22. Dezember 2025 - 20.58 Uhr
„Dieser Stillstand geht nicht“Marc Baum übt scharfe Kritik an Escher Sozialpolitik
„Ich bin sprachlos“, reagierte Oppositionspolitiker Marc Baum („déi Lénk“) am Freitag auf die Präsentation des Aktivitätenberichts des „Office social“, den Schöffe Bruno Cavaleiro (CSV) in der Ratssitzung vorstellte. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Anzahl hilfsbedürftiger Haushalte von 2023 auf 2024 um rund 20 Prozent auf 1.913 Fälle gestiegen ist. Zudem verzeichnete der Sozialdienst fast 50 Prozent mehr Dienstleistungen als im Vorjahr. Baum wirft der schwarz-blau-grünen Mehrheit Untätigkeit vor: „Sie machen nichts, schauen einfach zu. Dieser Stillstand geht nicht.“

Cavaleiro verwies in seiner Präsentation auf politische Krisen wie Krieg und Energiekrise, die die Haushalte in den Luxemburger Gemeinden belasten. Zudem betonte er, dass die wachsende Bevölkerung – insbesondere in einer Stadt wie Esch mit vielen Neuankömmlingen – zwangsläufig zu mehr sozialen Herausforderungen führe. Der Sozialschöffe hob hervor, dass zunehmend auch Haushalte aus der Mittelschicht auf Unterstützung angewiesen seien. Ziel sei es, den Betroffenen frühzeitig zu helfen und soziale Entwicklungen zu antizipieren.
Fehlender Wille
Baum entgegnete: „In Düdelingen wuchs die Zahl der Anfragen um neun Prozent, in Luxemburg-Stadt um ein Prozent. Da muss man sich doch die Frage stellen, warum die Zahlen in Esch so dramatisch sind.“ In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der Dienstleistungen in Esch von rund 8.600 auf 19.700 Fälle gestiegen – ein Plus von 150 Prozent. „Da reicht es nicht, auf Politkrisen hinzuweisen“, kritisierte der Oppositionspolitiker.
Laut Baum fehle es dem zuständigen Sozialschöffen an Wille und Verständnis. Vor allem aber benötige Esch eine Strategie, um die bestehenden Dynamiken zu durchbrechen. Er sprach zudem die prekären Arbeitsverhältnisse der Sozialarbeiter an: „Sie sind überfordert. Sie schreien um Hilfe.“ Jeder einzelne Sozialarbeiter muss sich um 211 Haushalte kümmern – „unter diesen Umständen kann man nicht anständig arbeiten“, sagte Baum.
Ein Zustand, den auch der Aktivitätenbericht des „Office social“ bestätigt: Demnach verhindere die hohe Anzahl an Haushalten pro Sozialarbeiter eine intensivere Betreuung. Zumindest auf nationaler Ebene soll dem Mangel an Sozialarbeitern laut Baum „glücklicherweise“ begegnet werden. „Dass es ein Problem darstellt, muss aber wenigstens erwähnt werden“, warf er Cavaleiro vor.
Strategie soll helfen

Cavaleiro wies die Kritik zurück. Die Stadt stelle dem „Office social“ die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung, um Hilfe leisten zu können. In den vergangenen Jahren habe sich der Sozialdienst zudem neue Instrumente und Arbeitsmittel gegeben, um Dossiers schneller bearbeiten zu können.
Eine umfassende Strategie zur Weiterentwicklung der kommunalen Sozialpolitik sei für 2026 vorgesehen und werde sich an den vorliegenden Zahlen orientieren. Die Präsentation des Berichts habe nicht dazu gedient, Zahlen zu beschönigen, betonte Cavaleiro. Esch nehme bewusst eine soziale Rolle ein und unterstütze unter anderem Organisationen wie Abrisud, die direkt „um Terrain“ tätig seien.
De Maart

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