Dienstag11. November 2025

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Amazon-Chef kauft die Washington Post

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Eine der renommiertesten US-Zeitungen wechselt den Besitzer und geht ausgerechnet an einen Internetunternehmer: Amazon-Chef Jeff Bezos blättert 250 Millionen Dollar für die "Washington Post" hin.

Jeff Bezos kaufe das Zeitungsgeschäft der Washington Post Company aber als Einzelperson und nicht im Namen des weltgrößten Onlinehändlers, erklärte das Verlagshaus am Montag.

Logo" class="infobox_img" />Jeff Bezos (Foto: dpa)

Verlagschef Donald Graham führte die schwierige Lage der Zeitungsbranche als Grund für den Verkauf ins Feld. Bezos sei ein „einzigartig guter neuer Besitzer“, erklärte er. Der Amazon-Chef sagte, er sei zuversichtlich für die Zukunft der Zeitung und versprach: „Die Werte der ‚Post‘ werden sich nicht ändern.“ Die bisherigen Verantwortlichen sollen in ihren Ämtern bleiben. Zusammen mit der „Washington Post“ gehen auch mehrere andere Blätter an Bezos.

Die börsennotierte Washington Post Company stellt sich schon seit Jahren breiter auf und war sogar bei Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes eingestiegen. Das Unternehmen wird seinen Namen nach Abschluss des Zeitungsverkaufs ändern. Ein neuer Name sei aber noch nicht gefunden, hieß es. Erst am Wochenende hatte der „Boston Globe“ den Besitzer gewechselt.

Bezos erklärte, es werde „natürlich in den kommenden Jahren Veränderungen bei der ‚Post‘ geben“ – um sie den durch das Internet ausgelösten Veränderungen anzupassen. „Wir werden erfinden müssen, das heißt, wir werden experimentieren müssen“, kündigte der 49-Jährige an. Zugleich versicherte der Gründer des Internetkaufhauses, er sei sich der Bedeutung der Zeitung für das Land bewusst.

Watergate-Skandal und Pentagon-Papiere

Die „Washington Post“ hat mehr als einmal Geschichte geschrieben. Ihre Sternstunde erlebte sie Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Und die Veröffentlichung der geheimen „Pentagon-Papiere“ öffnete der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit.

Diese journalistischen Höhenflüge waren möglich, weil Verlegerin Katharine Graham fest hinter dem Kurs stand. Ihrer Familie gehörte die „Post“ seit 1933, als ihr Vater die pleitegegangene Zeitung bei einer Auktion schnappte. Im Besitz der Grahams wurde aus dem 1877 gegründeten Blatt eine amerikanische Institution. Katharines Sohn Don Graham kapitulierte nun aber vor dem aktuellen Wandel der Medienindustrie: „Das Zeitungsgeschäft brachte immer neue Fragen auf, auf die wir keine Antwort haben.“

Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um – und die „Washington Post“ verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer Jeff Bezos einem strikten Sparkurs vor.