Die Betrüger lassen sich so einiges einfallen. Ihre Palette an ausgefuchsten Tricks ist bunt und gut gemischt. Sie reicht von Phishing bis hin zu Tricks mit frei erfunden Rechnungen.
Ein besonders beliebter Trick sei es, Unternehmen anzuschreiben und ihnen mitzuteilen, sie seien in einem Branchenverzeichnis aufgelistet, wie Alain de Muyser erzählt. Der Luxemburger ist Vize-Generalsekretär beim Sekretariat der Benelux.
Die Unternehmen werden in diesen Schreiben dazu aufgefordert, ihre Daten zu überprüfen und darum gebeten, diese gegebenenfalls korrigiert zurückzusenden. Die Trickbetrüger fügen absichtlich kleine Fehler in die Einträge ein, damit die Unternehmen reagieren. Wenn sie den Brief aber beantworten, sind sie den Betrügern in die Falle gegangen. Im Kleingedruckten verpflichten sie sich dann nämlich zu beispielsweise dreijährigen Zahlungen, um im Branchenverzeichnis vertreten zu sein.
Erfahrungen
Die Schätzung stützt sich auf eine Umfrage, die von dem Generalsekretariat unter 1.153 Unternehmen durchgeführt wurde und deren Resultat am Montag (01.07.13) vorgestellt werden soll. 646 Unternehmen aus Belgien, 251 aus den Niederlanden und 256 aus Luxemburg hatten sich daran beteiligt und darüber Auskunft gegeben, welche Erfahrungen sie mit Trickbetrügern gemacht haben.
928 von ihnen, also 80 Prozent, gaben an, schon einmal das Ziel eines Betrugsversuchs geworden zu sein.
Die Erfolgsquote der Betrüger ist mit 22 Prozent erschreckend hoch. So viele der anvisierten Unternehmen gaben bei der Umfrage an, sie hätten tatsächlich Papiere der Betrüger unterschrieben. 107 der 928 anvisierten Unternehmen überwiesen den Betrügern sogar Geld. Im Schnitt ergatterten die Betrüger 5.196 Euro.
Auf alle Unternehmen in den Benelux-Ländern hochgerechnet ergib sich dadurch eine Summe von 879 Millionen. Der wahre Wert liegt wahrscheinlich zwischen 800 Millionen und einer Milliarde, schätzt Alain de Muyser.
Die Betrüger sitzen in der Nachbarschaft
Die Trickbetrüger, die ihre Opfer in den Benelux-Ländern suchen, stammen zum größten Teil aus Europa (88 Prozent). An der Spitze liegen Belgien, die Niederlande, Deutschland Frankreich, gefolgt von Luxemburg und dem Vereinigten Königreich.
„Es besteht Handlungsbedarf“, so de Muyser. In den Niederlanden gebe es für derartige Betrugsfälle ein eigenes „Helpdesk“. In Belgien gebe es ein spezielles Gesetz, das sich dem Trickbetrug annimmt. In Luxemburg gab es eine Sensibilisierungskampagne. Die drei Länder sollten sich gegenseitig inspirieren.
Oft käme es allerdings nicht zu einer Anzeige, so de Muyser. Kleine Betriebe hätten meist keine Rechtsabteilung und der Aufwand einer Anzeige erscheine ihnen größer als die von ihnen ergaunerte Summe. Auch sei es oft schwer, den Betrug einem Gesetz zuzuordnen.
Das Sekretariat der Benelux schlägt vor, innerhalb der Benelux einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen zu schaffen. Auch sollen die Stellen, bei denen man den Betrug melden kann, stärker zusammenarbeiten und es sollte mehr Prävention betrieben werden.
(Yves Greis, Christian Muller / Tageblatt.lu)
De Maart
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