Freitag12. Dezember 2025

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RadsportLipowitz und Evenepoel jagen Pogacar im Verbund

Radsport / Lipowitz und Evenepoel jagen Pogacar im Verbund
Florian Lipowitz (links) und Remco Evenepoel (Mitte) wollten Tadej Pogacar im Sommer stürzen Foto: Jaime Reina/AFP

Florian Lipowitz kehrt im Sommer zurück zur Tour de France und teilt sich die Führungsrolle mit Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel. Der Plan des Teams Red Bull-Bora-hansgrohe ist alternativlos – doch birgt Risiken.

Florian Lipowitz und Remco Evenepoel lachten beim gemeinsamen Smalltalk und lobten einander in den höchsten Tönen. Der positive Vibe der neuen Radsport-Bromance, die Tadej Pogacar bei der Tour de France vom Thron stoßen soll, deutete sich beim ersten öffentlichen Auftritt als Teamkollegen am Rande des Trainingslagers von Red Bull-Bora-hansgrohe vorsichtig an.

Gut gelaunt, motiviert und mit gegenseitigem Respekt präsentierten sich der deutsche Shootingstar Lipowitz und Belgiens Doppel-Olympiasieger Evenepoel, die im Juli 2026 die Frankreich-Rundfahrt als Doppelspitze in Angriff nehmen sollen – und dabei doch die gleichen individuellen Ziele verfolgen.

Wie das deutsche Top-Team den kniffligen Plan im nächsten Sommer konkret ausspielen will, hängt letztlich von den Beinen auf Frankreichs Straßen ab. Am Ende soll in Paris jedoch einer der beiden Stars auf dem Podium stehen, am besten ganz oben. „Ich persönlich glaube, dass es super, super schwer bis unmöglich ist, Tadej Pogacar im Mann-gegen-Mann-Duell überhaupt zu schlagen“, sagte Teamchef Ralph Denk auf Mallorca. Den slowenischen Weltmeister und Tour-Titelverteidiger mit zwei Top-Fahrern zu attackieren, sei auch deshalb „der richtige Weg.“

Alternativloser Weg

Ein alternativloser Weg ist es dazu. Die Verpflichtung von Superstar Evenepoel zur neuen Saison war kostspielig für Red Bull-Bora-hansgrohe. Das Investment muss sich rentieren – nicht nur mit Siegen im Sattel. Nur wenige Fahrer im Peloton haben einen größeren Werbewert als der extrovertierte Ex-Weltmeister Evenepoel, eine Nicht-Nominierung für das wichtigste Radrennen der Welt ist neben sportlichen Gründen auch deshalb ausgeschlossen.

Auch Lipowitz, der im Sommer 2025 bei seinem Tour-Debüt sensationell im Weißen Trikot Dritter hinter Pogacar und Jonas Vingegaard wurde, ist eine Pflicht-Besetzung für die Frankreich-Rundfahrt. Den deutschen Hoffnungsträger und Shootingstar nach der Traum-Tour aus dem Kader zu streichen, wäre Fans, Sponsoren und auch dem Tour-Veranstalter ASO, der stets ein großes Auge auf den deutschen Markt wirft, nicht zu verkaufen gewesen. „Wir haben auch ein Stück weit Verantwortung für den deutschen Radsport“, sagte Denk. Sportlich berechtigt ist die Nominierung sowieso.

Pogacar ist gewarnt

Bedenken sind dennoch angebracht. Was tun, wenn beide Top-Stars in den Bergen auf gleichem Niveau performen? Welchen Fahrer zum Helfer degradieren, wenn sowohl Lipowitz als auch Evenepoel in der letzten Tour-Woche ähnliche Erfolgschancen besitzen? Wie die unterschiedlichen Charaktere des eher zurückhaltenden Lipowitz mit dem überaus selbstbewussten und mitunter als launisch geltenden Evenepoel als Einheit zusammenbringen?

„Für mich wird das anders. Normalerweise bin ich als alleiniger Kapitän zu den Grands Tours gefahren“, sagte Evenepoel. Er sei jedoch Profi genug, auch für jemand anderen arbeiten zu können: „Ich kenne meine Rolle, wenn es gut läuft und wenn es schlecht läuft. Ich denke, das wird für uns kein Problem sein.“

Und Lipowitz? Der freut sich ganz grundsätzlich auf die Rückkehr zur Tour – auch an der Seite von Evenepoel. „Remco und ich sind unterschiedliche Fahrertypen. Der eine hat Stärken, wo der andere vielleicht Schwächen hat“, sagte Lipowitz: „Wenn wir das gut ausspielen, können wir zusammen viel erreichen.“

Tadej Pogacar ist gewarnt.