Graue Mauern, abschreckende Gitter vor den Fenstern und hohe Zäune. So stellt man sich eigentlich ein Gefängnis vor. Das luxemburgische Architektenbüro „a+a“ zeigt, dass es auch anders geht. Sie haben eine Haftanstalt in Genf gebaut. Strahlendes Weiß und ein innovatives Design. Die Konstruktion lässt Staunen.
„Die Idee dahinter war, etwas positives zu gestalten“, erklärt Stéphane Schmit, Architekt bei „a+a“. Das Gefängnis solle den Inhaftierten das Gefühl geben betreut zu werden, anstatt im Stich gelassen zu werden. „Die Menschen sollen langsam wieder in die Gesellschaft eingefügt werden und nicht weggesperrt und vergessen werden“.
Viel freier als man denkt
Das Architektenbüro hat den Auftrag anhand eines Wettbewerbs eingeheimst. Sie haben in Luxemburg das Gefängnis in Schrassig und die Jugendstrafanstalt Dreiborn gebaut. „Die Erfahrung kommt einem da zugute. Die Ideen der anderen Teilnehmer waren sehr interessant, allerdings in der Praxis nicht umsetzbar“, so Stéphane Schmit.
Nach dem Wettbewerb musste allerdings einiges nachgebessert werden. „Natürlich muss der Architekt sich an verschiedene Regelungen halten, aber er ist viel freier in der Gestaltung als man denken könnte“, so Schmit. Die Fenster wurden so sehr hoch gestaltet und mit horizontalen, lamellenartigem Sonnenschutz. So strahlt ein Maximum an Tageslicht in die Zelle. „Und der Inhaftierte kann vor dem Fenster stehen und nach draußen schauen“.
Teamwork
Ein paar Details mussten allerdings gestrichen werden. „Wir hatten Bäume für den Innenhof geplant“, erklärt der Architekt. Obwohl alles durchdacht war, damit die Bäume nicht zum Fluchtweg werden, wurden sie vom Baumeister gestrichen. Er hatte schlechte Erfahrung mit Bäumen gemacht und erklärte den Architekten, dass Inhaftierte sich dahinter verstecken könnten. Eine Gefahr, die umgangen werden muss.
Im finalen Konzept fließt das Gutachten vieler Menschen ein. Neben dem Architektenbüro arbeiten beratende Firmen, der Baumeister, aber auch betroffene Menschen, wie zum Beispiel die Gefängniswärter, am Projekt. „Im Durchschnitt arbeiten um die 50 Menschen alleine am Konzept eines Gefängnisses“, erklärt Stéphane Schmit.
Eine andere Philosophie
Die Inhaftierten in Schrassig haben nicht das Glück der Gefangenen in der Schweiz. Ihr Gefängnis ist grau und traurig. „Das Gebäude wurde in den Achtzigern gebaut. Damals galt noch eine ganz andere Philosophie im Gefängnisbau“, so der Architekt.
Das Gefängnis der Zukunft soll zur Resozialisierung anspornen. 
„Dänemark macht es vor. Da sind moderne Gefängnisse Gang und Gebe“, erklärt Schmit. Durch Arbeitsprogramme und Beschäftigungen werden Kriminelle wieder an einen Alltag gebunden. „In Genf ist auch ein internes Privileg-System vorgesehen. Wenn sich die Häftlinge gut benehmen, dürfen sie länger in den Hof oder in den Sportsraum“.
		    		
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