Montag10. November 2025

Demaart De Maart

Der Diplomat unter den Herren des Geldes

Der Diplomat unter den Herren des Geldes

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Finanzplatz hat einen Grund sich in schwierigen Zeiten zu freuen. Mit Nicolas Mackel hat die Promotionsagentur für den Finanzplatz, Luxembourg for Finance (LFF) seit Montag einen neuen Chef.

Damit dürfte die Agentur, welche den Platz in eine neue Ära begleiten soll, nach einigen Turbulenzen in den vergangenen Monat, einen neuen Elan bekommen. Das Tageblatt, traf sich am Dienstag mit Mackel zu einem Gespräch.

Turbulenzen auf dem Finanzplatz gab es ja nicht nur seit Bekanntgabe eingangs des Jahres, dass die Regierung den automatischen Informationsausstausch (AIA) einführen wird. Im Rückblick muss man feststellen, dass die Turbulenzen hinter den Kulissen der LFF – die letzlich zu einer größeren Anbindung der Agentur an das Finanzministerium geführt haben – bereits auf diesen Schritt hindeuteten.

LFF wird neue Wege gehen müssen. War das geographische Einzugsgebiet des Bankenplatzes bislang eher auf Europa beschränkt, so wird der gesamte Platz sich spätestens seit der Ankündigung den AIA einführen zu wollen, eher an die bereits bestehende internationale Ausrichtung des Fondplatzes ausrichten müssen. Nicolas Mackel, Karrierediplomat mit Stationen u.a. in Washington und in Shanghai wird der Mann an der Schaltstelle für die Promotion für diesen Schritt sein.

LFF näher am Finanzminsterium

Das Profil Mackels steht jedenfalls auch dafür, dass die Ankündigung von Finanzminister Luc Frieden die Agentur näher an sein Ministerium zu binden, Taten folgen werden. „Wir wollen jede Möglichkeiten ausnutzen die uns der staatliche Apparat und seine Repräsentationen im Ausland zu bieten hat,“ meint der Karrierediplomat, der dieses Räderwerk bestens kennen dürfte.

Mackel übernimmt aber auch eine Agentur die zu neuen Ufern geführt werden will. Zum Einen gab es mal immer wieder Reibereien zwischen den Aktionären, besonders im Hinblick auf die Ausrichtung und Strategie der Agentur, heißt es seit Monaten in der Finanzszene. Mackel beschwichtigt und meint „Reibereien, wenn es sie denn gegeben hat“ gäbe es ja in jedem Club und seien nicht unbedingt kontraproduktiv. „Die Natur des Private-Public Partnership,“ sagt der Ceo von LFF „wird nicht in Frage gestellt.“ Man stehe weiter und ausschließlich im Dienste des Finanzplatzes und seinen Akteuren.

Die Agentur soll allerdings ab jetzt von eigenem Personal besetzt werden. „Der Eine oder Andere hat oder wird uns verlassen und eventuell zu seinem „Mutterhaus „ zurückkehren,“ meint Mackel. Grosse Sprünge bei der Personalbesetzung wird es vorerst noch nicht geben. Aus zwölf zum Teil nur halbtägliche Posten, werden jetzt immerhin dreizehn Vollzeitposten.

„business facilitator“

Der Ruf als „business facilitator“ eilt ihm voraus, seit er als Diplomat – wohlgemerkt – auf seinen Posten in den USA und in China so einige Projekte für den Finanz- und Wirtschaftsstandort Luxemburg begleiten konnte.

Mackel sieht seinen akademischen Background – er studierte Jura und absolvierte das Collège d’Europe in Bruges – und seinen bisher ausgeübten Beruf als Diplomat nicht als Handicap an. Im Gegenteil, das Handwerk des Diplomaten sei ja ein Land nach Außen hin zu „verkaufen“. „Eigentlich werde ich in meinem neuen Job nicht sonderlich andere Aufgaben übernehmen,“ so der Vater von drei Kindern, nur eben stehe er eben jetzt im Dienste des. Er sei ja schon Handelsreisender für Luxemburg in China gewesen, meint er mit einem verschmitzen lächeln.

Darüber hinaus sei die Arbeit der LFF ja nicht finanztechnischer Natur. Dies würde weiter denen überlassen bleiben, für die die LFF zu Diensten ist: also den Banken, den Versicherungen, den Anwaltskanzleien, der Fondsbranche im Allgemeinen usw. Von Professionalisierung möchte Nicolas Mackel deshalb nicht reden hören. Es sei ja nicht so, dass bislang nur Amateure bei der LFF am Werk gewesen seien.

Evolution statt Revolution

Als er die personelle Änderung im Februar bekannt gab, sprach Finanzminister Luc Frieden von „Evolution, nicht Revolution“ bei der LFF. In der Tat gibt es so einiges, das „evoluieren“ muss. Die Kommunikation für den Finanzplatz wird laut Mackel weiterhin „inhouse“ festgelegt und gesteuert werden. Lediglich in Einzelfällen – „wie bisher“- will man auf die Dienste großer, internationaler PR-Agenturen zurückgreifen.
Mackel sieht jedoch – wie so viele Andere – Handlungsbedarf in der Pflege der Kontakte aus dem Milieu der spezialisierten internationalen Presse. Es ginge hier nicht nur, aber auch darum, dass die Realitäten die in Luxemburg herrschen richtig dargestellt werden. Es geht aber auch darum, dem Ausland gegenüber den Wandel in Luxemburg zu erklären, so wie auf die vielen anderen Geschäftsfelder und –möglichkeiten aufmerksam zu machen welche in Luxemburg existieren. Letzteres gelte natürlich sowohl in Bezug auf die Pressearbeit wie auf das eigentlich Geschäft der LFF, der weltweiten Promotion gegenüber den professionellen aus Finanzsektor.

Man werde deshalb nicht auf die Roadshows verzichten, erklärt der neue CEO von LFF. „Wir werden sie wohl nur den sich ändernden Gegebenheiten anpassen.“ Die Gewichtung wird eher in Richtung aufstrebende Märkte gehen, diese Tendenz war allerdings bereits seit einiger Zeit abzusehen. Neu sollen hingegen werden Initiativen sein, welche nicht so sichtbar sind. Nicolas Mackel spricht in diesem Zusammenhang z. B. von „one on one“- Gesprächen mit potenziellen wichtigen Akteuren, Partnern und Kunden.

Das Zeitalter nach dem AIA

Zu viel möchte Nicolas Mackel sich dann doch noch nicht in die Karten schauen lassen, die Konkurrenz aus Singapour, Dublin, der Schweiz usw. ließt schließlich mit. Diese haben Teams die nicht nur nach potenziellen Märkten und neuen Geschäftsmöglichkeiten Ausschau halten, sondern immer auch mit Argusaugen auf das Treiben der Konkurrenz blicken. Genau dieser Bereich der „market intelligence“ ist jedoch genau der, welcher man bei der LFF dabei ist auszubauen.

Die langfristige Herausforderung sieht Nicolas Mackel darin, den Bekanntheitsgrad des luxemburgischen Finanzplatzes als Exzellenzzentrum und seiner gesamten Bandbreite an Dienstleistungen weltweit in der Breite zu steigern und in den professionellen Milieus zu festigen. Dies sei wohl jetzt, in der Post-AIA-Zeit etwas einfacher zu bewerkstelligen, meint Nicolas Mackel dem Tageblatt gegenüber. „Aber wir sind ja nicht allein und die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht.“