Montag22. Dezember 2025

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Die Karten wurden neu gemischt

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Seit Anfang des Jahres bezahlen viele Menschen mit V Pay. Die Karte ist dazu konzipiert, das Bezahlen über Grenzen hinweg zu vereinfachen. Doch genau hiermit haben viele Bankkunden schlechte Erfahrungen gemacht.

Sie ist genau 85,60 Millimeter breit und 53,98 Millimeter hoch. Diese Maße sind festgeschrieben in der ISO-Norm 7810. Spätestens seit dem ersten Januar ist die „V Pay“-Karte der neue Einkaufsbegleiter vieler Luxemburger.
Doch die 46,2 Quadratzentimeter Plastik geben immer noch Rätsel auf. Was ist aus dem guten alten Maestro geworden? Ganz zu schweigen von dem guten alten Bancomat? Und vor allem ist die „V Pay“-Karte jetzt eine „Visa-Kaart“ oder eine „Bancomatkaart“?

Logo" class="infobox_img" />Anders als die klassische Visa- oder Mastercard-Karte ist V-Pay wie die alte Bancomat-Karte eine Debitkarte. (Foto: dpa)

Die Wahrheit ist, all diese Begriffe sind nicht sehr glücklich; die korrekten Bezeichnungen jedoch nicht viel besser. Soviel vorweg: V Pay ist eine Debitkarte der Marke Visa und wer in Zukunft zum Bancomat, geht ist ein Nostalgiker.

Bancomat nur in Luxemburg

Bancomat (oder vielmehr bancomat mit kleinem „b“) heißt ein elektronisches Bezahlsystem, das in Luxemburg 1982 eingeführt wurde. Die Bancomatkarte ermöglichte es den Bankkunden, an der Kasse, im Laden oder an einem Geldautomaten – liebevoll Bancomat genannt – auf sein Konto zuzugreifen, damit zu bezahlen oder Bargeld abzuheben. Dies allerdings nur in Luxemburg.

Dass Luxemburger Bankkunden auch in Trier und Metz mit Plastik bezahlen konnten, verdankten sie einem zweiten System, das auf der gleichen Karte gespeichert war: Maestro. Das System der Firma Mastercard wurde einige Jahre nach Bancomat eingeführt. Wer sich also an Mantelsonntag in Trier neu einkleidete, bezahlte nicht mit Bancomat, sondern mit Maestro.
Um diesen Dualismus noch seltsamer zu gestalten, bezahlten Touristen ihre Einkäufe in Luxemburg ebenfalls mit dem Maestrosystem.

Komfortabel und sicher wie zuhause

Beides sind im Übrigen – genau wie V Pay – Debitkarten; also Karten, mit denen man sein Konto direkt belasten kann, im Gegensatz zur Kreditkarte, mit der man eine Zahlung bis zum Anfang des nächsten Monats aufschieben kann. Begriffe wie Scheckkarte oder EC-Karten rühren aus einer Zeit, als man mit einer kleinen Plastikkarte seine Schecks (sehr lange her) garantieren musste.

Dieses Durcheinander im europäischen Plastikdschungel will die EU nun beseitigen und trumpft mit PSD und SEPA. Ersteres steht für „Payment Service Directive“, Letzteres für „Single European Payment Area“. Das Ziel der EU-Kommission ist es, „grenzüberschreitende Zahlungen, so einfach, effizient und sicher zu machen wie ’nationale‘ Zahlungen in einem Mitgliedsstaat“.

PSD soll dabei den gesetzlichen Rahmen für die Umsetzung von SEPA schaffen, einem sehr umfangreichen Maßnahmenkatalog, der von den europäischen Banken ausgearbeitet wurde. (SEPA geht sehr ins Detail, bis hin zu den Dateiformaten, in denen Daten ausgetauscht werden).

Für Debitkarten bedeutet das Einschreiten Brüssels vor allem zweierlei. Erstens müssen die Bezahlsysteme in jedem Mitgliedsstaat funktionieren und zweitens sollen sie so sicher wie irgend möglich sein.

Die Rote Karte für Bancomat

Das System funktioniert nur in Luxemburg und müsste somit geupgraded werden, wollte man es erhalten, so Lysiane Back, Chefin der Abteilung für Elektronischen Zahlungsverkehr bei der BCEE. Ein Aufwand, der sich aber nicht lohnt.

Nun müssen also die Karten neu verteilt werden, was den Banken Gelegenheit gibt, das Sicherheitselement neu zu überdenken.
Dazu muss man wissen, dass Bankkarten mit zwei verschiedenen Technologien parallel funktionieren. Zum einen mit dem Magnetstreifen und zum anderen mit einem „Chip und Pin“-System. Die Standardkarte ist ausgestattet mit beiden Technologien: Auch die „V Pay“-Karte. Aber bei ihr ist der Magnetstreifen leer, oder zumindest fast. Er enthält bloß den Hinweis „Dieser Magnetstreifen funktioniert nicht“, erklärt Lysiane Back. Dadurch kann ein Verkäufer, der die Karte durch ein Magnetlesegerät zieht erkennen, warum das Gerät die Karte nicht annimmt. Mastercard hingegen biete keine Karte ohne funktionsfähigen Magnetstreifen an, so Back. Der Kartenhersteller war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ein leerer Magnetstreifen

Für viele Banken stellt das Fehlen des Magnetstreifens einen Vorteil dar. Der Streifen gilt als unsicher – als Schwachstelle, die Betrüger nutzen können. Die Banken befürchten – zu Recht –, im Falle eines solchen Betruges die Haftung übernehmen zu müssen.

Ein Nachteil ist der leere Streifen deshalb, weil in vielen Ländern, wie zum Beispiel den USA, der Magnetstreifen immer noch das Maß aller Dinge ist. PSD und SEPA verlangen zwar, dass eine Debitkarte in Europa überall benutzt werden kann aber nicht, dass sie weltweit einsetzbar ist.

Es besteht allerdings keine Verpflichtung für die Banken, von Mastercard zu Visa zu wechseln (oder umgekehrt). Die Banken sind frei bei der Wahl des Kartendienstleisters. Rein theoretisch könnte eine Bank sogar mehrere Karten anbieten. Viele Luxemburger Banken haben sich laut einer Veröffentlichung von Visa für V Pay entschieden: Darunter die Banque de Luxembourg, die Sparkasse und die Banque Raiffeisen.

Europaweit einsetzbar und doch nicht

Es gibt allerdings auch Banken, die ihr Vertrauen in Mastercard setzen, so Lysiane Back. Eine Bank habe sich dafür entschieden, keine Debitkarten mehr auszugeben, sagt die Bänkerin.

So schön die europaweite Vereinheitlichung auch klingen mag, viele Luxemburger berichten über ihre negativen Erfahrungen mit der V-Pay-Karte im benachbarten Ausland. Mancher deutsche Tankwart will noch nie etwas von V Pay gehört haben.
Dabei existiert das System sehr wohl in Deutschland. Nur ist es nicht so sehr verbreitet wie in Luxemburg.

Die Einzelhändler sind nun am Zug. Damit ein Laden eine Debitkarte annehmen kann, braucht er eine nämlich eine Lizenz des jeweiligen Herstellers. Bedeutet: Ein optimal ausgestatteter Laden hat eine Lizenz von Visa und eine von Mastercard (und bezahlt zweimal). „Jedem Händler steht es frei zu entscheiden, welche Karte er annimmt“, so Lysiane Back. Grundvoraussetzung dafür, dass V Pay das halten kann, was es verspricht ist also, dass die Verkäufer in ganz Europa mitspielen.