Warum nur? Wegen der Krise? Offenbar scheint vielen noch immer nicht klar zu sein, um welche Krise es sich hier handelt. Warum sonst musste noch Anfang dieser Woche der Vorsitzende der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, in einem deutschen Radiosender zum wiederholten Male deutlich machen, dass es sich nicht um eine Krise des Euro handelt, der von manchen gerne bereits als tot, zumindest aber als dahinsiechend beschrieben wird.
" class="infobox_img" />Guy Kemp [email protected]
Es wird sich ja bereits Gedanken darüber gemacht, wie viel die Wiedereinführung der nationalen Währungen kosten würde. Doch hat bislang niemand ausgerechnet, wie viel es gekostet hätte, wenn die Finanzkrise und ihre Folgen ohne die Gemeinschaftswährung hätten bewältigt werden müssen. Spekulanten hätten sich einen Spaß daraus gemacht, gegen die einzelnen nationalen Währungen zu wetten. Manche der heutigen Euro-Staaten wären sicherlich bereits pleite und hätten damit vermutlich nicht nur das europäische Bankensystem in einen Abgrund gerissen, gegenüber dem die erste Phase der aus den USA auf die übrige Welt übergeschwappten Finanzkrise wie ein verpatzter Kindergeburtstag angemutet hätte.
Es bleibt Raum für Ungewissheiten
Eher trifft es zu, dass wir es mit einer Schuldenkrise zu tun haben. Allerdings auch nur bedingt. Denn Staaten wie Spanien, Belgien und Irland haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie durchaus über Jahre hinweg ihre Schulden abbauen können.
Eine Vertrauenskrise ist es allemal. Es fehlt das Vertrauen in Staaten, die hohe Schulden angesammelt haben, jedoch wegen der derzeit schwächelnden Wirtschaft kurzfristig nur schwerlich versichern können, dass sie ihre Ausstände auch zurückzahlen können. Es mangelt aber auch am Vertrauen in die Politiker, denen nicht zugetraut wird, die Währungszone so zu organisieren, dass sie künftig in ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Ausrichtung als Einheit angesehen werden kann. Die Euro-Staaten haben bei ihrem letzten Gipfel am 9. Dezember wieder einmal gebremst, durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nur halbherzige Schritte hin zu einer wahren Wirtschafts- und Währungsunion gemacht und mit ihrem Zögern die Spekulanten weiterhin darin ermutigt, gegen Euro-Staaten zu wetten. Stattdessen wird jetzt ein Vertrag ausgearbeitet, der wieder nur einen Teil der Lösung enthält und weiterhin breiten Raum für Ungewissheiten lässt.
Gewissheiten aber gibt es – auch das haben die letzten Jahre gezeigt – bei dem Versuch, der Krise beizukommen, wohl keine. Noch so hohe Garantien für die in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Euro-Länder, Rettungsfonds oder in Aussicht gestellte strengere Haushaltsregeln vermochten bisher nicht, die Finanzmärkte zu beruhigen. Wie unberechenbar das Finanzsystem ist, zeigte sich noch gestern, als Italien für die Emission neuer Anleihen nurmehr die Hälfte an Zinsen bieten musste als noch vor einem Monat. Ohne aber, dass sich Grundlegendes im Lande selbst – an der wirtschaftlichen Lage, am Stand der Staatsschuld usw. – geändert hat.
De Maart
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