Für die wackligen Schiffskredite, von denen die Commerzbank noch 17 Milliarden Euro in den Büchern hat, sei genügend Vorsorge getroffen worden. Das hätten auch die Prüfer bestätigt, beschwichtigte Engels am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal.
Der Prüfung der Bilanzen, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) als künftiger Bankenaufseher im Herbst alle Altlasten aufdecken will, sieht er gelassen entgegen: „Ich glaube nicht, dass wir da in die ‚Gefährdet‘-Kategorie gehören“, sagte Engels. Die Bank brauche nach zwei Milliarden-Kapitalerhöhungen in absehbarer Zeit kein frisches Geld. An der Börse herrschte Erleichterung. Obwohl der Gewinn von April bis Juni auf 43 (Vorjahr: 270) Millionen Euro einbrach: Die Commerzbank-Aktie schoss um zwölf Prozent auf 7,42 Euro nach oben und setzte sich damit an die DAX -Spitze. Damit ist die Bank 8,5 Milliarden Euro wert, 900 Millionen Euro mehr als tags zuvor.
Keine neuen Hiobsbotschaften
LBBW-Analyst Ingo Frommen erklärte den Kurssprung mit dem Ausbleiben schlechter Neuigkeiten: „Es ist an keiner Stelle eine neue Hiobsbotschaft aufgetaucht, dafür gab es einen Lichtblick im Investmentbanking.“ Ein Händler sagte: „Die Erwartungen bei dieser Bank hängen so niedrig, dass alle Zahlen, die nicht superschlecht ausfallen, für Aktieneindeckungen sorgen.“
Dabei vertröstet Bankchef Martin Blessing die Aktionäre wieder einmal auf das nächste Jahr. „Wir nehmen im Übergangsjahr 2013 in Kauf, dass einzelne Maßnahmen mit einmaligem Restrukturierungsaufwand oder höherer Risikovorsorge verbunden sind“, sagte Blessing.
Blessing muss 2014 liefern
Die niedrigen Zinsen und die steigende Risikovorsorge überdeckten in diesem Jahr noch die Erfolge aus dem Umbau des Geschäftsmodells, der den Abbau von 5.200 Stellen vorsieht. Statt der von Analysten geschätzten 1,8 (1,7) Milliarden Euro an Kreditausfällen könnten es nun bis zu zwei Milliarden werden, deutete Engels an. Allein im zweiten Quartal kamen 537 Millionen Euro hinzu.
Die Aktionäre – allen voran der mit 17 Prozent beteiligte deutsche Staat – erwarten von Blessing und seiner Mannschaft, dass in absehbarer Zeit Ergebnisse des Umbaus sichtbar werden. „Die Maßnahmen werden auf jeden Fall 2014 greifen“, versprach Engels.
Im Privatkundengeschäft dauere es einige Zeit, bis sich die 100.000 im ersten Halbjahr gewonnenen Kunden auch in Erträgen niederschlügen. „Der Weg ist noch lang, aber die Zahlen sind vielversprechend.“ Die Bank hat sich eine Million neue Kunden vorgenommen, bisher hat sie elf Millionen. Doch Analyst Frommen ist skeptisch: „Das zweite Halbjahr und wohl auch 2014 werden herausfordernd für das Management.“
Rote Zahlen
Unter dem Strich stehen nach sechs Monaten immer noch rote Zahlen. Eine halbe Milliarde Euro Kosten für den Stellenabbau und der verlustträchtige Verkauf des britischen Geschäfts mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen führten zu einem Minus von 51 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Commerzbank 625 Millionen Euro Gewinn geschrieben.
Und nun lahmt auch das Kerngeschäft mit dem Mittelstand. Drei ausgefallene Kredite von je 25 bis 45 Millionen Euro verhagelten der Mittelstandsbank – sonst die Stütze des Hauses – die Bilanz.
(Kathrin Jones/Reuters/Tageblatt.lu)
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