Der Stahlkonzern hat in Bettemburg in der Drahtzieherei über 40 Maschinen abgebaut. Auf zehn LKW werden die Anlagen nach Szentgotthárd in West-Ungarn transportiert, wo ArcelorMittal eine Drahtzieherei betreibt. Der letzte LKW wurde am Donnerstagmorgen mit vier Maschinen beladen. Von einer Nacht- und Nebelaktion könne nicht die Rede sein, sagte ArcelorMittal-Sprecher Arne Langner Tageblatt.lu. Die Demontage erfolge schon seit Tagen.
ArcelorMittal bestätigte am Donnerstagmittag demnach den Abtransport nach Ungarn. „Ein Großteil der Maschinen war in Bettemburg allerdings nur zwischengelagert, Die anderen betroffenen Anlagen bereits außer Betrieb,“ so Langner gegenüber Tageblatt.lu. Die Maschinen wurden für die Herstellung von Reifendraht genutzt. Nur einige wurden in der Vergangenheit auch für Sägedraht eingesetzt. OGBL-Sekretär Raymond Kapuscinsky betont jedoch, dass es sich bei den abgebauten Maschinen um neue gehandelt habe. Und darauf noch bis vor kurzem fleißig produziert worden sei.
Ein Drittel der Belegschaft
In Bettemburg produzierte der Konzern bis vor zwei Jahren noch Steelcord, das in der Autoreifenproduktion verwendet wird. Aus wirtschaftlichen Gründen stellte man sich 2009 auf ein neues Produkt um, auf „Saw wire“. Der feine Sägedraht wird bei der Herstellung von Solarpaneelen verwendet. Mit diesem neuen Produkt sollten das Werk und die Arbeitsplätze in Bettemburg erhalten werden.
155 Personen sind bisher in Bettemburg beschäftigt. Wegen konjunktureller Probleme soll die Zahl zeitweise um ein Drittel auf 104 Mann zurückgefahren werden. Alles sieht nun nach Stellenabbau aus, so Raymond Kapuscinsky vom OGBL am Donnerstagmorgen Tageblatt.lu gegenüber. Vom Abtransport der Maschinen habe er zufällig erfahren, als er am Donnerstagmorgen zu einer Sitzung mit Personaldelegierten nach Bettemburg kam, so der Gewerkschafter erbost.
Sorgen der Gewerkschaft
Ob der Abbau der Produktionsanlagen in Bettemburg mit den anfänglichen Startschwierigkeiten zusammenhängen, ist vorerst unklar. Klar hingegen ist nur, dass mit den 43 Maschinen auch etliche Arbeitsplätze verschwinden werden, so Kapuscinsky.
Demontage und Abtransport der Maschinen geschah laut Kapuscinsky ohne Vorabinformation der Belegschaft. Noch vor zwei Woche habe er sich mit Direktionsvertretern getroffen, sagt Kapuscinsky. Dabei sei jedoch lediglich über die Verlegung des „überschüssigen“ Personal in die „Cellule de reclassement“ (CDR) gesprochen worden. Die CDR ist eine ArcelorMittal-interne Abteilung, aus der Mitarbeiter unter andrem zu Wartungsarbeiten in den Werken entsandt werden.
Nachfrage zurückgegangen
Diese Maßnahme (der Abtransport von Produktionsanlagen) habe nichts mit der aktuellen Situation auf dem Markt für Sägedraht zu tun, der in Bettemburg hergestellt wird, so der Stahlkonzern am Donnerstag. Die Nachfrage seitens der Photovoltaikindustrie sei seit Anfang 2011 drastisch zurückgegangen. Dies führte zu Gesprächen mit Gewerkschaftsvertretern über eine Personalanpassung in Bettemburg. „Wir stehen in engem Kontakt mit den Arbeitnehmervertretern. Für unsere Niederlassung in Bettemburg liegen keine Schließungspläne vor.“
Dem LCGB seien die Probleme in Bettemburg bekannt, sagte uns LCGB-Generalsekretär Patrick Dury, der von ernsthaften konjunkturellen Schwierigkeiten spricht. Tatsächlich sei der Markt für Solarelemente wegen der Streichung staatliche Subventionen zusammengebrochen. Man bemühe sich nun, die betroffenen Mitarbeiter über CDR und Vorruhestandsregelung aufzufangen, so Dury.
De Maart

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