Gewiss, es gab – auch in Luxemburg – damals einzelne Zweifler, die bei allen Vorteilen einer gemeinsamen Währung dem gewohnten nationalen Geld nachtrauerten. Und die sich heute sogar noch in dieser Einschätzung bestätigt fühlen. Völlig ignorierend, dass allein das 15-monatige Machtvakuum in Belgien wohl zu einer beispiellosen Talfahrt des belgisch-luxemburgischen Franken geführt hätte – von der Finanzkrise, die ursächlich 2008 nichts mit Europa und dem Euro zu tun hatte, einmal ganz abgesehen.
" class="infobox_img" />Léon Marx [email protected]
Wenn die Finanzkrise dennoch tiefe Schrammen am Image des Euro hinterlässt, dann hat das vor allem mit dem Informations- und Kommunikationschaos rund um die Versuche zur Lösung der Schuldenkrise einzelner Staaten zu tun. Hinzu kommt der allgemeine Vertrauensverlust breiter Teile der Gesellschaft in das bestehende, kaum noch zu durchschauende System.
Auch die luxemburgische Politik mischt in diesem gefährlichen Spiel mit. Und wenn die Kassen der Geschäfte in diesen Tagen nicht so klingeln wie gewohnt, dann hat das, zumindest auf den nationalen Mikrokosmos bezogen, in den meisten Fällen mehr mit Psychologie als mit der realen Krise zu tun. Zu widersprüchlich die Signale, die da ausgesendet wurden und noch immer werden. Auf der einen Seite lässt man Krisenmaßnahmen zum Jahresende auslaufen, auf der anderen Seite malt man die Zukunftsperspektiven in düstersten Farben.
Was Sache ist, weiß derzeit wohl niemand. Oder will zumindest niemand zugeben. Zu welchen Verwerfungen das führen kann, zeigte sich, als Mitte Dezember die nationale Tripartite platzte. Zum zweiten Mal in zwei Jahren.
Klärendes Donnerwetter?
Dass das seit den 1970er-Jahren wohl erfolgreichste Kriseninstrument sich selbst in der Krise befindet, ist wohl das Tragischste an der Entwicklung, die das Land 2011 durchlebt hat. Und das ohne wirklichen Grund.
Fakt ist, dass sich Luxemburg mit seiner – oft vielleicht sogar zu vorsichtigen – öffentlichen Finanzpolitik nach wie vor auf der Sonnenseite befindet.
Darüber kann auch die ganze, vom Patronat orchestrierte Panikmache nicht hinwegtäuschen. Premierminister Juncker sagte mal, er könne „dieses Patronatsgesäusel nicht mehr hören“. Ein Gefühl, das er mit den Gewerkschaften teilt, waren sie es doch, die den peinlichen „dialogue de sourds“ beendeten. Auch auf das Risiko hin, deshalb als Totengräber des Modells Luxemburg vorgeführt zu werden.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Flop von 2011 wirklich das Ende des klassischen Sozialdialogs markiert. Oder ob mit diesem klärenden Donnerwetter der Rahmen für einen neuen, wie auch immer gestalteten Dialog abgesteckt wurde. Wünschenswert wäre es allemal.
„Indignez-vous“: Mit diesem unscheinbaren Büchlein löste der Jahrhundertzeuge Stéphane Hessel Anfang 2011 eine Welle des öffentlichen Protests für mehr Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit aus, die im Herbst in der weltweiten „Occupy“- Bewegung ihren vorläufigen (?) Höhepunkt fand.
Eines jedenfalls scheint an der Schwelle zum neuen Jahr klar: Immer mehr Menschen, auch in sogenannten demokratischen Ländern, fordern ein anderes, sozial gerechteres Gesellschaftsmodell und sind bereit, notfalls dafür auch auf der Straße zu kämpfen.
Wer in diesem Prozess seinen Einsatz verpasst, den könnte schneller als erwartet eine Lebensweisheit von Michail Gorbatschow einholen.
De Maart
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