Dienstag11. November 2025

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Ministerin kann Schüler vorerst nicht überzeugen

Ministerin kann Schüler vorerst nicht überzeugen

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Über Tausend Schüler kamen am Donnerstagabend ins Forum Geesseknäppchen, um sich die Reformvorschläge für den Sekundarunterricht anzuhören. Schulminister Delvaux kann bisher nicht überzeugen.

Bis auf den letzten Platz gefüllt ist am Donnerstagabend das Amphitheater im Forum Geesseknäppchen. Die Schüler drängen sich bis zum Ausgang hin. Rund tausend sind gekommen. Sie seien vor allem da, um sich zu informieren, sagten uns Schüler kurz vor Beginn der Sitzung mit Schulministerin Mady Delvaux. Sie seien um ihre Zukunft besorgt, wollten wissen, wie es weiter geht und welche Vorteile die Reform ihnen bringe. Im Saal sitzen und stehen Schüler aus dem technischen und klassischen Sekundarunterricht, jene Schule, die laut Unterrichtsministerium nun reformiert werden muss. Das Treffen verläuft zum Teil chaotisch. Eines der Hauptthemen ist der „Travail d’envergure“, den die Schüler in Zukunft schreiben müssen, um von 2e auf 1e zu gelangen. Laut Ministerin soll die Facharbeit, die momentan 25 Seiten zählt, reduziert werden und auch nicht mehr „Travail d´envergure“ sondern „Travail personnel“ heißen.

Eröffnet wurde die Sitzung durch den Präsidenten des Jugendparlaments, Sammy Wagner, der das Treffen moderiert. „Wir sind hier, um den Politikern unsere Meinung zu sagen“, so Wagner. Die Schüler seien die Gewinner. Sie hätten etwas bewegt. Anfang des Monats hatten Schüler gegen die Reform protestiert.

Aufs Studium vorbereiten

Es gehe darum, die Schüler auf das Studium vorzubereiten, erklärte Minister Delvaux Sinn und Zweck der Reform. Am 5. Dezember soll ein erster Entwurf mit den Grundzügen der Reform vorliegen. Schüler und Lehrer könnten anschließend ihre Vorschläge einreichen, so Delvaux. Folge dann ein Gesetzesprojekt für das Parlament. Sie sei bereit, in allen Schulen zu gehen, um über die Reform zu diskutieren.

Auch Jos Bertemes, Skript-Direktor, betonte den grundlegenden Ansatz der Reform, der darin bestehe, die Schüler für das zukünftige Universitätsstudium fit zu machen. Die Reform soll die Betreuung und Orientierung der Schüler verbessern. Den Schülern des klassischen Sekundarunterrichts sollte sie zu einer besseren Allgemeinbildung verhelfen.

Fragen

Nach der kurzen Vorstellung der beabsichtigten Änderungen konnten die Schüler ihre Fragen stellen, sowohl mündlich als auch über den Kurznachrichtendienst Twitter. Verärgert sind Schüler etwa über die Einführung des sogenannten „Travail d’envergure“, einer ausführlichen Hausarbeit. Die Schüler befürchten, nicht genügend Zeit dazu zu haben. Außerdem gehe das auf Kosten der Freizeit. Eine Schülerin beschwerte sich darüber, in Zukunft werde der Musikunterricht vernachlässigt, dass Fächer geopfert würden.

Der „Travail d’envergure“ sorgt denn auch für Buhrufe im Saal und für Unterbrechungen in Delvaux‘ Ausführungen. „Das neue System ist schlecht“, ruft eine Schülerin und erntet Applaus im Amphitheater.

System funktioniert nicht

Das vorgeschlagene, neue System sei bereits im Ausland getestet worden. Es funktioniere nicht, so Schüler. „Warum brauchen wir es denn hier in Luxemburg“. Ein anderer Schüler fordert bessere Informationen für Lehrer.

Weitere Buhrufe im Saal. Die Ministerin würde nicht auf die Fragen antworten, so der Vorwurf. Präsident Sammy Wagner versucht, die Gemüter zu beruhigen. 69 Prozent der Schüler fänden laut Umfrage das aktuelle Schulsystem auch nicht besonders gut, sagt er. Und ein anderer Schüler fügt hinzu, dass man die Reform nicht einfach glatt ablehnen sollte. Die Befürworter ernten Buhrufe. Die Mehrheit im Saal lehnt die Reform ab.

Das scheint die Ministerin nicht weiter zu stören. Den Vorwurf eines Schülers, die Hausarbeit könne man sich gegen Bezahlung bei einem Lehrer kaufen, entgegnet Delvaux, dass der Schüler sich regelmäßig mit seinem Tutor treffen müsse, der dann auch gezielt Fragen stellen werde. Diese Arbeit sei keine, die der Vater oder die Mutter für ihr Kind schreiben könnten, sagt Delvaux.

Basisdemokratie?

Ein Befürworter der Reform bescheinigt dem aktuellen System, es sei marode. Die Reform müsse kommen. Darauf Delvaux: Ja dann müsse man sich zusammemsetzen und weiter darüber reden, welche Reformen sie (die Schüler) denn möchten.

Schließlich wohl eine der wichtigsten Fragen, auf die alle gewartet hatten: Werde sie die Reform auch durchziehen, wenn alle dagegen sind, fragte ein Schüler. Die Antwort: Das Parlament werde abstimmen. Ein Referendum sei hier ungeeignet. Die Reaktion der Unterrichtsministerin auf eine ähnliche Frage der Lehrer am Dienstag hatte zu einer massiven Saalflucht der Lehrer geführt. Den Fehler wiederholte Delvaux am Donnerstag nicht. Dennoch begannen sich die Reihen bereits kurz nach 19.00 Uhr zu lichten.

Unis haben hohe Ansprüche

Das konnte der Diskussion jedoch keinen Abbruch tun. Es folgen weitere Detailsfragen zu den einzelnen Fächern. Delvaux: „Die Unis haben hohe Ansprüche. Aus diesem Grund ist die Reform notwendig“, betonte sie und bot den Schülern an, selbst einen Stundenplan aufzustellen. Darauf ein Schüler: „Wir sind keine Pädagogen, wir sind nur Schüler.“

Was denn bei der letzten Reform schief gelaufen war, dass man ihnen nun eine neue aufzwingen wolle? Daraufhin Delvaux: „Die Frage ist nicht was falsch gelaufen ist, sondern was wir verbessern können.“

Um 20.30 Uhr sind noch etwa 100 Schüler im Saal anwesend – und stellen weiter Fragen.