Die beiden Aktionäre haben am Freitagnachmittag den Verwaltungsrat neu gebildet. Frank Wagener soll dessen Vorsitzender bleiben. Unter den 13 Mitgliedern wird Katar mit einem Mitglied vertreten sein. Der Verwaltungsrat ist ansonsten rein luxemburgisch besetzt. Der Staat wird mit Etienne Reuter und mit Sarah Khabirpour vertreten sein.
" class="infobox_img" />Im Verwaltungsrat der BIL sitzen hauptsächlich Luxemburger. (Tageblatt-Archiv)
Finanzminister Luc Frieden wehrte sich gegen Gesinnungsprozesse, die gegen Katar in Luxemburg gemacht werden. Das nötige Kapital zur Rettung der BIL hätte in der notwendigen Schnelligkeit in Luxemburg oder in Europa nicht aufgebracht werden können. Die BIL sei eine wichtige Bank für den Finanzplatz. Sie sei jetzt gut gewappnet für die Zukunft.
Pauly bleibt Chef der BIL
George Nasra, Vertreter des neuen katarischen Mehrheitsaktionärs, dem Investitionsfonds Precision Capital, sieht das Investment in der BIL als ein dauerhaftes an. Die Bank verfüge über ein „A-“ Rating und sei die älteste Bank in Luxemburg. Er sicherte zu, dass man im Augenblick nicht daran denke, den 13 Prozent Anteil der BIL an der Luxair zu verkaufen. Chef der Bank bleibt François Pauly.
Die katarische Investment-Gesellschaft, Precision Capital, hat 90 Prozent der belgischen Dexia aufgekauft. Die restlichen 10 Prozent hält der luxemburgische Staat. Die BIL beschäftigt 2.100 Personen. Die Banque internationale à Luxembourg wurde 1856 gegründet. Nachdem der Finanzkonzern und Kommunalfinanzierer Dexia wegen fehlgeschlagener Investments in Griechenland in eine Finanzklemme geraten war, hatten sich Belgien, Frankreich und Luxemburg im Oktober 2011 auf die Aufspaltung geeinigt. Die BIL war für 730 Millionen Euro an einen privaten Investor verkauft worden.
Wem gehört die BIL?
Die BIL gehört jetzt zu 90 Prozent dem Investitionsfonds Precision Capital und zu zehn Prozent dem luxemburgischen Staat.
Wer ist der Käufer?
Precision Capital ist ein Investitionsfonds der Katarischen Investitionsbehörde, der nach luxemburgischen Recht arbeitet und in Luxemburg beheimatet ist.
Wer hat die BIL verkauft?
Die Dexia Gruppe, die schon in der Finanzkrise gerettet werden musste und in der Schuldenkrise vor dem Konkurs stand und abgewickelt werden musste.
Welche Rolle spielte Finanzminister Luc Frieden?
Er war der Makler, der der EU-Kommission erklärte, dass die BIL für Luxemburg eine systemische Bank ist und daher zu retten war. Er war derjenige, der der Dexia den Verkauf der Bank an Qatar vorschlug und die Bank den Qataris anbot. Die Verkaufsverhandlungen führte danach die Dexia mit den Qataris.
Gab es andere Interessenten?
Nach Auskunft der Europäischen Kommission, die den gesamten Sachverhalt untersuchte, lagen der Dexa keine anderen ernsthaften Kaufgebote vor.
Welche Rolle spielt die EU-Kommission?
Sie ist Aufsichts- und Genehmigungsbehörde, weil die Dexia bisher mit Milliarden Steuergeldern aus Frankreich, Belgien und Luxemburg gestützt wurde. Sie überwachte auch den Verkauf der BIL von der Dexia an die Kataris und genehmigte ihn.
Was verlangten die Kataris?
