Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

Besserung gelobt

Besserung gelobt

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Nach den Schreckensmeldungen über die WM 2022 in Katar zeigen die Oberen des Wüstenstaats erste Reaktionen. Besserung wird gelobt, kurzfristige Hilfe dürfen die leidgeprüften Gastarbeiter aber anscheinend nicht erwarten.

Rund eine Woche nach den erschreckenden Enthüllungen über zahlreiche Todesfälle bei den Arbeiten auf den WM-Baustätten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar (das Tageblatt berichtete) geloben die Oberen des Wüstenstaates Besserung. Sie gehen die üblichen Schritte der Politik – schnelle Hilfe dürfen sich die zu Hunderten wie Sklaven behandelten Gastarbeiter deshalb kaum erhoffen –, denn ernste Konsequenzen muss der Gastgeber nicht fürchten.

„Wir waren und sind absolut davon überzeugt, dass uns niemand die Weltmeisterschaft wegnimmt“, sagte Hassan Al Thawadi, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees in Zürich, wo bis heute das Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA tagt: „Haben wir jemals Angst um die WM gehabt? Nein, weil wir in unserer Situation sehr zuversichtlich sind.“ Das können sie auch sein, denn ein WM-Entzug kommt für die FIFA ohnehin nicht infrage.“ Es gibt keine Zweifel, dass in Katar gespielt wird. Die Frage ist nur, ob die WM im Winter stattfindet, und wenn ja, ob im November, Dezember oder Januar gespielt wird“, sagte FIFA-Pressesprecher Walter de Gregorio dem englischen TV-Sender Sky Sport News.

Entsetzlich und unmenschlich

Wie entsetzlich und unmenschlich die Arbeitsbedingungen am Persischen Golf tatsächlich sind, beschreiben immer neue Augenzeugenberichte. „Die Baufirma hat uns keine Helme gegeben, von Sicherheitswesten ganz zu schweigen. Um Schuhe mussten wir kämpfen“, sagte ein nepalesischer Gastarbeiter der Nachrichtenagentur AFP: „Es gab kein sauberes Trinkwasser. Aber wenn man davon krank wurde, gab es keinerlei medizinische Hilfe. Wohin sollten wir dann gehen?“

Zudem habe die Obrigkeit die Reisepässe einkassiert. „Ich hatte Angst, ins Gefängnis zu müssen“, sagte der Arbeiter. Über solche Berichte „wäre jeder entsetzt“, sagte Thawadi, der immer wieder betonte, dass die Regierung daran arbeite und Katar eine enge Zusammenarbeit mit den Menschenrechtsorganisationen pflege: „Wenn es so weit kommt, dass Menschen sterben, ist es immer eine humanitäre Angelegenheit. Ist das akzeptabel? Nein, natürlich nicht. Das hat die Regierung deutlich gemacht.“ In der BBC schob er hinterher: „Diese WM wird nicht auf dem Blut Unschuldiger aufgebaut.“

„Falsche und übertriebene Informationen“

Thawadi bekräftigte, dass gerade die Vorbereitung auf die WM zur Besserung der Situation beitrage. „Die WM kann unsere Entwicklung positiv beschleunigen“, sagte er: „Bei jedem Großereignis ist die Gesellschaft involviert, und alles kann passieren.“ Weiterhin im Raum steht aber die Aussage des Vorsitzenden des Nationalkomitees für Menschenrechte, Ali Al-Marri. „Es gibt keine Sklaverei oder Zwangsarbeit in Katar. Die Informationen des Guardian sind falsch und die Zahlen übertrieben“, sagte er.

Der voraussichtlichen Verlegung des Turniers in den Winter sieht das WM-OK indes völlig gelassen entgegen. Der Generalsekretär betonte aber erneut, sich für eine Sommer-WM beworben und dafür auch den Zuschlag bekommen zu haben.