Im Verhör bei der Kantonspolizei Zürich gaben am Mittwoch sechs von den festgenommenen Fifa-Funktionäre an, sich mit rechtlichen Mitteln gegen die Überstellung an die US-Justiz wehren zu wollen. Das teilte das Schweizer Bundesamt für Justiz am Mittwochabend mit.
Dadurch müssen nun formelle Auslieferungsverfahren eingeleitet werden. Nach Schweizer Recht beträgt die Frist, innerhalb der die USA entsprechende Anträge stellen können, 40 Tage. Beobachter gehen davon aus, dass dies rasch geschehen und die Schweizer Justiz dann auch kurzfristig darüber entscheiden wird.
Einer der Festgenommenen habe in einer ersten Anhörung Bereitschaft für eine sogenannte vereinfachte Auslieferung signalisiert und könne damit im Falle einer Bewilligung „umgehend den US-Behörden übergeben werden“. Gegen die FIFA-Funktionäre wird von der New Yorker Staatsanwaltschaft wegen Annahme von Bestechungsgeldern und verdeckten Provisionen ermittelt. Dabei geht es um Zahlungen in der Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar.
Ramponierte Ruf
Der ramponierte Ruf der FIFA hat an einem schwarzen Mittwoch in Zürich weiter massiv Schaden genommen und einen großen Schatten auf den bevorstehenden Wahlkongress des Fußball-Weltverbands geworfen. Präsident Joseph Blatter wies trotz der Festnahme von zwei seiner Stellvertreter sowohl Forderungen nach einer Absage des Jahrestreffens der 209 FIFA-Mitglieder als auch nach seinem Rücktritt zurück. Die Präsidentschaftswahlen am Freitag mit seiner erwarteten Bestätigung im Amt sollen stattfinden.
Im Morgengrauen hatten Schweizer Sicherheitsbehörden unabhängig voneinander gleich an zwei Orten in Zürich Ermittlungen wegen möglicher Vergehen innerhalb des FIFA-Apparats vorangetrieben. Und erneut kommen Beschuldigte aus dem engsten Machtzirkel um Blatter. Im Hotel Baur au Lac wurden unter anderem die FIFA-Vizechefs Jeffrey Webb von den Kaymaninseln und Eugenio Figueredo aus Uruguay neben fünf weiteren Spitzenfunktionären festgenommen.
Ihnen werden organisiertes Verbrechen und Korruption vorgeworfen. Insgesamt ermittelt das US-Justizministerium, das die Schweizer Behörden um Amtshilfe ersucht hatte, gegen 14 Personen. Sie sollen seit Anfang der 90er Jahre Schmiergelder von mehr als 150 Millionen Dollar von Vermarktern für die Vergabe von Fußballturnieren erhalten haben. 110 Millionen Dollar sollen allein für Vermarktungsrechte für die Copa America 2016 in den USA geflossen sein.
Daten und Dokumente beschlagnahmt
Unabhängig von den US-Ermittlungen stellten Schweizer Behörden in der Zentrale des Fußball-Weltverbandes elektronische Daten und Dokumente sicher. Die zuständige Bundesstaatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren im Zusammenhang mit den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022. Nach Behördenangaben geht es um den Verdacht „der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie des Verdachts der Geldwäscherei gegen unbekannt“. Bis zu zehn an der WM-Vergabe beteiligte Mitglieder des Exekutivkomitees sollen noch verhört werden.
Russland sieht sich als Gastgeber 2018 nicht belastet. Die betroffenen Funktionäre hätten „keine Beziehung“ zu dem Turnier, sagte Sportminister Witali Mutko laut Agentur Interfax. Russland sei zur Zusammenarbeit mit den Behörden bereit. „Wir haben nichts zu verbergen.“ Auch bei der FIFA gibt es an den WM-Planungen keine Zweifel.
Die WM-Ermittlungen gehen auf eine Strafanzeige der FIFA vom 18. November 2014 zurück. „Das Timing ist nicht das beste“, räumte FIFA-Kommunikationschef Walter de Gregorio ein, generell sei das Verfahren aber gut für die FIFA „im Sinne der Transparenz“.
Der Kongress des Dachverbandes und die Wahl seines Präsidenten mit Blatter und seinem einzigen noch verbliebenen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein soll durchgeführt werden. Ein Rücktritt Blatters sei kein Thema. „Warum soll er zurücktreten? Er wird nicht verdächtigt“, sagte de Gregorio.
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De Maart



















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