Mittwoch29. Oktober 2025

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Kemmer verpfiff seinen Chef bei Juncker

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Der frühere Geheimdienstagent André Kemmer hat Ex-Srel-Chef Marco Mille die Uhr gegeben, mit der Premierminister Jean-Claude Juncker abgehört wurde. Er übergab Juncker seine CD mit dem Mitschnitt.

André Kemmer war maßgeblich an der Abhöraktion des Ex-Srel-Chefs Marco Mille gegen Premierminister Jean-Claude Juncker beteiligt. Er habe Mille die präparierte Uhr übergeben und ihn in deren Handhabung unterwiesen. Nach dem Treffen habe er die Uhr zurückbekommen, um die Aufzeichnung niederschreiben zu lassen. Das sagte Kemmer am Dienstag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss Geheimdienst. Kemmer, Polizeibeamter, der damals in den Geheimdienst detachiert war, arbeitet heute im Wirtschaftsministerium.

Der Grund für die Abhöraktion soll Kemmer zufolge die verschlüsselte CD eines vermeintlichen Mitschnitts eines Gesprächs zwischen Premierminister Juncker und Großherzog Henri im großherzoglichen Palast gewesen sein. Der Datenträger war dem SREL von einem Informanten, M., zugespielt worden.

Die Aktion war ihm nicht geheuer

Kemmer soll Juncker seine Kopie des aufgezeichneten Gesprächs Mille/Juncker übergeben haben, sagte der Beamte vor den Abgeordneten. Das schlechte Gewissen habe Kemmer dazu veranlasst, Juncker 2008 über den Mitschnitt zu informieren. Er habe sich bei der Aktion unwohl gefühlt. Kemmer sprach auch von Misstimmungen zwischen Juncker und Mille. Warum er sich nicht geweigert habe, an der illegalen Aktion mitzumachen, wollte Kemmer nicht ausdrücklich sagen.

Keine Bilder, sondern bloss Ton war am Dienstag aus der Sitzung des Untersuchungsausschuss zu vernehmen. Der eingeladene Zeuge André Kemmer, früherer SREL-Agent, hatte darum gebeten, von Videoaufnahmen abzusehen.

Kemmer wechselte 2009 ins Wirtschaftsministerium. Im ersten Teil der Anhörung interessierten sich die Abgeordneten für die vom ehemaligen SREL-Mitarbeiter Frank Schneider gegründete Firma Sandstone, ein auf Informationsbeschaffung und -auswertung spezialisiertes Unternehmen. Kemmer hatte auf eine Mitarbeit in besagtem Unternehmen verzichtet, weil die Ausrichtung der Firma ihm nicht passe.

Im Wirtschaftsministerium beschäftigt sich Kemmer mit Datenrecherche zu Unternehmen und Wirtschaftsakteuren, die in Luxemburg tätig sind oder sich niederlassen wollen.

Beobachtungen im islamistischen Milieu

Während seiner SREL-Zeit war er in der Terrorismusbekämpfung aktiv. Dabei seien religiöse Extremismen beobachtet worden, insbesondere in islamistischen Kreisen, so Kemmer. Beobachtet wurden einzelne Personen, die durch ihre Gewaltbereitschaft aufgefallen waren, keine Organisationen. Auf die Spur sei man oftmals von Auslandsdiensten gesetzt worden. Operationsziele waren unter anderem nordafrikanische Islamistenmilieus. 2004 bis 2007 seien mehrere Personen festgenommen und wegen Dokumentenfälschung und Drogengelder verurteilt worden.