Möglicherweise würden nicht mal eigene Siege fürs Achtelfinale reichen, denn Deutschland und den USA reicht ein Unentschieden im direkten Duell.
32 Jahre nach der „Schande von Gijón“ fürchten weder Portugiesen noch Ghanaer eine skandalträchtige Neuauflage. Und dennoch könnte es am Donnerstag (26.06.14/18.00 Uhr MESZ) ganz dumm laufen für beide Nationalteams.
Wenn sich Deutschland und die USA im Parallelspiel nämlich – auch fernab jeglicher verbotener Absprachen – mit einem Unentschieden trennen, sind sowohl Cristiano Ronaldo als auch Kevin-Prince Boateng raus aus dem Turnier. „Wir brauchen ein Wunde“, erkannte Verteidiger João Pereira, dessen Portugiesen aus der schlechtesten Position in den Finaltag starten.
Das 0:4-Desaster gegen die DFB-Elf hat das Torverhältnis ordentlich demoliert, letztlich könnte der Achtelfinal-Einzug daran scheitern. Schon ein knapper Sieg gegen Ghana wäre zu wenig. Nach dem bisherigen Turnierverlauf mag bei den Südeuropäern vor der entscheidenden Partie in der Hauptstadt Brasilia aber sowieso kaum noch jemand an ein Weiterkommen glauben.
Wie bei den chaos-erprobten Westafrikanern, die wochenlang auf ihre versprochenen WM-Antrittsgagen warten mussten und nach Medienberichten am Dienstag sogar einen Trainingsboykott verhängten, war auch in Paulo Bentos Team die Vorbereitung von vielen Problemen überschattet: den Verletzungssorgen, der Enttäuschung über die bisherigen Auftritte und vor allem dem Dauerthema Ronaldo.
Alles dreht sich um CR7
Der Superstar ist erkennbar nicht fit angesichts seiner Entzündung im linken Knie. In seiner derzeitigen Verfassung ist er für die Mannschaft eher eine Belastung als eine Hilfe. Der Weltfußballer verrichtet kaum Defensivarbeit, andere müssen für ihn ständig mitlaufen. Außerdem nervt es viele Spieler, immer nur nach „CR7“ gefragt zu werden. „Cristiano ist genauso enttäuscht wie alle anderen Spieler“, sagte der frühere Nationaltrainer und heutige Verbands-Vizepräsident Humberto Coelho. „Cristiano hat hart dafür gearbeitet, um zu gewinnen. Aber genauso wie das gesamte Team war er bislang nicht in der Verfassung, um auch gewinnen zu können.“
Die Frage ist: Wer soll die dringend benötigten Tore schießen? Unter den vier verletzten Spielern sind in Hugo Almeida und Helder Postiga beide Mittelstürmer. Ersatzmann Eder von Sporting Braga hat kein WM-Format und Ronaldo: siehe oben. Von daher bleiben einzig Durchhalteparolen.
Bei den Afrikanern ist der Mut, den das 2:2 gegen Deutschland gemacht hat, schon wieder untergegangen in einer Masse von Ärgernissen. Für reichlich Unzufriedenheit sorgte die schon seit Wochen überfällige Zahlung der Antrittsprämien in Höhe von 75.000 US-Dollar pro Spieler, wie selbst der nationale Verband einräumen musste. Um eine Eskalation zu verhindern, schaltete sich nach Angaben eines Radiosenders sogar Staatspräsident John Dramani Mahama ein.
Turbulenzen brachten auch britische Medienberichte, wonach sich Verbandschef Kwesi Nyantakyi gegen viel Geld mit Manipulationen bei künftigen Testspielen des Nationalteams einverstanden erklärt habe. Er bestritt das vehement.
Gegen früheren Vorgesetzten
Angesichts der üblen Spekulationen hatte es fast etwas Zynisches, dass ausgerechnet Nyantakyi Absprachen zwischen Deutschland und den USA ausschloss. „So etwas wie in Gijón damals wird sich nicht wiederholen, da habe ich absolutes Vertrauen in die FIFA“, sagte er mit Blick auf das WM-Skandalspiel zwischen Deutschland und Österreich im Jahr 1982, als sich beide Mannschaften bei einem Nichtangriffspakt auf ein 1:0 für Deutschland einigten und weiterkamen. Portugals Coelho schloss sich an: „Fair Play ist eines der zentralen Anliegen der FIFA. Von daher bin ich mir sicher, dass es keine Absprachen geben wird.“
Das sieht natürlich auch Deutschlands Trainer Jogi Löw vor dem brisanten Aufeinandertreffen mit seinem engen Weggefährten und Vorgänger Jürgen Klinsmann so: „Es gibt keinen Pakt oder Nichtangriffspakt. Für uns ist das kein Thema. Wir haben beide die Devise, das Spiel zu gewinnen“, betonte Löw am Mittwoch. „Wir können uns beide völlig freimachen von diesen Dingen“, sagte der Bundestrainer zum Duell gegen das Team seines Ex-Vorgesetzen Klinsmann.
De Maart
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