Sonntag16. November 2025

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„Bis zum Jüngsten Gericht“

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Die Satire-Zeitschrift "Titanic" hat es erneut geschafft, den Papst gegen sich aufzubringen. Der heilige Stuhl droht den Spaßvögeln mit weltlichen Konsequenzen.

Das provokante Papst-Titelbild des Satiremagazins „Titanic“ wird wohl weiter die Gerichte beschäftigen. Nach der einstweiligen Verfügung des Hamburger Landgerichts gegen die Zeitschrift sagte Chefredakteur Leo Fischer am Mittwoch auf dapd-Anfrage: «Wir werden Widerspruch einlegen.» Er hoffe, dass dies noch vor dem Wochenende geschehen werde. Die „Hand der Versöhnung“ sei aber weiter ausgestreckt, und sie suchten das «persönliche Gespräch» mit Papst Benedikt XVI. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) bezeichnete die Verfügung als überzogen und satirefeindlich und riet dem Blatt, dagegen vorzugehen.

Logo" class="infobox_img" />Nach einer Unterlassungsklage schickte die Titanic ein neues Covers nach: Der Titel zeige einen Papst, „der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre (‹Vatileaks›) feiert und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschüttet“ habe. (Screenshot: 20 Minuten)

Fischer kündigte an: „Wir werden sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen und notfalls bis zum Jüngsten Gericht ziehen.“ Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte hierzu auf dapd-Anfrage: „Ich sehe dem völlig gelassen entgegen.“

Zutiefst verletzt

Das Oberhaupt der katholischen Kirche fühlt sich durch das aktuelle Titelbild des Satiremagazins in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und hat eine einstweilige Verfügung erwirkt – ein in Deutschland bisher einmaliger Vorgang. Auf dem Cover der Juli-Ausgabe sieht man den Papst, auf dessen Soutane ein großer gelber Fleck ist. Auf dem Titel heißt es dazu in Anspielung an den «Vatileaks»-Skandal um den Verrat von Interna aus dem Vatikan: „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“. Auf der „Titanic“-Homepage ist das Bild inzwischen geschwärzt, auf der Startseite ist ein neue Fotomontage, auf der „der Papst im Freudenrausch“ mit zwei Limo-Flaschen zu sehen ist.

Auf dem Heft wird zudem auf der Rückseite der Papst von hinten mit einem großen braunen Fleck und dem Kommentar „Noch eine undichte Stelle gefunden!“ gezeigt. In der PDF-Ausgabe sind die Bilder nun geschwärzt. Die Hefte, die sich bereits im Handel befinden, müssen aber nicht zurückgezogen werden.

25 Beschwerden

Beim Deutschen Presserat gingen bis Mittwochmorgen rund 25 Beschwerden ein, wie Sprecherin Edda Kremer sagte. Die meisten fühlten sich in ihrer Religiosität gestört oder beanstandeten eine Verletzung der Menschenwürde.

Nach Angaben von „Titanic“-Chefredakteur Fischer sind die Abozahlen seit Bekanntwerden des Falles am Dienstag „sprunghaft angestiegen“. Im Gegensatz zu in der Regel zehn Bestellungen pro Tag seien es am Dienstag 60 gewesen, bis Mittwochmittag bereits 50.