Der Milliardär, der Italien zunehmend wie sein Eigentum betrachtet hat, stürzt nicht über eine seiner vielen Affären. Ob Steuerhinterziehung, Korruption oder Beziehungen zur Mafia, ob Sex mit Minderjährigen, Amtsmissbrauch oder Gesetze zur Sicherung der eigenen Straflosigkeit – in jedem anderen westlichen Land hätte eine einzige dieser Affären gereicht, um einen Regierungschef aus dem Amt zu fegen. In Italien haben auch alle diese Affären zusammen nicht genügt, um den Cavaliere zu stürzen. Berlusconi musste gehen, weil die internationalen Gläubiger des Landes mit ihm nicht mehr geschäften wollten. Er musste abtreten, weil sein Land andernfalls kein Geld mehr bekommen hätte und aus dem Euro gedrängt worden wäre.
Berlusconi hinterlässt ein Land am Rand des Abgrunds. Am sichtbarsten ist das bei den Finanzen: Ein Schuldenberg von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist nicht tragbar. Doch auch die Wirtschaft geht geschwächt aus der Amtszeit Berlusconis hervor – obwohl dieser angetreten war, um das Land wirtschaftsfreundlicher zu machen. Berlusconi hinterlässt ein Land, das nach zwei Jahrzehnten der Dauerbeschallung durch die Medien des Regierungschefs und der Dauerkonfrontation ausgelaugt ist. Es wird Zeit brauchen, bis Italien wieder zu seiner alten Stärke, seiner Kreativität, seinem Charme zurückgefunden haben wird.
De Maart
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