Dahans Film konzentriert sich auf eine relativ kurze Periode im Leben von Fürstin Gracia Patricia. Anfang der 60er Jahre, im nur zwei Quadratkilometer großen Stadtstaat Monaco, dem zweitkleinsten Staat der Welt, stehen die Zeichen auf Sturm. Charles de Gaulle, wütend über die Steuerflucht zahlreicher französischer Unternehmen nach Monaco, macht Druck auf die Familie Grimaldi und droht mit Annexion. Hilfe erhält der monegassische Landesfürst Rainier III. ganz unerwartet von seiner bildhübschen Frau, der amerikanischen Ex-Schauspielerin Grace Kelly.
Olivier Dahans Name ist Kinogängern bekannt durch die Verfilmung der Lebensgeschichte von Edith Piaf. Der Film lief 2007 in den Kinos, unter dem internationalen Titel „La vie en rose“ oder dem französischen „La môme“. Der mit zwei Oscars ausgezeichnete Film porträtiert das Leben der Sängerin Edith Piaf. Eine gewaltige, beeindruckende Hommage an den Spatz von Paris, für die Marion Cotillard in der Titelrolle einen Oscar sowie einen Golden Globe erhielt.
Reichlich Trubel
Nicole Kidman werden solche Ehren aller Voraussicht nach nicht zuteil werden. Die gebürtige Australierin liefert eine ordentliche Leistung ohne wirkliche Fehltritte ab, verharrt aber zu starr in einer gefühlskalten Interpretation. Die wenigen Momente, in denen sie ihrer Figur Leben einhaucht, vermögen den Film nicht über das Mittelmaß hinwegzuheben. „Grace of Monaco“ hat bereits im Vorfeld für reichlich Trubel gesorgt. Die monegassische Fürstenfamilie, Albert sowie seine beiden Schwestern haben sich von dem Projekt distanziert. Stephanie, die jüngste Tochter von Rainier und Grace, bemängelt eine Verdrehung historischer Tatsachen.
„Wenn man einen Film dreht, der auf historischen Fakten beruht, sollte man sich auch an die Fakten halten“, sagte Stephanie de Monaco in einem Interview der französischen Zeitung Nice Matin, „dieser Film hätte nie entstehen dürfen. Ich werde ihn mir auf keinen Fall ansehen!“
Ähnlich reagierten die beiden anderen Kinder, Albert und Caroline: Dies sei kein Biopic. Was daran so schlimm sein soll, ist nicht nachzuvollziehen. Vielleicht stört es die Kinder, dass man vermeintliche Eheprobleme ihrer Eltern thematisiert.
Die Idee einer filmischen Biografie hatte der Regisseur schon vor Monaten aufgegeben. Er wollte Grace als eine Frau porträtieren, die in drei Rollen versuchte, perfekt aufzutreten: als Mutter, als Ehefrau und als Schauspielerin. Dahan sieht sich weder als Journalist noch als Historiker und beansprucht für sich lediglich das Recht der künstlerischen Freiheit.
Gedreht wurde „Grace of Monaco“ zum Teil im französischen Menton und im angrenzenden Italien. Monaco hat sich in den letzten 50 Jahren zu sehr verändert, und der Look der 60er Jahre, so Dahan, sei definitiv verschwunden. Dennoch gelingt es Dahan, seinem Film den klassischen 60er-Jahre-Look zu verpassen, genauso wie man ihn aus den zitierten Hitchcock-Filmen in Erinnerung hat. Traditionelles Filmmaterial sowie Filmformat kamen zum Einsatz: Zelluloid in Breitwandformat. Beide Elemente verleihen dem Film die notwendige Patina, die allerdings nur an der Oberfläche bleibt.
Schwerere Geschütze
Der Startschuss ist gefallen. Besonders laut oder beeindruckend war der erste Film noch nicht. Gleich am zweiten Tag werden schwerere Geschütze aufgefahren, Veteran Mike Leigh zeichnet ein Porträt des britischen Malers der Romantik William Turner, und mit Abderrahmane Sissako geht der einzige Vertreter Afrikas ins Rennen. In Timbuktu setzt der mauretanische Filmemacher sich mit den zurzeit sehr aktuellen Themen Integralismus/Fundamentalismus auseinander.
„Grace of Monaco“ ist seit gestern auch in den luxemburgischen Kinos zu sehen.
Infos: www.utopolis.lu
De Maart














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