Sie verlangten ein blitzsaubere Bank, die von sämtlichen Risiken gesäubert war. Dexia und BIL verkauften alle Bestandteile, die in irgendeiner Weise als Risko einzuschätzen waren. Das brachte Verluste von 1,5 Milliarden Euro mit sich. Das Eigenkapital der BIL sank dadurch so weit ab, dass das Kernkapital (Risikokapital) unter die Grenze von neun Prozent rutschte. Es wurde aufgestockt und liegt nun bei einer Milliarde Euro. Die Bilanzsumme liegt bei 20 Milliarden Euro.
Was geschieht mit der Luxair?
Georges Nasra, der die neuen Besitzer vertritt, sicherte zu, dass er derzeit nicht daran denke, den 13 Prozent Anteil der BIL an der Luxair zu verkaufen.
Gibt es eine Kooperation mit der KBL?
Nasra sieht sie nicht, weil die Interessen der KBL ausserhalb von Luxemburg in Europa liegen.
Wie sicher ist die Investition?
Nasra sicherte zu, dass Qatar sich auf eine lange Zeit als Hauptaktionär der BIL einrichtet.
Was ist am 5. Oktober geschehen?
Am 5. Oktober fand das Closing statt. Das heißt, Precision Capital und der luxemburgische Staat mussten der Dexia 730 Millionen Euro als Bezahlung für die BIL auf den Tisch legen. Zehn Prozent davon 73 Millionen Euro zahlte Luxemburg. Damit trat der Kaufvertrag in Kraft. BIL gehört seitdem Katar und Luxemburg. Außerdem löste der noch von der Dexia bestimmte Verwaltungsrat sich auf. Am Freitagnachmittag trat der neue Verwaltungsrat zusammen.
Wer sitzt im neuen Verwaltungsrat?
Frank Wagener, Président, George Nasra, Vice-Président, François Pauly, Administrateur délégué de la BIL, Robert Glaesener, Sarah Khabirpour, Jacques Lanners, François Moes, Etienne Reuter, Jacquot Schwertzer. Hinzu kommen vier Mitarbeiter der Bank. Dieser Verwaltungsrat wird auf einer außerordentlichen Vollversammlung Mitte November gewählt und bestätigt. Er arbeitet derzeit übergangsweise und wurde kooptiert. Der Mehrheitsaktionär aus Qatar hat darauf verzichtet, den Verwaltungsrat zu besetzen. Er ist jetzt aus Vertretern der Luxemburger Wirtschaft und des Staates zusammengesetzt.
Wie geht es der BIL?
Der neuen BIL geht es gut. Ihre Einlagen sind um 11,5 Prozent (eine Milliarde Euro) gestiegen. Die Hypothekardarlehen wuchsen um sechs Prozent, die Konsumentenkredite um drei Prozent. Die Aktiva liegen bei 30 Milliarden Euro, die Bilanzsumme bei 20 Milliarden. Die Ratingagenturen S&P und Fitch haben die Bank untersucht und ihr die Bestnote AAA zuerkannt.
Was wird die BIL tun?
Sie wird als Schalterkundenbank arbeiten, als Privatbank, als Unternehmensbank und auf den Finanzmärkten tätig sein. Sie ist nach BGL BNP Paribas und Staatssparkasse die drittgrößte Bank in Luxemburg.
Wer ist ihr Chef?
Francois Pauly. Er kommt von der BIL, war danach bei Oppenheim tätig, hat im Konzern der Deutschen Bank Oppenheim abgewickelt, und hat als Nachfolger von Frank Wagener als Chef das Tagesgeschäft der Bank übernommen. Pauly hat die Verhandlungen mit den Qataris geführt. Er bleibt im Amt, wie auch Frank Wagener als Präsident des Verwaltungsrates im Amt bleibt. Wagener und Pauly gelten als eingespieltes Team, das sich lange kennt.
Was erwartet Qatar?
Qatar geht davon aus, dass die von Risiken befreite Bank nun arbeiten kann. Die Besetzung des Verwaltungsrates mit Vertretern der luxemburgischen Wirtschaft zeigt, dass Qatar die Geschäftspolitik nicht beeinflussen wird. Man darf davon ausgehen, dass Qatar im Gegenzug eine ordentliche Dividende erwartet.
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