Donnerstag11. Dezember 2025

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KarateJenny Warling packt aus: Moralische Belastung bei der FLK

Karate / Jenny Warling packt aus: Moralische Belastung bei der FLK
Jenny Warling wirft Mitgliedern des Vorstands moralische Belästigung vor Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Karate-Ass Jenny Warling bricht ihr Schweigen. Die ansonsten stets diskrete Topathletin macht in ihrem Brief an den Vorstand des Karateverbands FLK auf schwere Missstände aufmerksam.

Das Problem bei Gerüchten ist, dass sich ihr Wahrheitsgehalt nur schwer überprüfen lässt. Seit Wochen zirkuliert in der Luxemburger Karate-Bubble die Nachricht, der Verband würde sich spätestens nach der Weltmeisterschaft (Ende November) von den beiden Nationaltrainern Raphael Veras und Michaël Lecaplain trennen. Offiziell bestätigt hat sich das Ganze bislang nicht. Eltern und Athleten sind dennoch besorgt – und über die aktuellen Umstände verärgert.

Jenny Warling, seit vielen Jahren das Aushängeschild der „Fédération luxembourgeoise de karaté“ (FLK), legt jetzt den Finger in die Wunde. Ihr Schreiben an den Vorstand könnte brisanter nicht sein: „Dieses Gerücht, dass der Nationaltrainer und sein Assistent nach der Weltmeisterschaft entlassen und ersetzt werden sollen, hatte erhebliche negative psychologische Auswirkungen auf das gesamte Team und beeinträchtigte die allgemeine Stimmung.“ Klare Worte, wie man sie eigentlich nicht von der zurückhaltenden Nummer 13 der Welt kennt. Bislang hatte sich Warling noch nie öffentlich zu den vergangenen Skandalen innerhalb der FLK geäußert.

Schlimmer noch: Die Sportlerin fühlte sich in der entscheidenden Phase der WM-Vorbereitung für das Schicksal der Coaches mitverantwortlich. „Ich hatte manchmal den Eindruck, dass sich meine eigene Leistung negativ auf die Zukunft des Trainers auswirken würde. Ich möchte klarstellen, dass das Ausscheiden nichts mit der Vorbereitung zu tun hatte: Es war eine schwere Gruppe und ich hatte nicht meinen besten Tag erwischt, was bei allen Athleten vorkommen kann, auch Profis.“

Von Strassen nach Niederkorn

Neues Ziel: World Games 2029

Neben den Gerüchten um einen Trainerwechsel wurde in den vergangenen Wochen auch viel über die Zukunft von Jenny Warling spekuliert. Die -55-kg-Athletin setzte dem jetzt selbst ein Ende: „Mein neues Ziel ist es, mich für die nächsten World Games 2029 zu qualifizieren. Das ist auch der Grund, warum ich möchte, dass der Verband stabil, professionell und gerecht dirigiert wird.“ Nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft Ende November in Ägypten bietet sich ihr schon im kommenden Mai die Möglichkeit, es bei der Europameisterschaft in Frankfurt besser zu machen. (chd)

Genau wie andere Eltern und Nachwuchsathleten, die sich in einem separaten Brief an die FLK-Verantwortlichen wenden, prangert Warling in erster Linie die aktuellen Trainingsbedingungen an. Die Nationalmannschaft trainiert seit einigen Monaten nicht mehr in der nationalen Kampfsporthalle in Strassen, sondern in Niederkorn. Als Grund für den Umzug werden bei der FLK Belegung und Geräuschpegel genannt. Warling konnte in einer entscheidenden Phase vor der WM deswegen nicht regelmäßig auf ihre gewohnten Sparringspartner zurückgreifen. „Durch diesen Wechsel sind die Anfahrten für einige Athleten viel komplizierter geworden. Dies erklärt die sinkenden Zahlen bei den Präsenzen. Der Mangel an Trainingspartnern hatte für mich die Konsequenz, dass der Co-Trainer einspringen musste.“

