Und die am Donnerstag auf der Pressekonferenz vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr sprechen eine klare Sprache: Die Bilanzsumme des Sektors ist um 9,4 Prozent auf 173 Milliarden Euro angestiegen. Die Prämien-Einnahmen haben um 34,4 Prozent auf 34 Milliarden Euro zugelegt. Allein im Bereich Lebensversicherungen betrug der Zuwachs satte 43 Prozent.
Laut den eingenommenen Prämien ist der Versicherungsstandort Luxemburg (was Lebensversicherungen angeht) mittlerweile die Nummer 11 in Europa, und die Nummer 22 in der Welt. „Verglichen mit 2011 hat Luxemburg jeweils zwei Plätze gewonnen“, so Victor Rod.
Auch im Bereich Nicht-Leben (Sachversicherungen), in dem das Großherzogtum traditionell weniger stark ist als bei den Lebensversicherungen, „hat Luxemburg stark zugelegt“, so Rod. Das Land ist mittlerweile die Nummer 21 in Europa und die Nummer 46 in der Welt.
Die Nummer 11 in Europa
Doch nicht nur die Einnahmen, auch das vom Sektor erwirtschaftete Ergebnis hat sich deutlich verbessert: Der Nettogewinn der Versicherer stieg um 28,5 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Der Großteil hiervon (1,27 Milliarden Euro) ist auf den Bereich Rückversicherungen zurückzuführen.
Vom positiven Resultat der Versicherungsgesellschaften profitiert auch der Luxemburg Staat. Er erhält 467 Millionen Euro Steuern vom Sektor. Das ist ein Zuwachs von satten 177,8 Prozent, verglichen mit den 168 Millionen vom Vorjahr.
Auch haben die Unternehmen wieder mehr Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt beschäftigen die Luxemburger Versicherer heute 6.153 Personen. Das ist ein Zuwachs von fast sechs Prozent. Der Großteil dieser neuen Jobs sei jedoch von ausländischen Filialen Luxemburger Gesellschaften geschaffen worden. In Luxemburg selbst habe es nur einen leichten Zuwachs bei der Beschäftigung gegeben.
467 Millionen Euro für den Staat
Trotz der insgesamt sehr positiven Zahlen ist die Anzahl der Luxemburger Versicherer um vier Gesellschaften auf 331 zurückgegangen. „Tendenziell geht die Zahl der Firmen weiter zurück“, so Rod. Hauptsächlich sei dies durch Fusionen bedingt.
Was die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr angeht, so ist die Behörde weniger zuversichtlich eingestellt. Das erste Quartal sei zwar „sehr positiv“ gewesen – allein bei den Lebensversicherungen habe es einen Zuwachs von 16 Prozent gegeben.
Dass sich dieser positive Trend weiter fortsetzen wird, glaubt das Commissariat aux Assurances jedoch nicht.
„Das war vor der Entscheidung der Regierung über den automatischen Informationsaustausch (AIA)“, warnt Victor Rod. „Das könnte auch den Bereich Lebensversicherungen treffen.“ Immerhin wollen eine Reihe großer Länder den AIA auf andere Finanzprodukte ausweiten. „Es sieht so aus, als wäre dies in Frankreich kein Problem, während Belgier weniger neue Verträge zeichnen und sogar Verträge auflösen.“ Die Behörde weist darauf hin, dass sie noch nicht über die kompletten Zahlen für das zweite Quartal verfügt.
„Solvency II“ kommt erst 2016
Neben ihren Aufsichtsaufgaben hatte sich die Behörde mit eine Reihe weiterer Themen beschäftigt. Hierzu zählt das Regelwerk „Solvency II“, das vervollständigt wurde, und „in den nächsten Monaten gestimmt werden dürfte“, so Rod. Die neuen Regeln hätten bereits 2013 in Kraft treten sollen, das wird voraussichtlich aber erst in 2016 passieren. Die Umsetzung werde sowohl für die Behörde als auch für die Unternehmen schwierig und teuer, so Rod. „Aber die Firmen sind heute deutlich besser vorbereitet als noch vor zwei Jahren.“
Erfreut ist die Behörde über das neue Gesetz zum „professionnel du secteur de l’assurance“, das vor zwei Tagen im Parlament gestimmt wurde. „Das erlaubt professionellen Unternehmen, Dienstleistungen für Versicherer anzubieten. Und es gibt eine große Nachfrage“, so Rod. Eher „unglücklich“ und „enttäuscht“ ist die Behörde über die Entscheidung der Luxemburger Wettbewerbshüter in der Bonusalus-Affäre. „In unseren Augen war die Entscheidung nicht gerechtfertigt“, so Rod. „Wenn wir nicht mehr mit den Firmen über Probleme reden können, dann können wir das Luxemburger Modell vergessen.“ Auch ist die Behörde darüber enttäuscht, dass keiner der Versicherer Berufung gegen die Entscheidung eingelegt hat. Das Commissariat aux Assurances, mit seinen aktuell 35 Mitarbeitern, plant übrigens, umzuziehen. Nach 20 Jahren am Boulevard Royal wurden die Räumlichkeiten an den Nachbarn von gegenüber, die Luxemburger Zentralbank, verkauft. Im Oktober 2014 will die Behörde dann in ein neues Gebäude am Boulevard Joseph II umziehen.
De Maart
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