Donnerstag20. November 2025

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Société Générale behauptet sich

Société Générale behauptet sich
(Reuters/© Gonzalo Fuentes / Reuters)

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Die niedrigen Zinsen verschonen auch die französische Société Générale nicht. Dennoch hat die Bank mit einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro im dritten Quartal 2016 überrascht.

Der Gewinn darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er um 2,4 Prozent unter dem des dritten Quartals 2015 liegt.
Wenn die Finanzmärkte dennoch positiv reagieren, dann, weil das Finanzinstitut besser abgeschnitten hat, als von den Analysten befürchtet worden war. Profitiert hat die Société Générale von der Dynamik der Börsen im Sommerquartal. Der Investmentbereich legte um 13,7 Prozent zu. Die Bank profitierte hier von ihrem Spezialgeschäft mit Aktien und Derivaten.

Zugelegt hat die Bank auch in ihrem Leasinggeschäft und im internationalen Schalterbank-Geschäft. Hier legte sie um 30,6 Prozent zu. Der Zuwachs entstand allerdings durch eine signifikante Senkung der Risikorückstellungen.

Schwachpunkt Schaltergeschäft

Der Schwachpunkt der Bank ist und bleibt das Schaltergeschäft in Frankreich. Es ging auch im dritten Quartal 2016 um 5,5 Prozent zurück. Der Gewinn in diesem Bereich schrumpfte auf 353 Millionen Euro. Die Société Générale litt, wie alle anderen Banken auch, unter einer Welle von Umschuldungen im Immobilienbereich. Die Privatkunden haben mit Verzögerung begriffen, dass insbesondere bei noch langfristig laufenden Immobilienkrediten mit einer Umschuldung auf geringere Zinsen unter zwei Prozent erhebliche Einsparungen in der Finanzierung ihrer Häuser und Wohnungen möglich sind.

Die größte französische Bank, BNP Paribas, spielt dieses Spiel nicht in allen Fällen mit. Sie nutzt solche Wünsche auch, um sich von Kunden zu trennen und lässt sie ziehen, wenn sie bei anderen Kreditinstituten bessere Konditionen finden. Bei der Société Générale geht man davon aus, dass sich die Situation bis Ende des Jahres nicht bessern wird.
Die Situation im Schalterbankbereich, aber auch die immer stärkere Nutzung digitaler Instrumente durch die Kunden zur Verwaltung ihrer Gelder und Kredite wird die Bank zur Verschlankung nutzen.

Sie hat bereits begonnen, ihr Filialnetz zu verändern, es zu verkleinern und Kompetenzen zu konzentrieren.
In diesem Jahr hat sie bereits 63 Filialen geschlossen, in den kommenden vier Jahren will sie weitere 400 schließen. Generaldirektor Frédéric Oudéa sieht darin einen Prozess, der die Bank im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft stärkt. Es gibt allerdings ein Ereignis, das die Bank seit Jahren verfolgt und mit dem sie noch geraume Zeit leben wird.

Kerviel-Trauma verfolgt Bank

Ihr Trader Kerviel hatte Kontrakte in Höhe von fünf Milliarden abgeschlossen, von denen die Bank behauptete, sie seien ohne ihr Wissen geschehen. Kerviel wurde zunächst zu Schadensersatz in voller Höhe verurteilt. Zwischenzeitlich änderte sich in den Berufungsinstanzen die Sicht der Dinge. Kerviel wird nicht als alleine verantwortlich angesehen.
Die Bank hatte von der Steuerverwaltung auf Grund des Verlustes einen Steuerkredit von 2,2 Milliarden Euro eingeräumt bekommen. Finanzminister Michel Sapin drängt seine Steuerverwaltung nun, die Sache schnell zu bereinigen: „Ich möchte den Eindruck vermeiden, dass die Bank eine indirekte Hilfe durch die Steuerverwaltung erhalten hat“, sagt er. Der Hintergrund: Das wiederum könnte die Wettbewerbskommissarin in der Europäischen Kommission auf den Plan rufen. Und da nichts in Frankreich in solchen Angelegenheiten ohne die Justiz geschieht, hat ein Regionalpolitiker Strafanzeige gegen den ehemaligen Finanz-Staatssekretär Eric Woerth und gegen die ehemalige Wirtschafts- und Finanzministerin Christine Lagarde erstattet.

Der Mann vermutet, dass die Steuervergünstigung für die Bank politisch angeordnet wurde. Bankchef Oudéa sieht die Sache gelassen: „Es gibt eine durchgehende Rechtsprechung zur steuerlichen Behandlung eines Verlustes, die uns in unser Handlungsweise bestätigt.“