Die 31-Jährige kann nicht nachvollziehen, dass die Qualität des Trainerduos angezweifelt wird – und die schwache Trainingspräsenz auf eine Unzufriedenheit mit den Coaches zurückzuführen sein soll. „Es ist wichtig zu unterstreichen, dass von den Athleten, die auf internationalem Niveau unterwegs sind, niemand die Kompetenzen des Trainers oder seine professionelle Herangehensweise infrage stellt. Die Kritik stammt größtenteils von denjenigen, die das Niveau für das Nationalteam nicht haben, oder deren Umfeld. Aus diesem Nepotismus heraus entsteht eine Verschiebung zwischen internen Gesprächen und sportlicher Realität.“

Unnötiger Druck

Der historisch chaotisch behaftete Karateverband wirkte für die Außenwelt über viele Monate ruhig und harmonisch. In der Vergangenheit waren es meist Vereinsvertreter, die wegen ihrer Streitigkeiten für außersportliche Skandale sorgten. Nun bläst der Gegenwind allerdings aus einer anderen Richtung. Dieser Aufschrei von Warling ist ein ernstes Zeichen. „Als Athletin, die Luxemburg seit vielen Jahren vertritt, bin ich besorgt über die aktuelle Dynamik. Die interne Stimmung, die mangelnde Transparenz bei Nominierungen, der unnötige Druck, der auf den Trainerstab ausgeübt wird, und die Art und Weise, wie verschiedene Informationen übermittelt werden – all dies kompromittiert den Aufbau einer stabilen und professionellen Mannschaft. Ich möchte unterstreichen, dass ich absolut keinen Grund sehe, das Trainerteam um mich herum zu wechseln, da ich von dessen Kompetenzen überzeugt bin, um auf höchstem Niveau weiterzumachen.“

Die Kritik von Warling richtet sich an „einige Mitglieder des Vorstands“, die seit Wochen „Gerüchte streuen, unbegründete Vorwürfe äußern und Entscheidungen ohne Absprache mit dem Trainer treffen“.

Es ist nicht abzusehen, wie sich diese Zeilen auf die Zukunft des nationalen Karate auswirken. Dass Warling nach all den Jahren als stille Beobachterin eine derartige Reißleine zieht, dürfte für alle Beteiligten aber Anlass genug sein, ein offenes Gespräch zu suchen, damit sämtliche Unstimmigkeiten und Sorgen aus der Welt geschafft werden können.

FLK-Präsident Fred Charlé: „Es sind keine Fehler passiert“

Dass der Brief von Jenny Warling für Unruhe im Vorstand der FLK gesorgt hat, daran besteht kein Zweifel. Dennoch ist Präsident Fred Charlé entspannt: „Es sind keine Fehler gemacht worden. Ich habe ein reines Gewissen. Frau Warling hat sich allerdings in ungewohnte Gewässer gewagt, da man zwischen rein sportlichen Angelegenheiten und der Zukunft eines Verbands unterscheiden muss.“ Was er damit meinte: „Sie hat immer bekommen, was sie wollte und brauchte.“ Er gab an, dass das finanzielle Budget überschritten wurde. So habe Warling in der Vorbereitung auf die WM – rund 170 Trainingsstunden inklusive Wettkämpfen und Reisen – auf die Dienste von Raphael Veras zählen können.Dessen Person steht im Zentrum der Debatte. „Natürlich habe ich von den Gerüchten gehört. Es wurde viel Klamauk gemacht. Am Donnerstag wird der Vorstand entscheiden, wie es weitergeht.“ Es ist nicht auszuschließen, dass Veras der FLK zwar erhalten bleibt, dennoch ein neuer Nationaltrainer eingestellt wird. „Wir sind als Verband dazu verpflichtet, allen Athleten zu dienen und die Zukunft im Blick zu behalten“, meinte Charlé.Auf Tageblatt-Nachfrage erklärte er auch, warum die Nationalmannschaft nun in Niederkorn trainiert. „Es handelt sich um eine Übergangslösung, bis die neue Halle in Niederanven steht. Anfang 2027 beginnen hoffentlich die Bauarbeiten. Das Training in Niederkorn findet zudem auf freiwilliger Basis statt. Es ist also niemand dazu verpflichtet, wenn es beispielsweise wegen schulischen Verpflichtungen nicht passt. Zudem ist die Distanz nicht unüberwindbar.“

Grober J-P.
11. Dezember 2025 - 9.50

Sieht nach Lokalpolitik aus. Woher kommt der Präsi eigentlich?