Bei der größten Herausforderung im Triathlon versammeln sich die Athleten auf Hawaii und treten den Kampf gegen den inneren Schweinehund an, den „Kailua-Kona“ Ironman, die Weltmeisterschaften über die langen Distanzen: 3,9 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und ein Marathonlauf. Und mittendrin zwei Luxemburger: Dirk Bockel und Carlo Pletschette.
Bockel Der Vergleich
Hawaii-Rekordzeiten im Vergleich zu Dirk Bockels Leistung 2010:
o Schwimmen: 1998 Lars
Jorgensen (M/USA) 46’41; 1999 Jodi Jackson (F/USA) 48’43; Bockel 5112o Radfahren: 2006 Norman Stadler (M/GER) 4:18’23; 2010 Karin Thuerig (F/SUI) 4:48’22; Bockel (mit Zeitstrafe) 4:35’47
o Laufen: 1989 Mark Allen (M/ USA) 2:40’04; 2010 Mirinda Carfrae (F/AUS) 2:53’32;
Bockel 2:52’01o Gesamtzeit: 1996 Luc Van Lierde (M/BEL) 8:04’08; 2009 Chrissie Wellington (F/GBR) 8:54’02; Bockel 8:22’59
Internet www.ironman.com
Der Ironman Hawaii wird allgemein als Geburtsstätte des Triathlonsports angesehen und Major John Collins als seine „Hebamme“. Tatsächlich hatte der amerikanische Marine die Idee nur aufgegriffen und fertigte 1977 ein Rennen, indem er die drei lokalen Wettbewerbe kombinierte: das 2,4-Meilen Waikiki Roughwater Swim, die 112 Meilen der „Around-O’ahu Bike Race“ und den 26,2-Meilen-Honolulu-Marathon. Am 18. Februar 1978 nahmen 15 Freiwillige zum ersten Mal den Ironman in Angriff. Seitdem hat sich an diesem „Mythos“ wenig geändert. Bis auf den Umstand, dass man 1981 vom ruhigen und gemütlichen Waikiki mit seinen wunderschönen Stränden nach „Big Island“ umgezogen ist. Entlang der „Kona Coast“ erwarten die Triathleten seitdem schwarze Lavafelder, die „Ho’omumuku“-Seitenwinde mit Spitzen von 75 km/h und Temperaturen von 35-40° C bei sengender Sonne.
Nichtsdestotrotz konnte dies nicht den unaufhörlichen Aufschwung bremsen. Auch in seinem 33. Jahr ist das Interesse unerschöpflich und nur ein elitärer Kreis schafft es, sich bei den diversen Wettbewerben quer über den Globus für die „Ford Ironman World Championships“ zu qualifizieren. Für viele der 1.800 Teilnehmer geht am Samstag ein Lebenstraum in Erfüllung, wenn es da heißt „komike’o Kona“, willkommen auf Kona. Nicht umsonst lautet das Mantra für den 140,6 Meilen langen Tagesausflug: „Anything ist possible“, alles ist möglich.
Für Dirk Bockel geht dieser Traum nun schon zum dritten Mal in Erfüllung und zum dritten Mal startet der professionelle Langstreckenspezialist bei der Elite, diesmal mit 51 Männern und 33 Frauen. Bei den zwei Einsätzen zuvor erreichte der luxemburgische Olympiateilnehmer (2008 in Peking) das Ziel in den Top-10 (Rang 7 und 8). Vor Jahresfrist scheiterten größere Ambitionen an einem Referee, der ihm auf dem Rad eine unberechtigte Zeitstrafe aufbrummte. Der Start für die Elite erfolgt am frühen Samstagmorgen um 6.30 Uhr (18.30 MESZ) beim King Kamehameha Kona Beach Hotel. Dirk Bockel wird mit der Startnummer 33 angreifen. Nicht mit der Nummer 8, seinem letztjährigen Ranking, da die Startnummern erstmals nicht nach Ergebnissen ausgegeben wurden. Geschwommen werden die 2,4 Meilen am Stück, im Pazifik. Der Kurs zeigt sich als langgezogenes Rechteck.
