17. Dezember 2025 - 15.24 Uhr
Domaine TageblattWer hat’s erfunden? Über die Geschichte des Luxemburger Crémants
Champagner, Crémant, Sekt, Cava, Spumante, Sparkling Wine: Alles, was im Sektkelch prickelt, kommt zu den bevorstehenden Fest- und Feiertagen wie Weihnachten und Silvester zur Verkostung. Beim Verbraucher sind die Geschmäcker natürlich unterschiedlich, ausschlaggebend ist aber auch oftmals das Budget in der Haushaltskasse, die emotionale Verbundenheit zur heimischen Region oder die persönliche Herkunft.

Domaine-Tageblatt-Newsletter
Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion versucht dieses Jahr, ihren eigenen Wein herzustellen; in einer wöchentlichen Serie berichten wir über Erfolg und Misserfolg und geben dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus.
Wer aber hat’s erfunden? Dazu kursieren unzählige Mythen rund um den Globus. Nein, es waren nicht die Schweizer und erstaunlicherweise auch nicht die französischen Nachbarn. Ein Engländer war es, man lese und staune. Christopher Merret, ein englischer Arzt, beschrieb schon 1662, wie man Wein durch Zuführung von Zucker zum Sprudeln bringt. Dann führt die Spur doch nach Frankreich: Der Mönch Dom Pérignon (begehrt bis heute ist der nach ihm benannte Champagner) hat die Methode zur Produktion von Schaumwein weiter verbessert durch Verwendung von dickwandigen Flaschen sowie deren Verschluss mittels Korken und Schnüren.
Champagner, Crémant oder Sekt, wie wir ihn heute kennen, fand erst seine Gestalt durch die Erfindung des Degorgierens und des Rüttelns.
Crémant in Luxemburg
Wir interessieren uns in erster Linie für die Geschichte des Crémant in Luxemburg und erfahren hierzu alles Wissenswerte von Marc Kuhn. Der Önologe war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 insgesamt 40 Jahre lang Weinkontrolleur in Diensten des „Institut viti-vinicole“ in Remich und in seiner Funktion hauptsächlich mit der Überwachung der Weingesetzgebung sowie der Beratung der Winzer beauftragt.
„Durch die zwischen Deutschland und Luxemburg bestehende Zollunion zwischen 1845 und 1919 haben viele Luxemburger Winzer ihren Wein an die Nachbarn verkauft, die ihn in erster Linie zur Sektproduktion verwendet haben“, erklärt Marc Kuhn die Anfänge des Crémants in Luxemburg. „Auch nach der Gründung der Genossenschaftskellerei und des Hauses Bernard Massard in den 20er-Jahren stand das Thema ‚Sekt‘ oder ‚Vin mousseux‘ noch nicht auf dem Programm“, erklärt der Ehrenweinkontrolleur. „Interessant zu wissen jedoch ist, dass das Champagner-Haus Mercier ab 1885 Champagner in Luxemburg produziert hat. Hier hatte man das französische Steuergesetz schlicht umgangen, um günstiger zu produzieren.“
„Duc Henri“

Es dauerte dann bis 1957, als der erste luxemburgische Schaumwein abgefüllt wurde. Die Genossenschaft hatte, zu Ehren des 1955 geborenen und späteren Großherzogs Henri, einen Schaumwein mit dem Namen „Duc Henri“ auf den Markt gebracht. Seinerzeit gab es noch kein Reglement über Methodik der Herstellung und auch keine sonstigen Vorgaben. Es gibt also eigentlich keine Tradition oder Geschichtliches zum Thema Crémant.
So richtig ins Rollen kam das Ganze erst 1986, als die europäische Kommission die Bezeichnung „Crémant“ für Schaumweine erlaubte, die außerhalb der Champagne produziert wurden, also zum Beispiel im Elsass oder an der Loire, und das galt fortan auch für das Großherzogtum, da man hier Interesse zeigte. Vorreiter war hier einmal mehr die Genossenschaftskellerei unter ihrem damaligen Direktor Constant Infalt, der in Person des damaligen IVV-Direktors Jean-Pierre Wagner Unterstützung fand. Gemeinsam mit diesen Herren machte sich Marc Kuhn auf den Weg ins Elsass, um mit den dortigen Protagonisten eine Anpassung an die Gesetzgebung auszuarbeiten.
49 Millionen Bläschen
Unangefochtener Weltmeister beim Trinken von Schaumwein sind übrigens unsere deutschen Nachbarn. Sie bringen es auf 280 Millionen Liter pro Jahr (leicht rückläufig) und 3,7 Liter pro Kopf. Die Franzosen bringen es auf 143 Millionen Liter, die Amerikaner auf 239 Millionen Liter. Eine Flasche Champagner enthält übrigens 49 Millionen Bläschen.
Startschuss für den ersten „Crémant de Luxembourg“ war dann 1991 (nächstes Jahr ist also 35-jähriges Jubiläum). Mit auf den Zug aufgesprungen waren seinerzeit die Winzerbetriebe Kohll-Reuland aus Ehnen und Laurent Kox aus Remich.
Fehlende nationale Identifikation
Mit viel Skepsis ging man das Abenteuer Crémant an. Wie kommt das beim Konsumenten an? Besteht überhaupt Interesse? „Durch die Kooperation mit der lokalen Presse und öffentliche Werbung fand das neue Produkt jedoch gleich Anklang“, erinnert sich Marc Kuhn. „Die erste Charge von Vinsmoselle war im Nu ausverkauft und weitere Winzerkollegen machten sich mit der Thematik vertraut. Heute ist die Crémant-Produktion eine der wichtigsten, wenn nicht gar die wichtigste Säule im Weinbau im Großherzogtum, denn rund 30 Prozent der Erzeugnisse sind Crémants.“

Aber wie ist es dann zu erklären, dass vom Pro-Kopf-Verbrauch an Wein von 42 Litern pro Jahr nur acht Liter auf luxemburgische Produkte fallen? „Das hat meines Erachtens unter anderem damit zu tun, dass wir im Land eine hohe Population an ausländischen Mitbürgern haben“, gibt Kuhn zu verstehen. „Der Franzose trinkt gerne den Wein aus seinem Land, ebenso der Italiener oder der Portugiese. Da müssen wir uns noch besser positionieren, denn der Luxemburger greift auch lieber zu ausländischen Weinen. Das hat für mich so etwas von mangelnder nationaler Identifikation. Wir sind das einzige Land mit einem Weinbauminister und haben den Wein sogar in unserer Nationalhymne. Da muss noch an den Stellschrauben gedreht werden, um dem Konsumenten die hochwertigen und vielfach preisgekrönten Erzeugnisse näherzubringen.“
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können