Montag20. Oktober 2025

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Vorfahrt für den öffentlichen Transport

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LUXEMBURG - Am Dienstag präsentierte Transportminister Claude Wiseler eine ganze Reihe von Maßnahmen, um dem öffentlichen Transport den Vorrang im Straßenverkehr einzuräumen.

Dazu gehören auch die Pläne, auf der Escher Autobahn die Pannenspur im Falle eines Staus zur Busspur umzufunktionieren. Entschieden, so Wiseler, sei aber noch nichts.

Geplant ist ein Buskorridor in beide Richtungen. „Es ist noch nichts entschieden, aber wir machen Pläne“, so Georges Molitor, Präsident der Arbeitsgruppe „Couloirs pour bus“ und Direktor von „Ponts et chaussées“.

Zwei Varianten

Es wurden verschiedene Varianten studiert. Zwei Varianten blieben am Ende übrig. Ein Buskorridor in der Mitte der Autobahn, abgetrennt vom Individualverkehr durch eine Mauer und mit Brücken an den Haltestellen, die es den Fahrgästen erlauben, sicher über die Autobahn zu kommen. „Das größte Problem dabei ist es aber, bis in die Mitte zu kommen“, so Molitor. Und diese Variante würde eine erheblich längere und größere Baustelle bedeuten als Variante zwei, die derzeit bevorzugt wird und vorsieht, dass die Busse im Falle eines Staus auf die Pannenspur zurückgreifen könnten.

Allerdings sind auch hier Bauarbeiten nötig. Der Grünstreifen in der Mitte, der die Fahrbahnen trennt, würde verschwinden und durch eine kalifornische Mauer ersetzt. Mit dem gewonnen Platz könnte dann die Pannenspur so angepasst werden, dass dort ein Bus fahren könnte. Das gilt aber nur für die A4 und auch nur für den Fall, dass dort Stau ist – was allerdings so gut wie an jedem Tag der Fall ist. Der Bus dürfte dann allerdings auch nur 30 km/h schneller fahren als der Individualverkehr. Und sollte ein Auto auf der Pannenspur stehen, müsste der Bus eben den Umweg durch den Stau nehmen. Derzeit, so hieß es am Dienstag, führen drei Buslinien im 15-Minuten-Takt über die A4. Von daher wäre der Plan mit der Pannenspur schon ein Gewinn.

Alternative zur Zugstrecke?

Was die A3 und die A6 angeht, so ist die Situation dort eine andere, da hier eh ein Ausbau auf drei Fahrspuren angedacht ist, so dass man dort andere Möglichkeiten hat, wie etwa eine Fahrspur für Busse und Fahrgemeinschaften zu reservieren. Allerdings, so Wiseler, mache dieser Ausbau nur Sinn, wenn er auch auf der anderen Seite der Grenze stattfindet.

Die Planungen und Studien sind aber schon weit fortgeschritten. Auch wie man den Verkehr an den Autobahnauf- und -abfahrten regelt, wurde schon ausgearbeitet. Dort würde die Fahrspur dann entsprechend verbreitert.

Pannenspur

Wenn auch noch nichts entschieden ist, so scheint sich die Lösung mit der Pannenspur doch deutlich abzuzeichnen. Ein zeitlicher Rahmen wurde allerdings nicht genannt, auch wenn das Ganze relativ schnell zu bewerkstelligen wäre. „Wir haben alles studiert, um eine möglichst komplette Analyse zu haben“, so Wiseler, „und die Studien werden bald abgeschlossen sein.“ Das Projekt wurde aber auch als Alternative zur 2010 zurückgestellten direkten Zugverbindung Esch-Luxemburg dargestellt. „Diese Strecke würde 1,6 Milliarden kosten“, so Wiseler am Dienstag, „die werden wir in den nächsten Jahren sicher nicht bauen.“

Allerdings war es Wiseler wichtig zu betonen, dass der Plan für die Autobahnen nur ein teil eines großen Puzzles ist, das darauf abzielt, dem öffentlichen Transport die Vorfahrt zu verschaffen. So sind eine ganze Reihe von Maßnahmen ausgearbeitet worden, die nicht nur die drei Hauptanziehungspole Hauptstadt, Esch (mit Belval) und Nordstad betreffen. Dazu gehören u.a. die Schaffung neuer Busspuren, die Gestaltung der Haltestellen und der Anfahrt zu Verkehrsampeln, inklusive einer intelligenten Schaltung der Grünphasen, bei der Busse bevorzugt werden sollen. Auch ein CITA-Projekt, das den Zufluss auf den Autobahnen bei Bedarf drosseln soll, ist angedacht. Diese Maßnahmen sollen im Vorfeld in einer Mikrosimulation und im Nachhinein durch detaillierte Beobachtung auf ihre Wirksamkeit getestet werden.

All das soll helfen, den für 2020 angepeilten Modal Split von 75 Prozent Individualverkehr und 25 Prozent öffentlicher Transport zu erreichen. Sogar auf der Autobahn.