Die Unternehmensführung erklärte sich am Mittwoch bereit, eine Trennung des profitablen Film- und Musikgeschäfts von der angeschlagenen Unterhaltungselektronik durchzuspielen. Käme es dazu, wäre dies ein Paukenschlag in der konservativen japanischen Firmenlandschaft, in der enge Verbindungen mit anderen Unternehmen und Banken traditionell wichtiger sind als Aktionärsinteressen.
Gefordert wird die Zerschlagung vom US-Hedgefonds-Manager Daniel Loeb, der sich davon eine erhebliche Wertsteigerung seiner Sony-Beteiligung verspricht. „Der Vorschlag betrifft einen Kern des Geschäfts und der Strategie des Managements, deshalb wird der Vorstand das gründlich erörtern, bevor wir Herrn Loeb antworten“, sagte Sony-Chef Kazuo Hirai am Mittwoch.
An der Börse sorgte die Ankündigung für Jubel. Die Sony-Aktien schossen um fast sechs Prozent nach oben auf den höchsten Kurs seit zwei Jahren.
Aggressiver Investor
Der kalifornische Milliardär Loeb, dessen Hedgefonds Third Point gut sechs Prozent der Sony-Aktien hält, gilt als aggressiver Investor, der sich in die Firmenpolitik seiner Beteiligungen einmischt. Er hatte vor rund einer Woche in einem Brief an die Sony-Führung einen Strategie-Wechsel gefordert. Durch eine Abspaltung und einen Börsengang des Film- und Musikgeschäfts bekäme der Konzern Geld in die Kasse, um das kränkelnde Elektroniksegment auf Vordermann zu bringen, argumentiert er. Das werde auch den Aktienkurs beflügeln.
Bisher hatte Sony betont, die Unterhaltungsbereiche seien ein wichtiger Wachstumsmotor und stünden nicht zum Verkauf. Das Unternehmen kann derzeit die satten Verluste der Elektronik nur dank der Gewinne der Film- und Musiksparte sowie des dritten Standbeins Versicherungen ausgleichen. Dabei macht der Konzern mit digitalen Kameras, Mobiltelefonen, Computern, Musikanlagen und Spielekonsolen rund zwei Drittel des Umsatzes, mit Filmen und Musik dagegen nur knapp 20 Prozent. Zu Sony Entertainment gehören eines der führenden Hollywood-Filmstudios, das Kassenschlager wie „Iron Man“ und „Spider Man“ produzierte, und eines der größten Musik-Labels der Welt mit Stars wie Beyoncé und Adele.
Achillesferse Elektronik
Seinen Status als Vorreiter der Elektronikbranche hat der Erfinder des Walkman schon seit Längerem eingebüßt. Jefferies-Analyst Atul Goyal beschreibt das Hauptproblem: „In Bereichen, in denen Sony einen größeren Anteil hat – digitale Videokameras und Fotoapparate –, schrumpft der Markt als Ganzes. Und bei den Produkten, die – wie TV und Smartphones – noch Wachstum zeigen, ist Sony ein Randanbieter.“
Die Segmente Film, Musik und Versicherungen machten den ganzen Wert des Konzerns aus. „Elektronik ist seine Achillesferse. Der Wert liegt unserer Ansicht nach bei null“, sagte Goyal. Sony will dem kriselnden Bereich neues Leben einhauchen. „Auch wenn es ermutigende Anzeichen für einen Wandel gibt, bleibt die Wiederbelebung des Elektronikgeschäfts unsere Aufgabe“, machte Konzernchef Hirai deutlich.
Doch auf kurze Sicht trüben sich die Perspektiven ein. Für das kommende Geschäftsjahr 2014/15 (bis Ende März) erwartet Sony bei Digitalkameras nur noch einen Umsatz von umgerechnet 9,8 Milliarden (bisherige Prognose: 11,3 Milliarden) Euro. Noch stärker dampfte das Management das Umsatzziel für Smartphones und Tablet-Computer ein, das nun nur noch bei 11,3 (13,6) Milliarden Euro liegt. Im boomenden Smartphone-Geschäft kämpft Sony mit den chinesischen Konzernen Huawei und ZTE sowie LG Electronics aus Südkorea um den Platz des weltweiten Branchendritten hinter den Platzhirschen Samsung und Apple. Im laufenden Geschäftsjahr will das japanische Unternehmen seine Verkäufe um ein Viertel steigern.
De Maart
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