Mittwoch24. Dezember 2025

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UngarnIm Touristenmekka Budapest verbietet der erste Stadtteil Airbnb-Wohnungen

Ungarn / Im Touristenmekka Budapest verbietet der erste Stadtteil Airbnb-Wohnungen
Airbnb-Geschenkkarte: In immer mehr Städten ist die Plattform für Ferienwohnungen zunehmend unbeliebt Foto: Getty Images via AFP

Budapests populärer Stadtteil Terezvaros hat vom Übertourismus und Kurzzeitmietern genug: Nach einem vom Gericht bestätigten Bürgervotum sind Airbnb-Wohnungen ab dem 1. Januar verboten.

Ein Land, flach wie Flunder und ohne Meeresküsten, bleibt auch ohne imposante Berggipfel und wogende Wellen auf dem touristischen Höhenflug. Auch 2025 dürfen sich Ungarns Gastronomen über satte Zuwachsraten freuen. 44 Prozent der jährlich mittlerweile über 20 Millionen Besucher steuern die größte Attraktion des Landes an: Die Hauptstadt Budapest hat sich neben Dauerbrennern wie Barcelona, Prag, Rom oder Amsterdam zu einem der populärsten Touristenziele des Kontinents gemausert.

Der Tourismussektor im ansonsten kräftig kriselnden Donau-Staat erwirtschaftet bereits 13 Prozent des ungarischen Sozialprodukts. Doch in Budapest selbst sind keineswegs alle der 1,6 Millionen Einwohner vom Boom begeistert. Vor allem in den Innenstadtbezirken mehren sich die Klagen über die Schattenseiten des Übertourismus und die Verdrängung der Einheimischen durch die Umwandlung von Wohnraum in lukrative Ferienwohnungen: Nach einem vom Gericht bestätigten Bürgervotum hat der populäre 6. Distrikt, das im Herzen des Zentrums gelegene Terezvaros, ab dem 1. Januar 2026 Kurzzeitvermietungen über einschlägige Agenturen wie Airbnb oder booking.com verboten.

Lieber Dauernachbarn statt Kurzzeitgäste, so das neue Motto in Terezvaros, das mit unzähligen Museen, der Nationaloper und der von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten Andrassy Avenue zu einem der populärsten Distrikte der Hauptstadt zählt. In manchen Wohnhäusern seien gar über die Hälfte der Wohnungen als Airbnb-Wohnungen registriert, klagt Tamas Soproni, der populäre Bürgermeister im 6. Distrikt: „Einheimische werden aus der Innenstadt vertrieben und durch Touristen ersetzt.“

Referendum unter den Viertelbewohnern

Tatsächlich zählt die Donau-Metropole trotz eines zweijährigen Moratoriums bei der Zulassung neuer Airbnb-Wohnungen und einer kräftig erhöhten Abgaben- und Steuerlast 16.000 offiziell registrierte Ferienwohnungen. Hinzu kommen Tausende von „illegalen“, d.h. nicht registrierten Wohnungen, die an Besucher schwarz tageweise vermietet werden. Die Bemühungen von Ungarns nationalpopulistischer Regierung zur Begrenzung des Wildwuchses waren dem linken Distriktbürgermeister von der oppositionellen „Momentum“-Partei nicht genug: Bereits 2024 organisierte die Stadtteilverwaltung eine Bürgerbefragung über die von Soproni geforderte Airbnb-Verbannung aus dem Viertel.

Nach einer hitzigen öffentlichen Debatte konnten die Viertelbewohner online zwei Wochen lang ihre Stimme abgeben. Die Beteiligung an dem Airbnb-Referendum war mit 20,5 Prozent gering, das Resultat knapp, aber deutlich. 54 Prozent stimmten für das Verbot der Kurzzeitvermietung von Wohnungen. Die Hoffnung vieler Vermieter, das als existenzbedrohend kritisierte Airbnb-Verbot auf dem Gerichtsweg noch stoppen zu können, schlug fehl: Im November hat Ungarns Hoher Gerichtshof die Rechtskräftigkeit des Bürgervotums bestätigt.