Dienstag11. November 2025

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Argentinien bricht das Rating -Oligopol

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Argentinien will sich von der Beurteilung durch die drei großen Ratingagenturen Moody’s Investors Service, Standard & Poor’s und Fitch Ratings freimachen und sich eigene Bonitätsnoten erteilen.

Ein Kapitalmarktgesetz vom 31. Juli erlaubt den öffentlichen Universitäten des Landes, sich für Ratings registrieren zu lassen. Sie können nun mit den internationalen Ratingagenturen, die Argentinien im vergangenen Jahr um bis zu acht Stufen unter die Kategorie Investmentgrade heruntergesetzt haben, konkurrieren. Das Gesetz untersagt den Ratingfirmen zudem politische Kommentare.

Mit 13,65 Prozent hat Argentinien die höchsten Finanzierungskosten für Auslandsschulden unter 57 Entwicklungsländern, die von JPMorgan Chase beobachtet werden. Argentinien ist der einzige Schuldner unter den Schwellenländern, der einen Zahlungsausfall auf eine Anleihe erklärt hat. Das Land ist auch das erste, das vom Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Publizierung von unkorrekten Konjunkturdaten gerügt wurde.

Das neue Gesetz ist der jüngste Versuch von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, ihren Einfluss auf die Wirtschaft zu verstärken, in dem sie staatliche Institutionen zu Schiedsrichtern über die Kreditwürdigkeit macht, wie María Castiglioni, Ökonomin bei dem Wirtschaftsforschungsinstitut C&T Asesores Económicos, sagt.

Strafe für ungeliebte Ökonomen

Fernández hat Volkswirten, die eine Inflationsrate ermittelten, die mehr als doppelt so hoch liegt wie der offizielle Wert von 10,5 Prozent, Strafen von bis zu 100.000 Dollar aufgebrummt. Zudem hat sie den größten Ölproduzenten des Landes enteignet und Dollar-Käufe zum größten Teil verboten.

„Offizielle Agenturen könnten die Ratings beeinflussen“, sagt Castiglioni in einem Telefoninterview mit Bloomberg News aus Buenos Aires. „Es sind öffentliche Universitäten, die aus dem Staatshaushalt finanziert werden.“

Die Universitäten könnten gezwungen werden, an Unternehmen und Provinzen Bonitätsnoten zu vergeben, die es Investoren wie Versicherungsgesellschaften und Investmentfonds erlauben würden, die Wertpapiere für ihre Portfolios zu kaufen, sagt Castiglioni. Im Oktober hatte Fernández erklärt, das Gesetz werde die Versicherungen zwingen, bis zu 30 Prozent ihrer Gelder in Produktions- und Infrastrukturprojekte zu investieren. Das Gesetz „verändert die Prinzipien für die Beurteilung von Bonitätsrisiken“, sagt Alejandro Vanoli, Präsident der nationalen Wertpapieraufsicht CNV, auf seiner Internetseite. „Bislang lagen sie in den Händen eines Oligopols an Bonitätswächtern.“ Wirtschaftsminister Hernán Lorenzino schrieb am 31. Juli in einer offiziellen Twitter-Mitteilung: „Das Ende des Oligopols. Die nationalen Universitäten werden Ratings erteilen.“

Moody’s wollte sich noch nicht zu den Auswirkungen für sich äußern, da CNV die Regulierung noch nicht abgeschlossen habe. Elizabeth Fogerty, eine Sprecherin von Fitch, lehnte einen Kommentar ab. Von Moody’s hieß es: „Wir begrüßen Wettbewerb.“ Der Markt profitiere von einer Meinungsvielfalt zu Kreditrisiken, die „unabhängig, transparent und über Anlageklassen und Länder hinweg vergleichbar“ seien.

„Interventionistische Haltung“

CNV wird mit dem neuen Gesetz ermächtigt, die Ratingfirmen zu kontrollieren und darf Beobachter ernennen, die ein Veto-Recht gegenüber den Leitungsgremien der börsennotierten Unternehmen besitzen. Diese Beobachter dürfen auch, sofern notwendig, für 180 Tage die Kontrolle bei diesen Unternehmen übernehmen, um die Rechte von Minderheitsaktionären zu schützen.

„Dieser Kurs bestätigt die starke interventionistische Haltung der Regierung“, schrieben die Analysten Jeff Williams und Fernando Díaz von Citigroup in New York und Buenos Aires in einer Studie vom 1. August. „CNV ist keine unabhängige Organisation, daher könnte die Regierung den Regulierer dazu benutzen, um Unternehmen zu disziplinieren.

Diese Art von aufsichtsrechtlichen Veränderungen verhindern wahrscheinlich eine Expansion des (ohnehin kleinen) inländischen Kapitalmarktes.“

Fernández hatte den Plan für das neue Gesetz am 22. Oktober angekündigt – fünf Tage nachdem Moody’s die Ratings von zehn argentinischen Provinzen und Kommunen heruntergestuft hatte. Die Ratingagentur begründete den Schritt mit den Devisenkontrollen des Landes. Ausgelöst wurde die Herabstufung durch die Provinz Chaco, die in Dollar denominierte Anleihen in Peso zurückzahlte, da die Zentralbank sich weigerte, der Provinz Dollar zu verkaufen.

In einer landesweit ausgestrahlten Fernsehsendung bezeichnete Fernández die Ratingbranche als „Schwindel“. Lorenzino nannte die Erklärungen der Ratingagenturen gar „Terroristenberichte.“

(Katia Porzecanski/Eliana Raszewski/Bloomberg)