Kroatiens Ewiggestrige

Kroatiens Ewiggestrige
(AFP)

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Am 1. Juli dieses Jahres hat die Europäische Union (EU) Kroatien als jüngstes Mitglied aufgenommen. Im Lichte jüngster Ereignisse betrachtet darf man sich aber nun schon füglich fragen, ob das wirklich eine so gute Idee war.

Da gibt es zunächst einmal die Affäre um den Fußballnationalspieler Simunic, der sich vor der Fantribüne aufbaut und den Ustascha-Gruß macht, der prompt von den Brunzköpfen auf den Rängen begeistert aufgenommen und erwidert wird.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Man stelle sich einmal vor, in Deutschland reckte ein Bundesligaprofi vor den Ultras seines Vereins den Arm zum Hitlergruß und das ganze Gesocks brüllte darob begeistert „Sieg Heil“. Ein solches Szenario wäre wohl im heutigen Deutschland unvorstellbar und würde der Bundesliga-Karriere eines solchen Abschaumkickers mit einiger Sicherheit ein jähes Ende bereiten.

In Kroatien aber, da ist die Faschismus-Nostalgie offenbar salonfähig (in Italien leider auch). Was umso empörender ist, als es sich bei der kroatischen Ustascha-Bewegung um eine Verbrecherbande handelte, deren Taten während des Zweiten Weltkrieges dermaßen brutal und abartig waren, dass sogar die absoluten Untermenschen von der SS sich genötigt sahen, „mäßigend“ dagegen einzuschreiten.

Angriff auf die Minderheiten

In Kroatien ist, wie in mehreren anderen europäischen Ländern (z.B. Polen und Irland) der militante Katholizismus eine der Säulen des extremen Nationalismus. Ein aggressiver Kampf-Katholizismus, der dazu dient, die Anhänger der eigenen Religion über die als minderwertig erklärten anderen (Orthodoxe, Moslems, Anglikaner, Linke, Liberale, Schwule etc.) zu erheben.

Eine solche primitive Religiosität sollte heutzutage eigentlich in keinem Staat des modernen, zivilisierten Vereinigten Europa als Basis des nationalen Selbstverständnisses dienen dürfen. Leider aber scheint derzeit in Kroatien bei weiten Teilen der Bevölkerung genau ein solch katholisch untermauerter, reaktionärer, xeno- und homophober Nationalismus Oberwasser zu haben. Hier wird die Ehe noch – weil die „Natur“ (was immer das auch heißen soll) das angeblich so will – exklusiv als Union zwischen Mann und Frau definiert, womit alle gleichgeschlechtlichen Beziehungen ipso facto als „naturwidrig“ und ergo „pervers“ gebrandmarkt werden.
Zudem streben kroatische Nationalisten nun ein Referendum an, das die Beschneidung der Minderheitenrechte (insbesondere jene der Serben) zum Ziel hat.

Das Vereinte Europa hat schon mit Ungarn ein Mitglied, das mit den Grundwerten dieser Union kaum etwas am Hut hat (Kroatien gehörte übrigens zu Zeiten der Donaumonarchie zur ungarischen Reichshälfte).

Das Allerletzte, was die EU gebrauchen kann, sind Mitglieder, die mentalitätsmäßig in der Zeit der Türkenkriege stecken geblieben sind und die den Hauptzweck ihrer Mitgliedschaft darin sehen, so viel wie nur irgend möglich Subventionen abzugreifen.