Vor ihm steht ein Lehrjahr mit der Aussicht auf einige Einsätze in der zweithöchsten französischen Liga. Das Leben als Profi ist anders. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Chris Philipps wohlbehütet im Internat des FC Metz um nichts sorgen muss. Er wurde quasi zum Erwachsensein gezwungen und hat seit einigen Monaten seine erste eigene Wohnung in Montigny-lès-Metz bezogen. Eine ruhige, grüne Gegend, so wie sie der Junge aus Donkols mag. „Das mit dem Papierkram ist nicht so einfach und ungewohnt“, erklärt Philipps, den zurzeit noch die Ungewissheit plagt. Er ist sich zwar sicher, die Examen der „Première“ bestanden zu haben, doch ein offizielles Resultat hat er noch nicht vorliegen. „Solange man sich nicht sicher ist, schwebt das Thema immer im Hinterkopf hin und her.“
Ungeachtet dessen fand am vorletzten Wochenende der Trainingsauftakt beim lothringischen Verein statt. Auf dem Programm standen während der ersten Tage vor allem Leistungs-, Kraft- und Lauftests. Aufgrund der Auswertungen werden u.a. individuelle Trainingspläne für den Rest der Saison erstellt. Chris Philipps hat ein gutes Gefühl und glaubt, seine Trainer zufriedengestellt zu haben.
„Ein Job wie ein anderer“
Die Anstrengungen haben jedoch ihre Spuren hinterlassen. Die erste komplette Woche mit den Profis hat geschlaucht und Philipps war froh, dass er am vergangenen Freitag beim 2:1-Testspielsieg gegen APM Metz nur eine Halbzeit ran musste.
Die Intensität der Trainingseinheiten ist höher als im Nachwuchsbereich und auch die Beziehung zu den Teamkollegen ist anders. „Profifußballer ist ein Job wie ein anderer. Die Spieler kommen, machen ihre Arbeit und gehen wieder. In der Jugend ist das anders.“
Trotzdem wurden Philipps und die beiden anderen Nachwuchsspieler Maxwell Cornet und Daniel O’Shaugnessy mit offenen Armen empfangen. Bis zuletzt kümmerte sich vor allem Routinier Grégory Proment um sie. Doch der 35-Jährige beendete seine Karriere und ist jetzt Co-Trainer in Caen. Seine Rolle könnte Romain Rocchi übernehmen, der aber gleichzeitig im defensiven Mittelfeld als Stammspieler gesetzt ist. Mit Sylvain Marchal, der zuletzt in Bastia Stammspieler in der Ligue 1 war, könnte ein weiterer erfahrener Akteur zu den „Grenats“ stoßen. „Beide wären gesetzt. Mein langfristiges Ziel ist es, mir einen Platz neben ihnen zu sichern. Ich will die Leute überraschen, weil im Moment keiner etwas von mir erwartet“, so Philipps’ Saisonziel. Der Luxemburger ist quasi ein Exot im Aufgebot des FC Metz. Während die meisten Spieler vor allem durch ihre Athletik und Schnelligkeit auffallen, ist Philipps eher der Stratege, der mit Stellungsspiel und Übersicht überzeugen will.
Bayern-Fan
Traditionell wird in Frankreich sehr viel Wert auf Physis gelegt. Auch ein Grund dafür, warum der glühende Bayern-Fan der Ligue 1 als Zuschauer nur wenig abgewinnen kann: „Nur wenige Mannschaften spielen attraktiven Fußball. Ich schaue mir lieber die Bundesliga an.“
Auch eines seiner Vorbilder kommt aus den Reihen des deutschen Rekordmeisters und heißt Javi Martinez. „In ihm spiegeln sich meine Qualitäten am besten wider. Auf der Innenverteidigerposition sehe ich Tiago Silva und Sergio Ramos als Vorbilder an.“
Schon lange sieht sich Philipps eher als Sechser denn als Verteidiger und ist froh darüber, dass auch Trainer Cartier das erkannt hat. Der französische Übungsleiter gilt als Disziplinfanatiker und genau das könnte Philipps zugute kommen. „Albert Cartier legt viel Wert auf Engagement. Er verzeiht Spielern auch mal technische Fehler, wenn er sieht, dass sie sich investieren.“
Bürde und Chance zugleich
Den absoluten Willen, ein Spiel zu gewinnen, verlangt auch das anspruchsvolle Metzer Publikum von seiner Mannschaft. In Erstligazeiten kam ein großer Teil der Anhänger aus Luxemburg. Das ist nicht mehr so, soll aber wieder so werden. Auch deshalb war die Beförderung von Philipps in den Profikader für die Lothringer so etwas wie eine Erlösung. Mit Philipps erhoffen sich die Franzosen, wieder mehr Luxemburger anzulocken.
Jeff Strasser (bis 2009) und Mario Mutsch (bis 2011) streiften als letzte Luxemburger das Trikot der „Grenats“ über. „Metz war auf der Suche nach einer luxemburgischen Identifikationsfigur. Deshalb haben sie sich auch sehr um meine Unterschrift bemüht. Das ist eine Chance für mich, meinen Vorgängern nachzueifern. Druck bedeutet das für mich nicht“, sagt Philipps.
De Maart
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