Stattdessen bestätigte der 79-Jährige seinen Ruf als unmöglicher Interview-Partner.

Eigentlich hätte Donald Rumsfelds erstes Interview mit Al Jazeera zu einem grossen Versöhnungsakt werden sollen. 2004 hatte er als US-Verteidigungsminister den arabischen Fernsehsender heftig kritisiert und dessen Berichterstattung über den Irakkrieg als „bösartig“, „fehlerhaft“ und „unentschuldbar“ bezeichnet. Seither ist viel Wasser den Euphrat hinunter geflossen. Rumsfeld ist nicht mehr Verteidigungsminister, die meisten US-Truppen haben den Irak verlassen und der Anti-Terrorkrieg Barack Obamas unterscheidet sich wenn überhaupt nur unwesentlich von jenem George W. Bushs.

Zunächst schien auch alles nach Plan zu laufen. Das erste Interview mit Veteran David Frost ging problemlos über die Bühne. Rumsfeld fand sogar Worte der Anerkennung für Al Jazeera und nannte den Sender ein „wichtiges Kommunikationsmittel in der Welt“. Doch am selben Tag traf er auch Abderrahim Foukara, den Leiter des Al-Jazeera-Büros in Washington, zum Gespräch. Der gebürtige Marokkaner zeigte sich angriffiger als der Engländer Frost – und bald war Rumsfeld wieder ganz der Alte. Von Altersmilde keine Spur.

„Ein wertloses Interview“

Foukara wollte wissen, ob sich Rumsfeld für die vielen toten Zivilisten im Irak mitverantwortlich fühle. Schließlich habe er zu wenig Truppen in den Irak geschickt. Die 130.000 Soldaten hätten sich als unfähig erwiesen, das Chaos und den Ausbruch bürgerkriegsähnlicher Zustände zu verhindern. Darauf entgegnete Rumsfeld zunächst, die Generäle hätten eben nicht mehr Truppen verlangt. Foukara hakte nach und fragte, ob die Truppenstärke richtig war. „Wollen Sie mich anschreien, oder wollen Sie ein Interview führen“, bellte Rumsfeld zurück.

Foukara wiederholte seine Frage, auf die Rumsfeld aber nicht mehr einging. Stattdessen beschuldigte er den Journalisten, ihm „abschätzige“ Fragen zu stellen und sich „respektlos“ zu verhalten. Foukara erinnerte Rumsfeld: „Es geht hier nicht um mich. Wenn Sie mich persönlich angreifen wollen, ok, aber beantworten Sie meine Frage.“

Derart in die Enge gedrängt, entschied sich Rumsfeld für eine neue Verteidigungslinie: „Warum soll ich alles tun, was Sie mir sagen? Sie tun nichts von dem, was ich Ihnen sage.“ Das sei das Wesen eines Interviews, entgegnete Foukara lachend. Letztlich bezeichnete Rumsfeld das Interview als „wertlos“ und zeigte sich überzeugt, dass Al Jazeera es nicht ausstrahlen werde. Es kam anders: Der Sender stellte das hitzige Wortgefecht auf Youtube und brachte das Interview in voller Länge, wenn auch nur auf dem arabischen Kanal.