Nachdem vor einigen Monaten bekannt wurde, dass Luxemburg den automatischen Informationsaustausch einführen und somit das Bankgeheimnis für Europäer abschaffen würde, überschlugen sich verschiedene Experten mit Horrorszenarien: Ein Großteil der rund 140 Luxemburger Banken würde verschwinden, wurde prophezeit.
Mit diesem Pessimismus ist das Beratungsunternehmen PwC, trotz der vielen Herausforderungen, nicht einverstanden: „Ob die kleinen Finanzinstitute überleben werden? Vielleicht nicht? Es wird Restrukturierungen geben“, so Rima Adas, Partner bei PwC. „Wir sehen jedoch keine Anzeichen für einen massiven Abfluss von Banken. Im Gegensatz: Es kommen immer wieder neue hinzu“, so François Génaux, auch Partner bei PwC.
Neue Synergien
Dabei denkt er etwa an die neuen Banken aus China oder die Übernahmen durch den Katar. Diese Banken seien zwar nicht unbedingt auf „Private Banking“ spezialisiert, aber quer durch den Sektor entstünden so Synergien – etwa mit dem Fondssektor.
„Der Sektor verändert sich, er entwickelt sich. Aber wir bleiben jedenfalls ganz optimistisch. Der Platz verfügt über viele Trumpfkarten“, fügte Adas hinzu.
Dass der Sektor aber dabei ist, sich fundamental zu verändern, liegt vor allem am angekündigten Informationsaustausch, so François Génaux. Als Konsequenz werde „der gesamte Kundenstamm erneuert.“ Die „kleinen Kunden“, die zum Steuersparen in Luxemburg waren, verschwinden – und werden durch überdurchschnittlich wohlhabende Kunden ersetzt.
305 Milliarden Euro
François Génaux hat sich im Rahmen der Studie „Global Private Banking and Wealth Survey 2013“ um den Luxemburger Teil der Umfrage gekümmert. „Die rund 15 Institute, die mitgemacht haben, stehen für 40 Prozent des von Privatbanken in Luxemburg verwalteten Geldvolumens“, so PwC. Insgesamt wird diese Summe auf 305 Milliarden Euro geschätzt.
Heute zählen Kunden aus den Grenzländern Luxemburgs immer noch zu der wichtigsten Kundenzielgruppe des Platzes, so Génaux. Die Banken seien aber bereit, immer mehr auch in weit entfernten Weltregionen nach Kunden zu suchen.
Mehr Unternehmer – weniger Erben
Luxemburg müsse aber aggressiver werden, rät der PwC-Partner. In Luxemburg gebe es unter den Kundenberatern der Privatbanken nämlich zu wenig „Jäger“ verglichen mit „Farmern“ (Jäger suchen neue Kunden, während Farmer bestehende Kunden betreuen). So sind in Luxemburg nur 29 Prozent der Berater „Jäger“, im Gegensatz zu 34 Prozent in der Schweiz und 49 Prozent in Asien. „Dabei brauchen wir gerade das, um den Kundenstamm zu erneuern.“
Die Daten aus der globalen PwC-Studie erlauben den Vergleich zwischen den Finanzplätzen wie Luxemburg, Hongkong, Singapur und Luxemburg.
Neue Produkte und Dienstleistungen
Doch, um neue Kunden anzuziehen, brauche es auch neue Produkte und Dienstleistungen, so Génaux. Dazu zählen beispielsweise mobile Applikationen (für Internet oder Smartphones), die es der Privatbank und Kunden ermöglichen, miteinander zu kommunizieren. Das wollten viele Banken in den kommenden zwei Jahren umsetzen, so die Resultate der Umfrage. Andererseits zählten jedoch auch Kundenberater dazu, die Kultur und Sprache der neuen Kunden aus anderen Weltregionen verstehen. Das werde von den neuen Kunden, den Ultra-Reichen, so gewünscht. Aber es sei hier in Luxemburg kompliziert. „In der Schweiz ist man mehr bereit, im Ausland nach dem geeigneten, hochqualifiziertem Personal zu suchen“, so Génaux.
Es verändern sich aber nicht nur die Herkunftsländer der Kunden, sondern auch die Art der Kunden. So wurde mittels der Umfrage festgestellt, dass beispielsweise immer mehr Unternehmer den Weg nach Luxemburg finden: Während 2007 nur 23 Prozent des von Privatbanken in Luxemburg verwalteten Vermögens „neues Geld“ (keine Erbschaft) war, so ist dieser Prozentsatz dieses Jahr auf 48 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In der Schweiz betrug der Prozentsatz 38 Prozent – in Asien hingegen 67 Prozent.
Vernünftige Kosten
Gleichzeitig hat auch der Anteil an weiblichen Kunden leicht zugelegt und liegt heute in Luxemburg bei 26 Prozent (34 Prozent in der Schweiz). Zudem ist der Prozentsatz der Gelder, der potenziellen Steuer-Risiken unterliegt, im letzten Jahr von zwölf auf elf Prozent gefallen.
Dieser ganze Wandel zeigt, „wie dynamisch der Finanzplatz ist“, so Génaux.
Positiv schnitt Luxemburg in der Umfrage jedoch ab, was die Kosten der Einführung von neuen, zusätzlichen Regeln für die Banken angeht. Trotz allen Beschwerden aus dem Sektor „bleiben diese Kosten in Luxemburg sehr vernünftig, verglichen mit anderen Finanzzentren“, so Génaux. Mit Kosten von rund drei Prozent (der Einnahmen) liege Luxemburg hier sogar unter dem europäischen Durchschnitt von fünf Prozent, unterstreicht PwC. In Asien ist der Prozentsatz noch viel höher.
Die Beratungsgesellschaft erklärt dies einerseits durch regulatorischen Nachholbedarf bei anderen Finanzplätzen sowie durch die Unterstützung, die Luxemburger Banken durch ihre ausländischen Mutterhäuser erhalten.
PwC ist optimistisch
Die Schlussfolgerung: PwC schaut optimistisch auf die Zukunft der Luxemburger Privatbanken: Infrastruktur, Angebot und Leistungen seien gut aufgestellt. „Nur wenige Finanzplätze haben eine solche Palette an Angeboten für reiche Unternehmen wie Luxemburg.“ Und was die zukünftigen Herausforderungen angeht, so sei dem Sektor bewusst, wo der Weg hinführt. „Es werden viele Anstrengungen gemacht.“ Auch könnten die neuen Kunden Luxemburg „in Zukunft gelassen und bewusst nutzen, da das Land alle europäischen und internationalen Regeln im Bereich des Informationsaustauschs einhält“, so Adas.
De Maart

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