Nach der Stilllegung des Schifflinger Stahlwerks auf unbestimmte Zeit befürchten die Gewerkschaften weitere schlechte Nachrichten. Als eine solche empfinden sie die Ankündigung der Werksleitung, eine der beiden Produktionslinien von ArcelorMittal in Düdelingen zeitweilig stillzulegen und die Produktion auf der zweiten drastisch zurückzufahren. Im Düdelinger Werk, vormals Ewald Giebel, werden Bleche elektrolytisch verzinkt. Die Bleche dienen unter anderem der Herstellung von Haushaltsgeräten und PC-Gehäusen.
Die Linie ELO2 bleibt in den kommenden Monaten geschlossen, so OGBL und LCGB am Mittwochmorgen. ELO1 sei nur teilweise ausgelastet. Produziert würden nur noch 500 Tonnnen die Woche, was der Produktion von einem bis zu anderthalb Tag entspreche. Laut Direktion sei keine Besserung in Aussicht. Dass ELO2 im zweiten Trimester nicht produzieren werde, sei bereits im Februar angekündigt worden, so ArcelorMittal-Sprecher Arne Langner.
Urlaub und dann in die CDR
Die Beschäftigten werden freie Tage und Urlaubstage abbauen müssen. Reicht auch das nicht, wird ein Teil des Personals in die staatlich subventionierte „Cellule de reclassement“ (CDR) abgeschoben. OGBL und LCGB befürchten für Düdelingen ein ähnliches Schicksal wie das der Werke in Schifflingen und Rodange. Sie werfen der Direktion vor, die Auftragslage in Düdelingen absichtlich zu verschlechtern und Aufträge auf andere Standorte, unter andrem nach Genk, zu verlagern. Auch würden minderwertige Zwischenprodukte aus ArcelorMittal Florange angeliefert, um die Kunden des Düdelinger Werks zu verärgern. Diesen Vorwurf wies Unternehmenssprecher Langner am Dienstag entschieden zurück.
ArcelorMittal verfolge hier eine klar erkennbare Strategie: Standorte abbauen und die Folgekosten auf die Allgemeinheit abwälzen, sagte OGBL-Verhandlungssekretär Marco Casagrande Tageblatt.lu. Die Öffentlichkeit solle die sozialen Kosten des Abbaus bei ArcelorMittal tragen, so wie das bereits mit der Schließung des Stahlwerks von Schifflingen und der Produktionsreduzierung in Rodange der Fall sei. Das sei für ArcelorMittal allemal billiger als Sozialpläne. Die CDR wird vom Beschäftigungsfonds mitfinanziert.
Die am 28. März von der Stahltripartite getroffene Vereinbarung Lux2016 betrifft nicht nur den Kernbereich der Luxemburger Stahlindustrie sondern auch die Betriebe der sogenannten Peripherie. Somit genießen auch die Beschäftigten von ArcelorMittal Düdelingen Schutz vor Entlassung. Produktionsstilllegung werden sie von der CDR übernommen. Wirtschaftsminister Etienne Schneider hatte die großzügige staatliche Hilfe für ArcelorMittal an konkrete Investitionszusagen des Konzerns in Luxemburg geknüpft.
ArcelorMittal Düdelingen entstand aus der Zusammenlegung von Ewald Giebel und Galvalange. Beschäftigt sind insgesamt 268 Personen. Während auf den ELO-Linien von Ex-Giebel elektrolytisch verzinkte Bleche produziert werden, wird auf den Anlagen von Galvalange Usibor hergestellt, Stahl, das zur Autoherstellung dient.
De Maart

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