23. Dezember 2025 - 18.13 Uhr
MedienberichtNeue Details zu Eisskulptur-Todesfall: Hin- und Hergeschiebe und ein fragwürdiges Jobangebot
Der Tod von Emran erschütterte vor sechs Jahren ganz Luxemburg – ein zweijähriger Junge, auf einem Weihnachtsmarkt in der Hauptstadt von einer 2,5 Meter hohen Eisskulptur erschlagen. Wie konnte das passieren? Das Magazin Reporter.lu hat nun in einem Artikel den Fall rekonstruiert und dabei neue Details ans Licht befördert. Aus der Recherche geht beispielsweise hervor, dass laut den Ermittlungen das wackelige Fundament der Eisskulptur und das fehlende Sicherheitskonzept der Verantwortlichen die Hauptursachen seien, die am Abend des 24. Novembers 2019 zu Emrans Tod geführt hätten. In dem Artikel wird außerdem deutlich: „Das Hin- und Herschieben von Kompetenzen und Verantwortlichkeiten ist auch einer der Gründe, warum die juristische Prozedur so lange dauerte.“ Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt für alle die Unschuldsvermutung.
Ein brisanter Punkt aus der Recherche: Eine Mitarbeiterin der Stadt Luxemburg soll den Vater des getöteten Emran mehrfach kontaktiert und ihm ein Jobangebot in Aussicht gestellt haben. Offenbar auch noch, nachdem seine Anwältin in einem Brief dazu aufgefordert hatte, dies zu unterlassen. Ende 2021 habe die Anwältin den Vorgang der Staatsanwaltschaft gemeldet. Im Gespräch mit dem Tageblatt in 2022 hatte Emrans Vater, ein ehemaliger Sicherheitsexperte für Kinderspielplätze, erklärt, dass er sein seit 2014 bestehendes Unternehmen aufgrund psychischer Probleme nach dem Unglück aufgeben musste. „Wir wollten eigentlich nur helfen“, zitiert Reporter.lu Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) dazu. Die Anwältin des Vaters erklärt gegenüber dem Magazin: „Die Art, wie die Abteilungen der Stadt Luxemburg und Lydie Polfer vorgehen, steht im totalen Gegensatz zum Gesetz, das Bestechungsversuche und Einflussnahme auf Zeugen bestraft.“
Die Meinungsverschiedenheit

Die Entscheidung, überhaupt Eisskulpturen auf dem Knuedler aufstellen zu lassen, geht auf eine Entscheidung eines Mitarbeiters des Luxembourg City Tourist Office (LCTO) zurück. Neben dem besagten Mitarbeiter unterschreiben auch noch der damalige LCTO-Direktor Tom Bellion und LCTO-Präsident Marc Angel (LSAP) das Kaufangebot.
Wo genau die Eisskulptur auf dem Knuedler stand, entschied laut Reporter.lu ein Beamter des kommunalen „Service Evénements, fêtes et marchés“ (EFM). Der städtische Dienst soll auch festgehalten haben, dass „zwischen dem Geländer der Eisbahn und den Skulpturen eine Passage frei bleiben sollte“. Denn wie aus den Aussagen von Samuel Girault und dem LCTO-Mitarbeiter hervorgehe, sei es zu einer Meinungsverschiedenheit gekommen: Der Eisbildhauer habe die Holzchalet-Skulptur im Hintergrund an dem Geländer der Schlittschuhbahn befestigen wollen, sodass niemand hinter der Skulptur durchgehen kann.
„Falls jemand an der Skulptur gerüttelt hätte, so hätte sie nur auf das Geländer dahinter fallen können“, habe er den Ermittlern erklärt. Ein LCTO-Mitarbeiter hätte aber auf die Entscheidung des EFM verwiesen, dass es einen Durchgang geben solle. „Um die Passage hinter der Skulptur wenigstens etwas unattraktiver zu machen, weist Samuel Girault laut seiner Aussage gegenüber der Kriminalpolizei seine Leute an, die abgeschnittenen Eisreste hinter ihr zu deponieren“, berichtet Reporter.lu.
Skulptur kippte nach hinten in Richtung Schlittschuhbahn
Der Artikel legt zudem Informationen über den möglich Unfallhergang offen: Diesem zufolge kippte die Skulptur nicht nach vorne – als der zweijährige Junge für ein Erinnerungsfoto auf dem Eisschlitten der partizipativen Skulptur saß – sondern sie kippte nach hinten. Laut Autopsiebericht sei Emran an einer Herzruptur gestorben. Eine der zwei Paletten, auf denen die rund 700 Kilo schwere Skulptur stand, soll zudem laut einem Expertengutachten beschädigt und nicht dafür geeignet gewesen sein, das Gewicht der Eisskulptur auszuhalten.
Laut der Recherche sollte damals eigentlich klar gewesen sein, wer genau für die Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten zuständig ist. Der EFM sei seit einer Neuaufteilung der Aufgabenbereiche seit 2017 für die Sicherheit der Weihnachtsmärkte und aller sonstigen Veranstaltungen im öffentlichen Raum verantwortlich. Manche Gemeindebeamte hätten dem Artikel zufolge versucht, in ihren Befragungen Zweifel an der Gültigkeit dieser Aufteilung zu streuen. Gegenüber den Ermittlern habe Polfer jedoch betont, dass „die Gemeinde, also der EFM, immer für die Organisation, die Logistik und die Sicherheit der Weihnachtsmärkte zuständig war“.
Aus dem Magazintext geht außerdem hervor, dass weder die Prüfstelle „Luxcontrol“, die öfter mit den städtischen Diensten zusammenarbeite, noch die Gewerbeaufsicht ITM über die Eisskulptur informiert gewesen seien. „Die Lektüre der Ermittlungsakten lässt so nur den Schluss zu, dass es 2019 kein Sicherheitskonzept gab – zumindest keines, das an die konkrete Situation angepasst gewesen wäre“, heißt es in dem Artikel.
Wer wird beschuldigt?
Laut der Anklageschrift solle daher einerseits das LCTO in der Verantwortung stehen, weil es im Vorfeld nicht auf die Sicherheitsaspekte aufmerksam gemacht habe. Der EFM werde beschuldigt, nicht selbst für die nötige Absicherung der Eisskulptur an einem geeigneten Ort gesorgt zu haben. Samuel Girault und seinen beiden Mitarbeitern werden diverse Versäumnisse vor und während der Eisschnitz-Show vorgeworfen.
Auf Ermittler-Nachfrage, ob der Eiskünstler seit dem Unfall etwas an seiner Arbeitsweise geändert habe, habe er gesagt: „Nichts, außer dass ich jetzt in meine Verträge schreibe, dass der Kunde für die Sicherheit der Skulpturen verantwortlich ist.“
Im November 2022 hatte das Tageblatt bei der Stadt nachgefragt, was sich seit 2019 in puncto Sicherheitsmaßnahmen getan habe. Die Pressestelle antwortete dabei lediglich in Bezug auf die zu dem Zeitpunkt stattfindenden „Winterlights“: „Die Sicherheit ist für die Stadt Luxemburg allererste Priorität.“

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De Maart
Die Bürgermeisterin am Ende hat die Verantwortung für alles, was ihre Leute so organisieren und veranstalten in der Stadt ... sie soll endlich gehen , denn sie hat versagt...
Seit 6 Jahren hin und her, aber das Kind ist tot, die Eltern trauern und stehen vor was ??_