Montag29. Dezember 2025

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Nach dem Bondi-TerrorSydney macht diesjähriges Silvesterfeuerwerk zum Gedenkakt

Nach dem Bondi-Terror / Sydney macht diesjähriges Silvesterfeuerwerk zum Gedenkakt
Das Feuerwerk in Sydney wird dieses Jahr im Zeichen des Terrorattentats am Bondi Beach stehen Foto: AAP Images

Sydney ist für sein spektakuläres Silvesterfeuerwerk bekannt. Nach dem Terroranschlag am Bondi Beach wird der Jahreswechsel zu einem Moment der kollektiven Erinnerung.

Mehr als eine Million Menschen werden in der Silvesternacht entlang des Hafens in Sydney erwartet, Hunderte Millionen verfolgen das Spektakel weltweit am Bildschirm. Doch das ikonische Feuerwerk wird diesmal anders sein als sonst: Es wird zu einer stillen Hommage an die Opfer des Terroranschlags am Bondi Beach.

Um 21.00 Uhr wird die Harbour Bridge in weißes Licht getaucht. Auf die Brücke projiziert werden eine Taube und das Wort „Frieden“. Die Stadt hält inne, um der 15 Menschen zu gedenken, die bei der tödlichen Attacke während einer Chanukka-Feier am weltberühmten Strand ums Leben kamen.

Diese Momente bieten den Menschen die Gelegenheit, Respekt zu zeigen, über die Gräueltat nachzudenken und zu sagen, dass wir nicht zulassen werden, dass diese hasserfüllte Terrortat uns spaltet

Clover Moore, Oberbürgermeisterin von Sydney

„Obwohl wir immer noch von den jüngsten tragischen Ereignissen in Bondi erschüttert sind, bietet Silvester die Gelegenheit, als Gemeinschaft zusammenzukommen, innezuhalten und nachzudenken und mit Hoffnung auf ein sichereres und friedlicheres Jahr 2026 zu blicken“, erklärte Sydneys Oberbürgermeisterin Clover Moore. Um 23.00 Uhr ruft sie die Feiernden dazu auf, die Taschenlampen ihrer Handys einzuschalten. „Ich lade alle ein, innezuhalten und eine Taschenlampe leuchten zu lassen, um der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen, dass wir an ihrer Seite stehen und dass wir Gewalt, Angst und Antisemitismus ablehnen.“

Massives Sicherheitsaufgebot

Während der Schweigeminute wird die Brücke in warmem Licht erstrahlen, auch die Liveübertragung des öffentlich-rechtlichen Senders ABC wird den Moment des Gedenkens aufgreifen. „Diese Momente bieten den Menschen die Gelegenheit, Respekt zu zeigen, über die Gräueltat nachzudenken und zu sagen, dass wir nicht zulassen werden, dass diese hasserfüllte Terrortat uns spaltet“, so Moore.

Die Silvesterfeiern finden unter deutlich verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt: In der gesamten Hafenstadt wurden Betonpoller und zusätzliche Absperrungen errichtet, Polizeikräfte sichern alle beliebten Aussichtspunkte, weitere Überwachungskameras wurden installiert. Während am Bondi Beach sämtliche Silvesteraktivitäten gestrichen wurden – darunter auch das mit Spannung erwartete Musikfestival „elrow Bondi Beach XXL“, das erste Festival dieser Art seit über einem Jahrzehnt – hat man sich entschieden, das zentrale Feuerwerk im Hafen der Millionenmetropole stattfinden zu lassen.

Eine Nation in Trauer

Bereits in den vergangenen Tagen hatte Australien auf vielfältige Weise der Opfer gedacht. Bund und Bundesstaaten erklärten den 21. Dezember zum nationalen Tag der Reflexion, Flaggen wehten auf halbmast, Kondolenzbücher lagen aus. Genau eine Woche nach dem Anschlag, um 18.47 Uhr, zündeten Menschen im ganzen Land Kerzen an und hielten eine Schweigeminute ab. Vom Bondi Pavilion aus wurde ein kraftvoller Lichtstrahl in den Himmel projiziert – als Symbol für Widerstandsfähigkeit und gemeinsame Trauer.

Besonders bewegend war ein sogenanntes „Paddle-out“ am Bondi Beach: Tausende Surferinnen, Surfer und Schwimmer versammelten sich in einem großen Kreis im Wasser, hielten gemeinsam inne und umarmten sich anschließend in einem traditionellen Surf-Ritual. Auf der Promenade entstanden Kreidezeichnungen, darunter eine Menora, der siebenarmige Leuchter, der an Chanukka erinnert, und eine Biene zum Gedenken an die zehnjährige Matilda „Bee“ Britvan. Menschen sangen „Waltzing Matilda“, Australiens bekanntestes Volkslied, zu ihren Ehren.

Dunkelheit in Licht verwandeln

Auch auf hoher See wurde der Opfer gedacht. Beim 80. Sydney-Hobart-Yachtrennen am zweiten Weihnachtsfeiertag verstreuten 15 Yachten – entsprechend der Zahl der Getöteten – Rosenblätter vor der Küste. Organisiert wurde die Geste vom Cruising Yacht Club of Australia als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft.

Jüdische Organisationen riefen zudem zu Mizwas auf – zu guten Taten, Wohltätigkeit und Akten der Freundlichkeit im Gedenken an die Ermordeten. Sie griffen dabei die Sprache von Chanukka auf: Dunkelheit in Licht zu verwandeln. Dieses Motiv zieht sich auch durch Sydneys Silvesterfeiern, die in diesem Jahr weit mehr als ein Feuerwerk sind. Moore betonte, dass Sydneys Zusammenkommen in der größten Nacht des Jahres der Welt zeigen werde, „dass wir als eine Gemeinschaft zusammenstehen, vereint in Liebe“ – ein Spiegelbild der Stadt, lebendig, vielfältig und inklusiv.