Das Feld anführen
Die Radstrecke durch die Lavawüste erfolgt zumeist über Highways, den Queen Ka’ahumana und den Kuakini Highway, sowie die Palani Road. Neben der sengenden Hitze (am Samstag werden Temperaturen von über 30° und Sonne erwartet) machen den Triathleten die Winde zu schaffen, die nach Vorhersagen aber nur schwach (35-40 km/h) wehen werden. Trotz Küstennähe ist der Parcours nicht flach, mit einem maximalen Höhenunterschied von annähernd 200 Metern und einer Steigung von 6%. Sieben weitere Anhöhen bieten einen Unterschied von 80 Metern. Auch die Marathonstrecke ist nicht flach, mit zehn leichten bis weniger leichten Anstiegen. Von der Kailua Bay laufen die Teilnehmer zunächst südlich nach Keauhou zurück, dann nordwärts zum Energie-Laboratorium und wieder zurück nach Kailua-Kona.
Bei seinem dritten Hawaii-Auftritt hat Dirk Bockel nur ein erklärtes Ziel vor Augen: einen Podiumsplatz. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird, hat der Berufssoldat, der von Herzen Luxemburger ist und dies mit dem „roude Léiw“ auf Outfit und Rad auch bekundet, seine ganze Saison auf diesen einen Einsatz abgestimmt. Nach der schnellen Qualifikation mit dem 3. Platz beim Iroman in Abu Dhabi beschränkte sich der 35-Jährige (geb. am 18. Oktober) auf kleinere Rennen, sogenannte „key races“. Mitte des Jahres siedelte Bockel wie so viele Triathleten nach Boulder/USA (40 km nordwestlich von Denver) um und bereitete sich in der Höhe von Colorado (2.500 m) während zwei Monaten auf den Ironman vor. Nach eigenen Aussagen ein knallhartes Training, das sich aber gelohnt hat („Die Arbeit ist verrichtet“). Ende September brach der Bockel-Tross zur letzten Station auf: Kona.
Die Taktik hat sich Dirk Bockel auch schon zurechtgelegt. Als guter Schwimmer und Radfahrer will der CAEG-Athlet das Feld von vorneweg anführen und sich vor dem Marathonlauf ein bequemes Polster erarbeiten, allerdings mit Rücksicht auf genügend Kraftreserven für den Marathon. Vor allem auf seinen Freund „Crowie“ soll der Vorsprung groß sein, denn Alexander Craig ist nicht nur Titelverteidiger auf Big Island, sondern auch Favorit.
Pletschette: Premiere
Eine halbe Stunde nach den Profis nehmen die Age-groups den Start am Kailua Pier. Die Altersklassen beginnen bei 25-29 Jahren und enden bei 80-84 Jahren. Älteste Teilnehmer sind die Amerikaner Bob Scott (81 J.) und Harriet Anderson (76 J.). Mitten im Pulk dieser 1.700 Age-group-Teilnehmer befindet sich Carlo Pletschette. Für den zweifachen luxemburgischen Meister (lange Distanzen) wird es der erste Start auf Kona sein. Die Erwartungen sind im Vergleich zu Bockel dementsprechend bescheidener. Der Celtic-Athlet will vor allem das Ziel erreichen, den verdienten Applaus der vielen Zuschauer ernten und den berühmten hawaiianischen Blumenkranz in Empfang nehmen. Carlo Pletschette wird den Ironman mit der Startnummer 1540 bestreiten.
Rund 5.000 freiwillige Helfer werden für das Wohlergehen der Triathleten sorgen. Wobei die Organisatoren sichtlich bemüht sind, dass alle Teilnehmer gesund ins Ziel gelangen. So warnt man u.a. schon vorab davor, dass das Schwimmen im offenen Ozean viel langsamer verläuft als in einem Schwimmbecken. So sind sie eben, die Amerikaner, und wünschen allen Besuchern und Beteiligten ein freundliches: „Aloha to Hawaii“.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können